Digitaler Druck und viel Freizeit machen es möglich: Der Unternehmensberater und Schriftsetzer Hans-Joachim Grassmann bringt ein Buch heraus. Mit neuester Technik befolgt er alte Handwerksregeln der Buchherstellung.
„edition roman h.“ heißt die illustrierte Buchreihe, deren Starttitel „Das kleine Bilderbuch“ ungewöhnlich gut in der Hand liegt. Der Umschlagbezug fühlt sich samtig an, ist aber abwaschbar. Fadengeheftet. Das Papier riecht haltbar und ehrwürdig. Und es steht was drin: 25 Tiergedichte von Roman Herberth.
Das Genre Tiergedicht hat in einer kleinen Nische der Gegenwartsliteratur überlebt, und die scheint voll zu sein. Voll mit der mächtigen Erscheinung des Harry Rowohlt, gleich daneben Robert Gernhardt und der freilich schmalere F. W. Bernstein, der mit lediglich zwölf Zeilen „Großmacht Wachtel“ die Messlatte sehr hoch gelegt hat.
Mit Bernsteins Unsinnspoesie teilt Roman Herberth eine erfrischende Bedenkenlosigkeit. Saubere Rhythmik und Reimkunst sind bei ihm Ehrensache. Sein Alleinstellungsmerkmal im 21. Jahrhundert: Er hat die Gedankenführung bei gleichzeitiger Empathie von Erich Kästner übernommen: Der Leser darf beim Schmökern nur nicht immer zu den schützenswerten Küken halten. Er muss auch dem Habicht und dem Fuchs ihr Leben gönnen.
Gedacht ist die Auswahl zum Vorlesen für Kinder. Tatsächlich werden aber selbst Erwachsenenköpfe ihre Freude an den „tolerierten Eseln“ und an einer „frohlockenden Schweinerei“ haben. Kindern im kritischen Fragealter sollte man die Verse allerdings vorenthalten. Die Kleinen könnten den Vorleser sonst in arge Verzweiflung treiben.
Der Trompeter, IT-Fachmann und Autor Herberth ist ein vielseitiger Mensch. Er unterhält eine fruchtbare Korrespondenz mit Tierzeichnern und -malerinnen. Gemeinsam mit seinem neuen Verleger Grassmann konnte er beherzt in seine große Sammlung von Tier-Cartoons greifen, um die passendsten Illustrationen für das kleine Bilderbuch zusammenzusuchen.
Dann druckte er die ersten 50 Exemplare dieses Kleinods im schönen Format 21 auf 21 Zentimeter. Wenn es gut läuft, wird nachgeordert. Und nicht nur das. Es wird auch nachverlegt. Bei hinreichendem Publikumsinteresse an „Wohnmobilschnecken“ folgt bald ein weiterer Band der Herberthschen Einfälle. Dabei soll die Reihe „edition roman h.“ gar nicht auf Werke ihres Namensgebers beschränkt bleiben. Wenn es sehr gut läuft, wird die Serie zum Forum für Texter und Illustratoren der Region und darüber hinaus.
Vorerst auf die Stadt Würzburg beschränkt sich der Vertrieb des neuen Grassmannschen Verlags „Bild, Text & Mehr“. Zunächst ist „Das kleine Bilderbuch“ lediglich in den Buchhandlungen Neuer Weg, Knodt und Dreizehneinhalb erhältlich, und das zum Preis von 11,50 Euro. Davon geht ein Euro an die Station Tanzbär für schwerstbehinderte Kinder in der Missio-Klinik.
Apropos Bär, hier ein kleiner Reim als Beispiel dazu: „Der Brummbär lästert alle Tage. Den Sonnenschein stellt er in Frage.“