Im März 2015 verkündete Heimatminister Markus Söder den Umzug des Staatsarchives aus Residenz und Festung auf die Kitzinger Konversionsflächen. Gut zehn Monate später wird der Widerstand von Opposition und Archiv-Fachleuten immer lauter hörbar. Am Montagnachmittag kamen rund 50 Interessierte zu einem runden Tisch ins CVJM-Haus am Josef-Stangl-Platz. Eingeladen hatten die Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Grüne), Georg Rosenthal (SPD) und Hans-Jürgen Fahn (Freie Wähler).
Kerstin Celina begann mit den Berichten der Abgeordneten über die Ergebnisse ihrer parlamentarischen Anfragen zur Verlagerung. So habe sich herausgestellt, dass die Verlagerung im Rahmen der bayerischen Heimatstrategie in der Tat ausschließlich strukturpolitische Gründe habe. „Dies wurde mir auf meine Anfrage hin bestätigt. Kitzingen hatte bis dahin noch nichts abbekommen und war eben an der Reihe.“ Die Auswirkungen auf den Archivstandort Würzburg seien erst im Nachhinein klar geworden, dies sei im politischen Prozess nichts Ungewöhnliches.
Diesen Eindruck bestätigte auch Georg Rosenthal, Mitglied im Wissenschaftsauschuss des bayerischen Landtages. „Zu den meisten Anfragen, die ich seit Juni 2015 zu diesem Thema gestellt habe, lautete die Auskunft: Es können noch keine konkreten Aussagen gemacht werden“, berichtete der SPD-Abgeordnete. Im Zuge das Umbaus der Festung sei eben überlegt worden, wo das neue Landesmuseum seinen Platz finden könne. Da sei das Staatsarchiv immer ein Störfaktor gewesen.
„Und so hat man beschlossen, es im Zuge der Behördenverlagerung nach Kitzingen zu geben. Dabei hat man aber übersehen, dass das Archiv keine Behörde ist, sondern ein Kulturgut und die kulturelle Erinnerung einer ganzen Region“, so Rosenthal. Dies zeige auch die eindrucksvolle Liste der gemeinsamen Forschungsarbeiten mit dem Stadtarchiv, dem Archiv und der Bibliothek des Bistums und dem Archiv der Universität.
Sicherlich benötige Kitzingen für die Konversion der früher von den Amerikanern genutzten Flächen die Unterstützung des Freistaates. Aber da halte er die Verlagerung eines Teiles des Wissenschaftstandortes Würzburg für falsch. „Man muss die Forschung erleichtern, nicht erschweren, und die Arbeitsbedingungen für die Forscher, die aus ganz Europa kommen, nicht verschlechtern, sondern verbessern“, so Rosenthal. Da gehe es aber auch um die Erreichbarkeit des Archivs für Studierende mit dem ÖPNV, mehrfach am Tag. „Wenn man das betrachtet, ist Unterdürrbach ja schon weit.“
Rosenthal könnte sich zum Beispiel eine Hochschule für Weinbau oder die Verlagerung des Amtes für ländliche Entwicklung mit über 220 Arbeitsplätzen von Würzburg nach Kitzingen vorstellen. „Dieses habe ich auch bereits vorgeschlagen“, sagte er auf die Frage des Kitzinger Stadtrats Manfred Marstaller, Fraktionsvorsitzender der UsW-Fraktion von Oberbürgermeister Siegfried Müller, was denn dann nach Kitzingen kommen solle. Nun nur „zurückzurudern, werde in München wohl als Gesichtsverlust für den Minister betrachtet. Dabei würde ein Umdenken viele in der Staatsregierung ehren.
Hans-Jürgen Fahn betonte, Kitzingen habe nach dem Abzug von 15 000 Amerikanern auf jeden Fall strukturellen Bedarf. „Aber bringt ein Umzug des Archivs Kitzingen so viel, wie es Würzburg gleichzeitig nimmt?“, fragte der Abgeordnete. Das Würzburger Archiv sei eines der vier größten in Bayern und müsse in Würzburg bleiben. Gleichzeitig müsse Kitzingen aber auf jeden Fall einen Ausgleich bekommen. „Ich glaube, da ist insgesamt noch gar nichts entschieden“, so Fahn.
Ein Neubau in Kitzingen würde geschätzte 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Und das wäre dann noch nicht einmal der optimale Standort, so Fahn. „Ich kann die Stadt Kitzingen verstehen, aber dann sollte man doch einen gemeinsamen Weg für Kitzingen und Würzburg finden. Man muss doch nur fragen, welche Verlagerung würde Kitzingen etwas bringen“, so der Abgeordnete.
Auch Dr. Irmgard-Christa Becker, extra angereiste Vorsitzende des deutschen Verbandes der Archivarinnen und Archivare, stieß ins gleiche Horn. Die Verlagerung bedeute, ein Geflecht zu zerstören, das über Jahrhunderte gewachsen sei, sagte sie. „Die Archive hier sind gut erreichbar und eng vernetzt, nach Kitzingen muss man immer fahren. Das war eine politische Entscheidung, sollte aber eine fachliche Entscheidung sein“, so Becker.
Kitzingen kämpfe seit fast zehn Jahren um neues Leben auf den verwaisten Flächen, brachte der stellvertretende Bürgermeister der großen Kreisstadt, Stefan Güntner (CSU), in die Diskussion ein. „Da sagen wir jetzt nicht, das wollen wir nicht.“ Seit Jahrzehnten sei die Stadt von der Automobilindustrie geprägt und man suche nun einen Branchenmix. „Wir sind nicht zur Staatsregierung und haben gesagt, wir wollen das Staatsarchiv, das müssen andere entscheiden. Aber keine andere Stadt ist so von der Konversion betroffen wie Kitzingen.“
Manfred Marstaller appellierte an die Abgeordneten, „das ganze Paket zu behandeln und mit in die öffentliche Diskussion zu nehmen, also nicht nur zu sagen, das Archiv soll nicht nach Kitzingen, sondern auch sagen, was dann an Stelle dessen dorthin soll.“
Am 18. Februar um 18.30 Uhr soll das Thema bei einem weiteren Runden Tisch am gleichen Ort erneut erörtert werden, kündigte Georg Rosenthal abschließend an. „Da geht es ja nicht nur um ein paar Akten.“
Unsere Bürokratie hätte jetzt wirklich wichtigeres zu tun und der Heimatminister auch.
Beispielsweise durch eine Behördenverlagerung. So wie in Viechtach vielleicht, vielen Autofahrern wahrscheinlich gut bekannt. Also eine größere Behörde mit vielen Arbeitsplätzen aber wenig Publikumsverkehr. Noch besser wäre eine Institution mit regionalem Bezug.
Aber doch bitte nicht das Staatsarchiv, auf dessen gute Erreichbarkeit viele Nutzer angewiesen sind und dessen Standortwechsel der Stadt Kitzingen nur sehr, sehr wenig bringt, wie gipsy45 treffend beschreibt.
Diese Idee ist ein einziger Södsinn!
Vermutlich hat Söder keine Ahnung von Forschern. Diese nehmen sich ihr Essen und Trinken mit ins Archiv, um nur keine Minute der kostbaren Forschungszeit zu verlieren.
Und die 17 Arbeitnehmer, die mit dem Archiv dann nach Kitzingen kommen werden, bringen, selbst wenn sie nach Kitzingen umziehen würden, diese Stadt auch nicht zum Erblühen.
Was soll das Ganze dann eigentlich sein?
Nichts anderes als eine Schnapsidee!!
Und dann natürlich zur Verdeutlichung der Standhaftigkeit gar nie nicht von der einmal gefassten Entscheidung abweichen, egal ob sinnvoll oder nicht.
Der Wähler wirds ihm schon danken, denkt er vielleicht...
MfG