Zwei kräftige Mitarbeiter des Bauhofs wuchten auf einer Sackkarre den historischen Tresor der Gemeinde Hettstadt über den noch provisorischen Zugang ins gerade sanierte Rathaus. Den Vorgang beobachtet Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher (CSU/UBH) voller Genugtuung mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Denn die Aktion gehört mit zu den letzten Kraftanstrengungen, die mit der Rathaus-Sanierung verbunden sind. Im Mai 2017 war das Gebäude komplett geräumt worden für eine Generalsanierung und Erweiterung. Von deren erfolgreichem Abschluss kann sich die Bevölkerung am Sonntag, 21. Juli, zwischen 14 Uhr und 17 Uhr bei einem Tag der offenen Tür überzeugen.
Moderner, zeitgemäßer Chic in Kombination mit historischen ortsbezogenen Elementen im Inneren lassen erahnen, welch turbulente Ereignisse und Jahre das Rathaus der Gemeinde Hettstadt schon überstand. Mit dem Abschluss der im Mai 2017 begonnen Generalsanierung und Erweiterung ist die Geschichte des Gebäudes, und die der Gemeinde Hettstadt, um eine Episode reicher. Nicht nur, weil bei den Grabungsarbeiten zur Trockenlegung der Grundmauern Skelette zutage gefördert wurden.
Für die Sanierung ausgelagert
Viel Improvisation war gefordert für die Verwaltung der Gemeinde Hettstadt und der Verwaltungsgemeinschaft während der zweijährigen Sanierungsarbeiten. In diesem Zusammenhang war die Verwaltung komplett ausgelagert worden in das nahe St.-Sixtus-Pfarrheim. Vom Provisorium ging es dieser Tage zurück in die angestammten Räume. Den Umzug jedoch bewerkstelligte nicht etwa eine Spedition. Wie schon die Auslagerung, wird die Rückkehr ins Rathaus wieder von den Verwaltungsangestellten und Bauhof-Mitarbeitern in Eigenregie bewältigt. "Der Sommerurlaub der Bediensteten und Angestellten muss deshalb warten, bis der Umzug abgeschlossen ist", berichtet Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher.
Wuselige Betriebsamkeit herrscht deshalb derzeit noch in den sanierten Räumen des Rathauses. Während die Arbeiten entsprechend des Bauzeitenplans abgeschlossen sind, werden die Büros von den jeweiligen Nutzern gerade mit Mobiliar und internen Netzwerkverbindungen eingerichtet. Mit Sicherheit wird die Bevölkerung "ihr" Rathaus so schnell nicht wiedererkennen. Die deutlichste Veränderung vollzog das Gebäude durch einen schlichten seitlichen Anbau. Äußerlich aber sind die Veränderungen eher unauffällig.
Im Inneren allerdings müssen sich die Besucher neu orientieren. Die Büroräume der unterschiedlichen Fachbereiche wurden komplett umgekrempelt und neu angeordnet. Lediglich das Bürgermeister-Zimmer und der Sitzungssaal im Obergeschoss befinden sich noch am angestammten Platz. Dorthin, wie auch ins Dachgeschoss, gelangen die Besucher und beschäftigten künftig auch barrierefrei über einen Aufzug.
Barrierefreiheit groß geschrieben
Barrierefrei ist auch der neue Haupteingang, der sich aufgrund des vorgegebenen Geländes nun im Kellergeschoss befindet. Die dortige historische Muschelkalkmauer und die Gewölbe konnten geschickt in die Raumgestaltung integriert werden. Vom weiträumigen Foyer sind hier das Bürgerbüro, die Kassenverwaltung, sowie der Sozialraum und die Küche der Angestellten erreichbar. Einen Blickfang bildet auch eine vom örtlichen Historiker Michael Geis erstellte Sammlung historischer Fundstücke und Leihgaben mit Ortsbezug. Zu bestaunen sind diese in zwei gläsernen Vitrinen.
Der historische rote Faden setzt sich auch im Erdgeschoss fort, wo sich im Flur die Originale dreier Bildstöcke aus der Spätgotik finden. Abgüsse dieser Marterl befinden sich an verschiedenen Stellen im Ortsbereich. Neu im Obergeschoss ist ein Trauzimmer, das durch eine mobile Trennwand mit dem somit erweiterbaren Sitzungssaal verbunden ist. Den Blick fängt hier an gleicher Stelle die Darstellung des Ortspatrons St. Sixtus ein, wie sie schon im alten Sitzungssaal vorhanden war. Trotz seiner entsprechenden Anweisung zur Anbringung eines Kruzifix in allen öffentlichen Gebäuden, wird wohl Ministerpräsident Markus Söder eher nicht die Abschlusshandlung vornehmen zur Rathaus-Sanierung.
Finanzielle Punktlandung
Die Premieren-Sitzung des Gemeinderates im sanierten Rathaus ist bereits für den 7. August terminiert. "Bis dahin sollten alle Kleinarbeiten erledigt sein, bevor es dann in die Sommerpause geht", meint Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher. In ihrem Resümee attestiert Rothenbucher "allen Beteiligten eine perfekte Organisation und einen tollen Job, angefangen vom Planungsbüro bis zu den beauftragten Firmen."
Besonders erfreulich ist für die Bürgermeisterin insbesondere auch die bisherige finanzielle Abwicklung. "Hinsichtlich der Kosten zeichnet sich" nach Aussage der Bürgermeisterin "eine nicht alltägliche Punktlandung ab." Der Kostenschätzung von 3,9 Millionen Euro stehen aktuell Ausgaben von 3,75 Millionen Euro gegenüber. Hierzu erhält die Gemeinde Hettstadt Zuwendungen aus dem Kommunalinvestitionsprogramm (KIP) des Bundes, sowie aus der Städtebauförderung.
Unmittelbar nach der Sommerpause soll auch die Umfeldgestaltung des Rathaus-Areals in Angriff genommen werden. Eine offizielle Feier der Gemeinde soll es erst nach Abschluss des Gesamtprojekts geben. Dies ist für Sommer 2020 geplant.