Die zwei im Textilbereich verwurzelten Künstlerfreunde Barbara Schaper-Oeser und Walter Bausenwein feiern in diesem Jahr beide einen besonderen Geburtstag. Dem fröhlichen Anlass entsprechend, präsentieren sie ihre doppelte Jubiläumsschau bis 23. Oktober in der Spitäle-Galerie der VKU, wo es schon bei der Vernissage ziemlich turbulent zuging. Über 250 Menschen drängten sich hier in dem nicht allzu großen Ausstellungsraum.
Die beiden Künstler – 75 und 70 Jahre alt geworden – gehen in ihrer Gemeinschaftsausstellung auf das Schaffen ihres Gegenüber ein, indem sie künstlerische Elemente des anderen übernehmen und sich in neuen Werken aufeinander beziehen. In Zeiten eines übersteigerten Individualismus ist das sicher nicht selbstverständlich.
Neben einigen Einzelwerken zeigt das Duo Gemeinschaftsarbeiten wie den „Indischen Zauber“, in dem Bausenweins Batik- und Schaper-Oesers Collagentechnik in überraschender Weise miteinander verschmelzen. Auf den paarweise gehängten „Zwillingsbildern“ haben die Künstler ein und das selbe Motiv in ihrer jeweils spezifischen Handschrift realisiert – hier Batik, dort Mischtechnik auf Leinwand.
Dabei passt sich Bausenwein, der seinen Arbeiten aus Seidensamt, Seidenkokons oder Teebeuteln sonst lieber Nummern statt Titel gibt, bereitwillig seiner Kollegin an, die ihre Collagen aus Papier, Farbe, Ruß und Rost gern in der Sprache der Tuareg betitelt: „Wie soll ich meine Bilder sonst auseinanderhalten? Wenn ich einen Titel suche, frage ich meinen Mann, der ist Tuareg.“ Die Zwillingsbilder leuchten in belebendem Orangerot oder hüllen sich in gedecktere Farben, tragen aber allesamt klangvolle Namen wie „Indjaren“ oder „Adjena/Regen“. Meist stützen sie sich auf geometrische Grundformen, was ihnen eine gewisse Signalwirkung verleiht.
Auf der Empore setzt sich das Künstlerduo mit der Form des Kreises auseinander: Rostig-golden bringt Schaper-Oeser die Sonne („Tafuk“), bläulich-silbrig den Mond („Ajor“) auf Leinwand, streng kontrastiert von Bausenweins monochrom schwarzen oder weißen Kreisflächen aus Seidenraupenkokons. Gegensätzliches findet im Hauptraum auch in den Gemeinschaftsobjekten aus Blei und weißen Kokons zueinander: das Schwere und das Leichte, das Dunkle und das Helle, das Brutale und das Zarte.
Während sich all dies mehr oder weniger flach an der Wand abspielt, beziehen Schaper-Oesers Riesenspindeln aus Eisenstäben, Draht, Zeitung und Kleber auch den Galerieraum mit ein – als fernes Echo auf das Textildesign-Studium ihrer Schöpferin.