Zum 53. Mal führt die GELA '84 dieser Tage ein Kabarett auf. Unter dem Titel "Vernetzungsgefahr" feierten die Künstler am Samstagabend in der Alten Feuerwehr in Gerbrunn Premiere. "Politisches Kabarett muss brandaktuell sein, sonst funktioniert es nicht", sagte Vorsitzender Dieter Perlowski in der Pause. "Wenn tagsüber etwas für das Stück Bedeutendes passiert, muss es abends drin sein." Da nicht jeder immer online sei, treffe man sich vor den Auftritten immer schon früh, um gegebenenfalls noch umzuformulieren.
Diese Aussage Perlowskis trifft den Kern des Stückes. Ständig online sein, gefangen in den Netzen: Nur wer sich davon befreit, kann sich den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen, etwa der Rettung der Erde.
Ernst Hartmann fordert mit seiner Erdkugel aus Plastik den Garantiefall heraus. Denn, so der Verbraucher, sie funktioniere nicht mehr richtig. "Die Sommer sind zu heiß, der Regen bleibt aus, die Bäume verdorren." Die Händlerin der Schöpfer GmbH, gespielt von Doris Wolf, wiegelt ab und sagt sinngemäß: Die Erde war zum einen schon ein Gebrauchtgegenstand. Zum anderen ist sie zuletzt nicht bestimmungsgemäß benutzt worden.
Hartmann beruft sich auf den Schöpfer der Erde – und fragt, ob dieser sie nicht gegen eine neue austauschen könne. Nein, entgegnet die Dame, die Erde sei einmalig. Der Schöpfer könne sie nur wieder reparieren, wenn der Mensch seine Vernunft und den Entscheidungswillen einsetze. Wohl wahr!
Durch das komplette Stück hindurch zieht sich eine Lehrerkonferenz. Zu den Schülern gehören alle deutschen Politiker, die auf Bundesebene etwas zu sagen haben. Rektor und Lehrer richten teils scharf, teils milde. "Merkel, Angela wirkt seit einiger Zeit befreit. Ich fürchte, sie wird uns am Schuljahresende verlassen", glaubt der Rektor. "Wieso fürchten?", entgegnet mit Caroline von Andrian-Werbung die einzige Frau in der Runde: "Manche hoffen es."
Oder Scholz, Olaf, den manche nur Olaf Schäuble nennen. Warum? "Er sitzt auf der Klassenkasse, als ob er sie ausbrüten wollte – so wie einst Wolfgang Schäuble." Oder Seehofer, Horst, der Kreide gefressen hat und die Klassentür bewacht. Oder von der Leyen, Ursula. "Eine Papiertigerin, die immer die Hausaufgaben macht", unterstreicht einer der Lehrkräfte. "Doch das hat bei anderen zu Neid und Eifersucht geführt. Es ist besser, dass sie die Schule verlassen hat." Europa lässt grüßen – oder wie drückt es einer der Akteure aus: "Wenn du versagst in allen Sparten, hast du in Brüssel gute Karten."
Überhaupt sorgt die internationale Politik auch bei der GELA für Stimmung und Sorgenfalten gleichermaßen. Greta Thunberg, Fridays for future, Donald Trump, die Plastikschwemme und Macrons hirntote Nato. Dabei wagen die Kabarettisten immer wieder einen Blick in die Zukunft, in der es keine Autos und auch keine Schnitzel mehr gibt. Uwe Demny begleitet das Stück mit Klavier, Gitarre und eigenem Gesang. Gregor Wolf glänzt einmal mehr durch sein schauspielerisches Talent – etwa als betrunkener Zugschaffner, der Andreas Scheuer ein peinliches Malheur beschert.
Die Akteure: Alex Brock, Anja Brock, Uwe Demny, Ernst Hartmann, Hildegunde Hofmann, Dieter Perlowski, Dieter Schwind, Albert Sporrer, Caroline von Andrian-Werbung, Doris Wolf, Gregor Wolf.
Die weiteren Aufführungstermine des diesjährigen Programms: 22., 23., 24. und 25. November. Beginn ist jeweils um 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr) in der Alten Feuerwehr in der Hauptstraße 7 in Gerbrunn. Kartenvorbestellung unter Tel. 0931 70 78 58.