
So direkt hat Hannah Staus aus Retzbach (Lkr. Main-Spessart) die Folgen von Politik noch nie erlebt. Die 23-Jährige studiert seit August vergangenen Jahres Wissenschaftsjournalismus in den USA. Im Interview erzählt sie von dem Campusleben, das seit der Wiederwahl von Donald Trump von großen Unsicherheiten geprägt ist, ihrer bewussten Entscheidung, in einen republikanisch geprägten Bundesstaat zu gehen und über die Liebe zu ihrer Heimat.
Hannah Staus: Durch einen Austausch mit meiner Hochschule kam ich schon während meines Bachelorstudiums auf die Idee, dass ich in den USA studieren möchte. Wir waren damals in Alabama an der Auburn University und als ich das erste Mal amerikanisches Campusleben erlebt habe, war ich begeistert. Ich liebe dieses Zugehörigkeitsgefühl und die Gemeinschaft. Hier spielt sich alles auf dem Campus ab, man braucht ihn eigentlich nicht zu verlassen. Auch mit den Amerikanern und Amerikanerinnen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Es gibt ja dieses Klischee, dass sie etwas oberflächlich sind. Aber die Sorge, dass ich keine tiefergehenden Freundschaften knüpfen kann, blieb unbegründet.
Staus: Zum einen ist das Programm genau das, was ich machen wollte. Ich will als Wissenschaftsjournalistin arbeiten und das kann ich jetzt schon während meines Studiums. Ich fand es aber auch spannend, in einen "Red State" zu kommen. New York oder Los Angeles sind Deutschland ähnlicher, aber hier in Montana wählen die Menschen traditionell republikanisch, auch bei der letzten Präsidentschaftswahl hat die Mehrzahl für Trump gestimmt. Ich bin seit August 2024 hier und habe den Wahlkampf miterlebt. Ich teile die Ansichten zwar nicht und unser Campus ist sehr blau, also demokratisch geprägt. Aber gerade als Journalistin ist es spannend, diese Situation live vor Ort mitzubekommen.
Staus: Ich bin sehr dankbar, dass ich gerade viele Einblicke in das Leben der ursprünglichen Einwohner der USA, also der American Indians und der Alaska Natives bekomme. Montana hat eine bedeutende indigene Bevölkerung – etwa sechs bis sieben Prozent der Gesamtbevölkerung gehört einer der ansässigen Stämme an, manche studieren am Campus. Die Uni berücksichtigt, dass sie auf einem kolonialisierten Gebiet steht, wir gehen beispielsweise gezielt in die Reservate und berichten über sie. Ansonsten ist es gar nicht so einfach, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, weil der Bundesstaat sehr weitläufig und dünn besiedelt ist. Man muss immer ein bisschen fahren, um sie zu treffen. Diese Ultra-Hochburgen mit Trump-Flaggen vor den Häusern sind weiter weg von mir. Ich verfolge aber natürlich die Nachrichten. Während es in den deutschen Medien mehr um die internationale Politik, etwa die Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine geht, liegt in den USA der Fokus mehr auf die Innenpolitik. Es ist unglaublich, was hier gerade alles passiert. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mich Politik in so vielen Facetten so direkt und schnell betrifft.

Staus: Seit dem Amtsantritt von Donald Trump haben viele Menschen ihre Jobs verloren. Bekannte, die bei der Entwicklungsbehörde USAID waren, sind plötzlich arbeitslos. Es trifft auch viele Leute, die die Nationalparks betreiben und in ihnen arbeiten. Ich bekomme das direkt mit, weil die Uni einen Fokus auf Biologie und Naturschutz hat und viele Studierende in Nationalparks geforscht und gearbeitet haben. Aber auch Gelder für Forschungen zu Demokratie oder Diversität wurden gestrichen. Allein an meiner Uni hat es gerade diese Woche wieder einen Fördertopf in Höhe von sechs Millionen Euro getroffen.
Staus: Schon nach der Wahl war gerade unter Frauen und den Nicht–weißen Männern das Entsetzen groß. Ich kenne viele, die geweint haben und sich umgeschaut haben, wo sie im Ausland studieren können. Die zweite Schockwelle hat eingesetzt, als Dinge wirklich passiert sind. Wenn Montag etwas entschieden wird, merken wir das hier oft schon am Donnerstag.
Staus: Ich studiere noch bis Mai über ein Fulbright-Stipendium. Das ist ein internationales Programm zwischen den USA und anderen Staaten. Fulbright Deutschland hat mir glücklicherweise am Anfang das Geld ausgezahlt, so dass ich weiter meine Miete zahlen kann. Es wurden ein paar Seminare gestrichen und mein Visum-Berater wurde beurlaubt, insofern betrifft es mich schon auch. Aber ich kann mein Auslandssemester hier zu Ende bringen, was nicht selbstverständlich ist, weil sämtlichen Austauschprogrammen gerade das Geld gekürzt wird. Fulbright-Studierende aus Taiwan oder Bangladesh bekommen beispielsweise ihre Unterstützung monatlich, für sie ist die Situation schwieriger.
Staus: Ich habe mich für ein Praktikum in den USA beworben, falls das klappt, bleibe ich noch etwas. Danach muss ich aber mein Masterstudium in Deutschland fertig machen. Und irgendwann will ich auch zurück in die Heimat. Ich liebe Würzburg, auch wenn es nach meinem ersten Studium Zeit war, herauszukommen. Aber wenn ich eine stabile Umgebung suche, vielleicht mit Familie, dann werde ich immer zurückkommen. Man muss nur mal weggehen, um schätzen zu lernen, was man hat.
Dies Aussage spiegelt sich nicht in den Statitistiken wider. Gerade Frauen und Latinos und Farbige haben überraschend oft Trump gewählt.
https://www.dw.com/de/us-wahl-2024-wer-hat-donald-trump-gew%C3%A4hlt-alter-geschlecht-latinos-schwarze/a-70715875
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/usa-wahlsieg-trump-100.html
Und "weinen" müssen hier in Dtl. auch viele, nachdem der große Hoffnungsträger nur Stunden nach der Wahl ein Versprechen nach dem anderen bricht und sich den links-grünen Parteien anbiedert.
Das sollten wir uns alle hinter die Ohren schreiben, damit wir uns immer daran erinnern, wenn wir mal wieder über unsere PolitikerInnen und unser politisches System schimpfen wollen. Dann fällt manche Kritik sicher ganz weg oder wird zumindest sachlicher und mit mehr Respekt vorgetragen.
Ich hoffe, dass das so kommt bzw. so bleibt. Auch wenn da
3 Jahre haarsträubende, aber nicht so zukunftslastigen Fehler gemacht wurden, wie in den Jahren vor der Ampel.
Denen wurde viele der vorhergingen Sünden leider angeheftet - Märchenstunden ohne Ende. Unsere „Neuen“ weisen da verschiedene Neuheiten auf, wo man Gemeinsamkeiten mit Trump erkennt, inkl. Rückschritt: z.B. Thema Klimawandel, Bildung und Digitales sollte ursprünglich raus, Favorisierung der Wirtschaft auf Lasten anderer und keine Innovationsambitionen, s. Energiewende, Verbrenner vorn 😢, Autoindustrie ?
Am wildesten, leichte Ähnlichkeit, das Gehabe unseres MPs und die Beleidigungen von Habeck?
Und das neue Amt von Klöckner macht Angst! Ihr verdanken wir Glyphosatverlängerungen und div. Blockierungen von Kennzeichnungspflicht in Lebensmitteln sogar schädliche Süßigkeiten für Kinder usw. - etwas Gutes bisher nicht bekannt.
Aber klar, schlimmer geht immer, s. neu die Absage der Rentenreform.
Vielleicht sollten auch Sie mal für längere Zeit ins Ausland gehen, um dort zu leben!
Dann fällt es Ihnen vielleicht leichter zu erkennen, was Sie an dem haben, was Ihnen das Leben hier in D speziell in Bayern bietet und würden die Leistungen etwas anders beurteilen.
Sie sollten wirklich dringendst solche Erfahrungen sammeln können
Wie kommen Sie denn darauf? Nur weil unsere Polit-Darsteller der Union uns Ihre Täuschungen und Hetze etwas subtiler und "seriöser" präsentieren als die völlig außer Rand und Band geratene Trump-Clique diese tut, ist das im Ergebnis für die Bürgerinnen und Bürger im Einzelfall nicht weniger folgenschwer.
Auch bei uns - insbesondere in Bayern - werden mittlerweile ungeniert Ängste und Emotionen geschürt, auch bei uns wollen eifernde Staatsanwälte Klima-Aktivisten als "kriminelle Vereinigung" anklagen, um einzuschüchtern und Menschen abzuschrecken, sich für etwas einzusetzen. Auch hier werden Menschen vom staatlichen Dienst ausgeschlossen, weil sie sich irgendwann einmal "links" engagierten (rechts scheint weniger das Problem zu sein).