Im Ringen um die Überarbeitung der Schutzgebietsverordnung aus dem Jahr 1967 zu dem bestehenden Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Mainufer und Volkenberg" verhärten sich die Positionen der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt sowie der Gemeinde Erlabrunn mit ihren Interessengruppen aus Obst- und Weinbau zunehmend. Deutlich wurde dies laut Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) und Stellvertreter Jürgen Ködel (CSU/FLE) bei einem Treffen mit UNB-Vertretern unter Beteiligung von Landrat Thomas Eberth. Der Vermittlungsvorschlag der Gemeinde stieß bei den Behördenvertretern auf Ablehnung.
Auf den Tisch legten die Gemeindevertreter auch eine von rund 70 Personen unterzeichnete Stellungnahme einer als Interessenvertretung gegründeten Gemeinschaft betroffener Grundstücksbesitzer von Streuobstwiesen. Deren Bedenken gelten insbesondere den bürokratischen Auflagen, die innerhalb eines LSG bei der Bewirtschaftung der Flächen gelten. Daneben reduziert sich laut Bürgermeister-Stellvertreter Jürgen Ködel die Fördersumme zur Bewirtschaftung drastisch von 280 Euro auf 40 Euro je Hektar.
Gar als Damoklesschwert empfinden die Betroffenen die nach wie vor durch die EU-Kommission drohenden, als "Green Deal" bezeichneten Auflagen zur angestrebten Klimaneutralität. Von einem durch UNB-Fachbereichsleiter Thomas Pabst bei dem Treffen vorgelegten neuerlichen Vorschlag zeigten sich Benkert und Ködel jedoch ebenso enttäuscht wie von dessen Argumentation. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates berichteten die Bürgermeister dem Gemeinderat.
Winzer plagen Existenzängste
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung zwischen UNB und Gemeinde ist die von der Behörde beabsichtigte Überarbeitung der Schutzgebietsverordnung zum bestehenden LSG "Mainufer und Volkenberg". Dessen aktueller Umfang überdeckt die Gemarkung lediglich zu 28,6 Prozent. Nach ersten Planungen der UNB soll das künftige LSG jedoch 208,1 Hektar, somit rund 52 Prozent der Gemarkungsfläche umfassen. Darin enthalten sind nach Einschätzung von stellvertretendem Bürgermeister Jürgen Ködel (CSU/FLE) rund 75 Prozent aller durch Streuobst, Weinbau und Landwirtschaft genutzter Flächen. Die öffentliche Präsentation des UNB-Entwurfs im November letzten Jahres löste innerhalb der Bevölkerung nicht nur eine hitzige Diskussion aus. Insbesondere unter den Winzern entstanden daraus Existenzängste.
Einer Überarbeitung des LSG steht die Gemeinde dennoch grundsätzlich offen gegenüber. Jedoch dürfe dadurch weder der Obst- und Weinbau, noch das Vereinsleben und örtliche Traditionen eingeschränkt werden, so die Auffassung im Gemeinderat. Unter dieser Prämisse erarbeitete das Gremium zu Jahresbeginn einen eigenen Alternativvorschlag. Nach dem einstimmig verabschiedeten Konzept befinden sich 31,3 Prozent der Gemarkungsfläche, somit 125,4 Hektar, im Schutzgebiet. Parallel zur Ausarbeitung dieses Vorschlags machten sich alle im Kreistag vertretenen Fraktionen auf Einladung der Gemeinde vor Ort sachkundig. Daraus resultiere laut Bürgermeister Thomas Benkert "eine breite Rückendeckung quer durch alle Fraktionen für die berechtigten Interessen der Gemeinde."
Zum Treffen im Landratsamt habe UNB-Fachbereichsleiter Thomas Pabst einen neuerlichen Vorschlag zu den als Schutzgebiete ausgewiesenen Bereichen vorgelegt, berichtete Benkert dem Ratsgremium. Dieser sieht eine Überdeckung von 44 Prozent der Gemeindefläche vor. Entgegen des Vorschlags der Gemeinde soll die Fläche der Badeseen darin nicht enthalten sein. Und: Aus dem bisherigen UNB-Vorschlag wurde im nördlichen Bereich der Gemarkung lediglich auf die landwirtschaftlichen Flächen beidseitig zur Staatsstraße 2300 verzichtet.
"Einwände der Gemeinde kaum registriert"
Der Uferstreifen vom Main bis zum Radweg soll im LSG ebenso enthalten bleiben wie der komplett mit Streuobst besetzte Volkenberg-Hang", berichtete Benkert. "Weil es schön ist", so die Begründung der UNB, die Ködel als "dürftige Argumentation" bezeichnete. Auch seien laut Ködel nach wie vor noch Weinberge enthalten. Über somit "kaum registrierte Einwände und Begründungen der Gemeinde durch die UNB" zeigte sich Katja Hessenauer (CSU/FLE) verwundert. Nach Überzeugung von Florian Kuhl (FDP) "ist die Landschaft in Erlabrunn genau deshalb so schön, weil sich die Menschen hier über Generationen mit Herzblut darum gekümmert und bemüht haben."
Wenngleich Ködel nach derzeitiger Tendenz einen Schulterschluss zwischen UNB und den Interessen der Gemeinde nicht für möglich hält, plädierte der Gemeinderat für die Ausarbeitung eines weiteren Alternativvorschlags. Dieser soll dem Gemeinderat zur Sitzung am 11. April zur Beschlussfassung vorliegen.
Gleichzeitig informierte Bürgermeister Thomas Benkert, dass eine Sitzung des Kreis-Umweltausschusses am 17. Mai stattfindet. "Sollte die UNB weiterhin die Interessen der Gemeinde, Obst- und Weinbau ignorieren, vertrauen wir für die entscheidende Kreistagssitzung notfalls auf die von den Fraktionen vorliegenden Stellungnahmen", erklärte Benkert.