
Zusammenhänge verstehen und die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen: Die land- und forstwirtschaftliche Bereisung im Landkreis Würzburg wird jährlich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg organisiert, um politische Entscheidungsträger, Behördenvertreter und die Erzeuger der Region ins Gespräch zu bringen. Dr. Christiane Brunner vom AELF hatte jüngst ein entsprechendes Programm mit Beispielen zu den aktuellen Herausforderungen zusammengestellt, schreibt das Landratsamt Würzburg in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen. Darin enthalten etwa: die Not im Waldbau in Uettingen, ein familiengeführter Direktvermarkterbetrieb in Neubrunn, ein Betrieb mit dem Schwerpunkt biologische Erzeugung von exotischen Feldfrüchten in Gützingen und ein Gemüse- und Obstanbauer in Oesfeld.
Landrat Thomas Eberth, der die Informationsfahrt begleitete, sprach zu Beginn der Rundfahrt von „wahnsinnigen Herausforderungen für unsere Erzeuger“. Nicht nur die klimatischen Veränderungen mit all ihren Folgen, sondern auch die Konkurrenzsituation mit Billiglohnländern und das geänderte Verbraucherverhalten erfordern vielfach ein Umdenken für die Betriebe der Region. Den Teilnehmenden wurde aber schnell deutlich: Die Land- und Forstwirte im Landkreis Würzburg nehmen die Herausforderungen der Zukunft an und gestalten die Region aktiv mit.
Setzen Trockenschäden der Waldwirtschaft ein Ende?
Beim Wald wird es etwas schwerer werden, glaubt Christopher Traub, Bereichsleiter Forst. Inzwischen sei jeder vierte Baum in Deutschland geschädigt, so der Experte. Vor allem alte Buchenbestände hätten kaum noch Überlebenschancen. In den letzten sechs Jahren seien fünf zu trocken gewesen. Die Auswirkungen würden vor allem auf schlechten Böden, die wenig Wasser speichern können, deutlich. Eine solche Fläche liegt im Gemeindewald in Uettingen. Hier sind alle Bäume auf der Fläche geschädigt, ganz besonders aber die Bäume, die mehr als 100 Jahre auf dem Buckel haben. Sie waren früher Wasser im Überfluss gewohnt und könne sich jetzt nicht mehr umstellen. Hoffnung setze man auf die Naturverjüngung hin zu trockenresistenten Mischwäldern. In Absprache mit den Jägern müsse hier allerdings alles unternommen werden, um das Wachstum der Jungbäume zu bewahren. Es werde in Zukunft sehr schwer werden, die Waldwirtschaft rentabel zu halten, so das Resümee des Fachmanns.
Landwirtschaftliche Betriebe setzen auf Vielfalt und KI
Diversität ist das Steckenpferd von Familie Stieber in Neubrunn. Vor einigen Jahren haben sie einen Hofladen mit Selbstbedientheke eingerichtet, in dem eigene Produkte verkauft werden. Dazu gehören neben Rind, Schwein und Huhn auch Damwild, Gemüse und Obst. Nur so, sagt Juniorchef Martin Stieber, werde man auf Dauer überleben können. In Neubrunn gibt es noch zwei Landwirte und die sehen selbst gute Chancen für ihre Zukunft.
Diese Sicht hat man auch bei Familie Endres in Gützingen. Sie betreibt Biolandbau seit 2016 und hat sich seitdem auf Saatgutvermehrung und die Aufbereitung von Feldfrüchten spezialisiert. Um die Produktionskosten zu drücken, investiert die Familie in den Maschinenpark. Eine KI-gestützte Reihenhackmaschine rechnet sich für die Landwirte durch die eingesparten Lohnkosten, erklärt Benedikt Endres bei einer Vorführung auf dem Feld, wo Zuckerrüben und Sojabohnen stehen.
Michael Stolzenberger aus Oesfeld setzt bei seinem Gemüse- und Obstanbau auf seltenere Sorten. Er baut auch Meerrettich an, als einer der wenigen Landwirte in Bayern. Stolzenberger ist überzeugt, dass mit modernen Ideen die Landwirtschaft eine Zukunft hat. Das glaubt auch Landrat Thomas Eberth. Er attestiert der Landwirtschaft, dass sie schon viel weiter ist, als die Verbraucherinnen und Verbraucher im Allgemeinen denken. Auch bei Bewässerungsmethoden und dem Einsatz von natürlicher Schädlingsbekämpfung würden inzwischen neue Wege gegangen.

