Einen etwas ungewöhnlichen Zugang zum MINT-Bereich, also den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, tat sich vor zweieinhalb Jahren für eine Gruppe von Schülern mit ihren betreuenden Lehrkräften Florian Götz und Andreas Gredel auf: Sie gründeten eine Oldtimer-AG, ersteigerten im Netz alte Simsons S51 nebst zahlreichen Ersatzteilen und begannen zu schrauben, zu schweißen und zu polieren.
Dabei war professionelle Hilfestellung dringend vonnöten, die schnell und unkompliziert angeboten wurde: Die KFZ-Abteilung der Bereitschaftspolizei Würzburg stand mit Rat und Tat zur Seite und stellte bei spezielleren Arbeiten Räumlichkeiten zur Verfügung. Schließlich galt es, Mopeds in Gang zu setzen, die nicht nur wie ein Liebhaberstück aussehen, sondern auch den TÜV bestehen.
Elternbeirat und Förderverein der Schule waren sofort Feuer und Flamme und unterstützten mit Begeisterung von Anfang an das Projekt finanziell. Wie die betreuenden Lehrkräfte herausstellten, gab es einige Untiefen zu umschiffen, sei es bei der Instandsetzung korrodierter Fahrzeugteile oder der Neuproduktion von Verschleißmaterial. Die 3D-Druck-AG, ein weiteres Wahlfach der Schule aus dem MINT-Bereich, stand bereit, etwa um gummierte Griffe oder Schlüsselanhänger mit Schullogo herzustellen, die Näh-AG steuerte Werkzeugtäschchen bei, die die Simsons zu einem echten Hingucker werden lassen.
Die Arbeit der Oldtimer-AG war dem Kultusministerium den diesjährigen MINT-Preis wert. Andreas Hochholzer vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft überreichte den Preis, Thomas Weber als Vertreter der bayerischen Wirtschaft betonte, wie wichtig es sei, junge Menschen systematisch an die MINT-Berufe heranzuführen - dafür ist ein breites und stressfreies Betätigungsfeld in der Schule eine gute Grundlage. Der Ministerialbeauftragte Karlheinz Lamprecht lobte das Angebot der Schule im MINT-Bereich.
Schulleiter Marcus Ramsteiner, selbst passionierter Motorradfan, juckte es sichtlich in den Fingern, als Robin, ehemaliges Mitglied der Oldtimer-AG, die frisch restaurierte Simson 51 anließ und dann eine Menge Qualm in der Aula aufstieg - die Simson ist tatsächlich fahrbereit. Ein Riesenerfolg der gesamten Truppe, die mittlerweile erfreulicherweise auch drei Schülerinnen umfasst. Die Oldtimer-AG plant, so Florian Götz, nun die nächsten Schritte: Mit der TU Berlin wurde ein Projekt zum Einbau eines E-Motors in eine weitere Simson vereinbart, und die Gründung einer Schülerfirma, die die weiteren Ideen betriebswirtschaftlich begleitet, ist ebenso in Planung. In Zukunft werden also weitere glückliche Besitzer mit einer Sonnemann-Simson durch die Landschaft flitzen können, dann sogar CO2-neutral.
Von: Marc Weippert (Konrektor Leopold-Sonnemann-Realschule)