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RANDERSACKER
Verlockende Strömungen
Künstlicher Widerstand: Stufen aus Quadersteinen erhöhen die Fließgeschwindigkeit, mit der das Umgehungsgerinne bei Randersacker zurück in den Main mündet. Landschaftspfleger Joachim Pfeifer ist mit den ersten Ergebnisse der Umgestaltung zufrieden.
Foto: Gerhard Meissner | Künstlicher Widerstand: Stufen aus Quadersteinen erhöhen die Fließgeschwindigkeit, mit der das Umgehungsgerinne bei Randersacker zurück in den Main mündet.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 23.10.2013 18:06 Uhr

Längst ist das Umgehungsgerinne an der Staustufe bei Randersacker ein Teil der Natur geworden. Trotzdem erfüllt der künstliche Bachlauf nicht alle Erwartungen, die Gewässerbiologen und Fischereifachleute in ihn gesetzt haben. Deshalb wurde jetzt nachgebessert.

Der rund 1300 Meter lange Bachlauf zweigt oberhalb der Schleuse Randersacker vom Main ab und mündet unterhalb des Schleusenausgangs wieder im Fluss. Er soll dem Main die biologische Durchlässigkeit zurückgeben, die ihm durch den Schleusenbau genommen wurde. Vor allem wandernde Fischarten, aber auch die für biologischen Zustand des Mains wichtigen Mikroorganismen sollen die Barriere so ungehindert umgehen können.

Im Oktober 2007 war der Umgehungsbach eingeweiht worden; nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Kraftwerksbetreiber E.ON, der Ausgleich für die Wasserkraft forderte, die ihm durch den Bypass verloren geht. Erst die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz machte den Weg frei für das Projekt, das am stauregulierten bis dato einzigartig ist.

Unterstützt von der Fischerzunft Randersacker überprüft die Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken seitdem regelmäßig, wie der Umgehungsbach von verschiedenen Fischarten angenommen wird. Die Ergebnisse waren zunächst ermutigend. Vor allem viele kleine und junge Fische haben den geschützten Lebensraum schnell in Besitz genommen.

Die mittlerweile üppig bewachsenen Ufer bieten Enten und anderen Wasservögeln sichere Brutplätze und seit einigen Monaten hat sich offensichtlich auch ein Biber an dem künstlichen Gewässer niedergelassen. Und auch Spaziergänger und Radfahrer freuen sich an der üppigen Natur, die mittlerweile an den Ufern des Bachs entstanden ist.

Trotzdem blieb die erhoffte Wirkung auf Wanderfische aus. Sie orientieren sich auf ihren Wanderungen flussaufwärts an der stärksten Strömung. Doch die Lockströmung, die der Bach an seiner Mündung im Main hinterlässt, ist zu schwach und verläuft sich schon nach wenigen Metern, sagt Joachim Pfeifer, Landschaftspfleger am Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg.

Hinzu kam die unerwartet starke Verlandung am Einlauf. Die großen Frachtschiffe wirbeln große Mengen Sedimente auf, die in den Bach gedrückt werden und sich im ruhigen Wasser schnell absetzen. Die Folge: Statt geplanter 1000 Liter pro Sekunde floss zuletzt nur rund halb so viel Wasser durch den Umgehungsbach.

Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamt sind deshalb jetzt angerückt, um die Gestalt des Bachlaufs den Erfahrungen anzupassen. Am Einlauf wurde die Bachsohle vertieft und die Ufer in einem weiten Schwung mit großen Quadersteinen befestigt. Mit möglich wenig Widerstand soll das Wasser in das Umgehungsgerinne einfließen können, damit sich die Sedimente nicht gleich absetzen sondern weiter mitgerissen werden.

Auch an der Mündung kamen Quadersteine zum Einsatz. Über mehrere Stufen und schmale Durchlässe muss sich das Wasser dort künftig seinen Weg suchen und hinterlässt dadurch im Main deutliche stärkere Spuren als vorher. Rund 120 000 Euro investierte das Wasserwirtschaftsamt in die Nachbesserungen. Und Landschaftspfleger Joachim Pfeifer ist zumindest fürs Erste mit dem Ergebnis zufrieden. Durch den höheren Durchfluss ist der Wasserstand um rund 20 Zentimeter angestiegen.

Dass es immer wieder zu Korrekturen an dem Bach kommen muss, war abzusehen. Er ist nach wie vor ein Pilotprojekt, an dem Flussbau-Experten Erfahrungen sammeln wollen. Durch den Erlass einer europäischen Wasser-Rahmenrichtlinie, nach der auch die Durchlässigkeit der Fließgewässer verbessert werden muss, hat das Lehrbeispiel in Randersacker zusätzliche Bedeutung gewonnen. Erst kürzlich war eine Delegation aus Slowenien dort zu Gast, erzählt Joachim Pfeifer.

Neu gestaltet: In einem weiten Bogen, der wenig Widerstand bietet, läuft das Mainwasser künftig oberhalb der Schleuse Randersacker in den Umgehungsbach.
Foto: Gerhard Meissner | Neu gestaltet: In einem weiten Bogen, der wenig Widerstand bietet, läuft das Mainwasser künftig oberhalb der Schleuse Randersacker in den Umgehungsbach.
 
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