Eine etwas andere Unterrichtstunde erlebten Schülerinnen der 8. Jahrgangsstufe des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an der St.-Ursula-Schule. Per Videokonferenz erläuterte Arie Rosen, 1971 in Frankfurt am Main geboren, seinen Lebensweg und Glauben ebenso wie das aktuelle Leben in Jerusalem.
Im Alter von 15 Jahren wanderte er mit seiner Mutter, der deutsch-israelitischen Autorin Dr. Lea Fleischmann, nach Israel aus. Während seines Militärdienstes gewann für ihn sein jüdischer Glaube an Bedeutung. Den Schülerinnen erläuterte er, wie gläubige Juden Schabbat feiern: Sie schalten keinerlei elektrische oder elektronische Geräte an oder aus. Das bedeutet 24 Stunden ohne Smartphone und Fernsehen, stattdessen Rückzug aus dem Alltag, Konzentration auf gemeinsame Zeit mit der Familie und Hinwendung zum Glauben.
In seinem Vortrag per Videokonferenz informiert er über die jüdische Religion, über die biblische Überlieferung und ihre Auslegung und über jüdische Bräuche. Er hält jüdische Kultgegenstände wie eine kleine Torarolle, einen Gebetsschal und einen Gebetsriemen vor die Webcam, um ihre Bedeutung zu erläutern.
Wie kochen die Juden am Feiertag ihr Essen, wenn es nicht erlaubt ist, Feuer zu machen, einen Herd einzuschalten? Wie gehen sie mit elektrischem Licht um?
Es wird deutlich, dass das Judentum trotz seiner Jahrtausende alten Geschichte und mancher fremd anmutenden Bräuche eine Religion ist, die modernste Technik nutzt, um die tradierten Vorschriften für den Schabbat einhalten zu können: Zeitschaltuhren regeln zum Beispiel das Ein- und Ausschalten des Lichtes, spezielle Kühlschränke ohne Licht stehen im Einklang mit den strengen Regeln des Schabbat.
Er betont Gemeinsamkeiten der monotheistischen Weltreligionen und zeigt, dass die christliche Sonntagskultur viele Elemente der jüdischen Schabbatfeier übernommen hat: vom Gottesdienstbesuch über die Feiertagskleidung und das festliche Essen bis hin zum Gebot, diesen Tag als Ruhetag zu begehen, nicht zu arbeiten.
Arie Rosen fragt die Schülerinnen, nach ihrer Art, den Sonntag zu feiern und lädt sie dazu ein, diesen Tag wieder stärker als Ruhetag zu nutzen, um einen bewussten Kontrapunkt zum Alltag zu setzen.
Von: Harald Retsch (Mitarbeiter der Schulleitung am Gymnasium, St.-Ursula-Schule Würzburg)