„Wenn man 95 Jahre alt wird, ist das kein Verdienest, sondern ein Geschenk, für das man sehr dankbar sein muss“, sagt Heinz C. Gradt. Heute darf der ehemalige CSU-Stadtrat diesen großen Tag feiern.
Da werden Erinnerungen wach an seine Jugendzeit, die in eine schlimme Zeit fiel. Inflation, teilweise Arbeitslosigkeit des Vaters, der zudem noch an den Folgen der dreijährigen russischen Kriegsgefangenschaft in Sibirien litt, bestimmten die ersten Jahrzehnte seines Lebens. Auch wenn große Sparsamkeit angesagt war, ist sein Elternhaus stets ein Ort der Geborgenheit geblieben. So erinnert Heinz Gradt sich auch, dass seine Eltern trotzdem jahrelang seine Klavierstunden finanzierten. Als es im zweiten Jahrzehnt besser wurde, kamen der Kriegseinsatz und anschließend eine harte fünfjährige Gefangenschaft in Russland, und zwar in Karelien, das man „Kleinsibirien“ nannte. Nachdem er mit angeschlagener Gesundheit wieder heimatlichen Boden betreten hatte, traf er zum Glück seine Eltern wieder. Sie waren wie viele Würzburger ausgebombt, aber sie waren am Leben. In einer kleinen Notwohnung fand er eine Bleibe. Sein zweites Leben begann.
Zunächst mussten Ausbildung und einige Prüfungen nachgeholt werden. Danach heiratete er Anita Dyroff, die mit ihren Eltern am Winterleitenweg lebte und ihm durch ihre stete Unterstützung die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten leichter machte. Vor wenigen Wochen feierten sie Eiserne Hochzeit im eigenen Haus.
Als Heinz Gradt wieder Fuß gefasst hatte, wollte er aus Dankbarkeit und um leichter vergessen zu können etwas zusätzlich leisten, und so brachte er sich ehrenamtlich ein. Die Gründung der GDBA-Ortsgruppe wurde vollzogen, er baute mit auf und übernahm dann die Verantwortung, die den Einsatz im Bezirksvorstand und Bezirkspersonalrat mit einbezog. Einige Jahre später wurde er zum Kreisausschussvorsitzenden im Bayerischen Beamtenbund mit über 8000 Mitgliedern gewählt. Beide Organisationen betreute er über 35 Jahre.
Auch seine Partei, die CSU, der er seit 1959 angehört, hatte Aufgaben für ihn im Orts- und Kreisverband. Anschließen folgten zudem fast 14 Jahre im Würzburger Stadtrat als Fraktionsgeschäftsführer und Schatzmeister.
Da Heinz Gradt im Laufe der Zeit in über 30 Vereinen Mitglied geworden war, blieb es nicht bei Beiträgen und Spenden, sondern auch Mitarbeit war gefragt, besonders im sozialen und kirchlichen Bereich, unter anderem im Kirchenvorstand der Deutschhauskirche. „Die Arbeit ging nie aus, und das war gut so“, meint Gradt.
Sein Einsatz wurde anerkannt. Davon zeugen Ehrennadeln und Ehrenurkunden wie etwa das Goldene Ehrenzeichen des Bayerischen Beamtenbundes, Auszeichnungen als Ehrenvorsitzender und vor allem das Bundesverdienstkreuz am Bande (1977) und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1981).
Seinen besonderen Tag feiert der Jubilar mit seiner Familie, seiner Ehefrau Anita, Tochter Jutta, Schwiegersohn Klaus und den drei Enkeln Julian, Peter und Marisa. Ehrengäste aus Politik, vom Beamtenbund und von der Stadt Würzburg, Freunde und Wegbegleiter aus seinem langen Leben sind mit dabei.