Museen müssen derzeit coronabedingt geschlossen bleiben. Daher stellen einige autistische Künstler aus Unterfranken nun digital aus. 20 ausdrucksstarke Exponate umfasst ihre virtuelle Vernissage, an der Kunstinteressierte am 29. November (dem 1. Advent) ab 16 Uhr teilnehmen können.
Veranstaltet wird die Ausstellung vom Förderverein "Stiftung Menschen und Autismus – Lebensqualität durch Beziehung". Bei ihrem ehrenamtlichen Engagement geht es den Vorsitzenden des Vereins, Rainer Uschwa und Michael Wenzel, darum, autistischen Menschen in ihrer Beziehung sowohl zu sich selbst als auch zur Gesellschaft zu fördern. 2014 haben sie daher das inklusive Projekt "Künstler im Licht" ins Leben gerufen, bei dem je ein Autist durch einen professionellen Künstler unterstützt wird und sich somit Kreativduos bilden. Als Mentoren konnten hierfür die Würzburger Kunsttherapeutin Susann Knoth und der in Veitshöchheim lebende US-amerikanische Künstler José Sanchez gewonnen werden.
Im Alltag stark eingeschränkt
Zu Beginn habe man sich allerdings "erstmal beschnuppern" müssen, denn Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung tun sich schwer, wenn ihr gewohnter Tagesablauf durcheinandergebracht wird. Beim Thema Autismus denke man "an Greta Thunberg oder andere High-Functioning-Autisten", so Wenzel. Die am Projekt teilnehmenden autistischen Menschen seien allerdings stark in ihrem Alltag eingeschränkt, jeder von ihnen bekomme in einer unterfränkischen Einrichtung Unterstützung. Ist das Eis zum betreuenden Künstler jedoch erst einmal gebrochen, stehe der Kreativität nichts mehr im Wege.
Die ausgestellten Werke lassen sich als farbenfroh, expressionistisch bishin zu abstrakt beschreiben, so wie das Bild "Bronzenebel" der Künstlerin Tihana, dessen Farbtropfen an Jackson Pollock erinnern. Manche sind auf den ersten Blick heiter, wie "Lachkamel" von Dominik Rösler. Stefan Müllers "Blue-Eyed Lady" hingegen regt den Betrachter zum Nachdenken an.
Zugang über Zoom
Für die autistischen Künstler werde die Malerei wortwörtlich zur Ausdrucksform, denn sie können sich teilweise nicht lautsprachlich äußern. Der Vereinsvorsitzende Rainer Uschwa erzählt, wie bei einem "Action Painting", also einem spontanen Erstellen eines Kunstwerks, welches die Stiftung 2018 in der Würzburger Sparkasse ausgerichtet hat, die zuvor während der Begrüßungsrede auf dem Boden sitzende Autistin Tihana, sobald es an Pinsel und Farbe ging, zielsicher drauflos gemalt habe, während sich der Direktor der Sparkasse beim Malen mehrfach den Rat der begleitenden Künstler einholen musste.
Wenzel und Uschwa hoffen nun auf regen Besuch der virtuellen Kunstausstellung. Die Gemälde können erstanden werden, aus dem Erlös der verkauften Bilder wird das weitere Fortführen des Projekts "Künstler im Licht" finanziert. Der Zugang zur Vernissage erfolgt über einen Link zu einem Zoom-Meeting, der auf der Homepage des Vereins (foerderverein-autismus.de) zu finden ist. Zusätzlich ist dort ein Katalog der Bilder sowie eine Preisliste aufgeführt.