Eines der viel inszenierten Werke von Henrik Ibsen steht in der Inszenierung von Uwe Bergfelder auf dem Spielplan der Theater Werkstatt: "Hedda Gabler". Das 1890 uraufgeführte, zeitlos klassische Stück zeigt die Abhängigkeiten, gegensätzlichen Lebensentwürfe, Nöte, Wunschvorstellungen in einer bürgerlichen Gesellschaft. Die gleichnamige Hauptfigur ist eine fast durchwegs unsympathische Antiheldin: arrogant, anspruchsvoll, egoistisch, rücksichtslos, manipulativ, eifersüchtig, lieblos, destruktiv – und einsam. Eine Frau, die eingeschnürt im Korsett der geltenden sozialen Regeln enorme negative Kraft entwickelt und diese am Ende der auf zwei Tage und eine Nacht komprimierten Geschichte gegen sich selbst richtet.
Dabei deutet initial alles auf beste Voraussetzungen für ein gelingendes Leben der aus besseren Kreisen stammenden Generalstochter Hedda Gabler (glänzend gespielt von Rebekka Dietz): Die junge Frau ist frisch verheiratet mit dem aufstrebenden Kulturhistoriker Dr. Jørgen Tesman (Maximilian Reger), bezieht mit ihm nach mehrmonatiger Hochzeitsreise das ihr adäquate Haus, wo seine Tante Juliane (Daniela Wenzel) und Dienstmädchen Berte (Sophia Memmel) alles vorbereitet haben.
Weder finanzielle Mittel noch Stil
Doch nach und nach kommt heraus, dass Hedda sich in dieser Versorgungsehe mit dem von ihr ungeliebten Spießer langweilt, dass er weder die finanziellen Mittel noch den Stil hat, ihr das versprochene Luxusleben zu ermöglichen. Sie verspottet ihn und seine Verwandten, macht ihn lächerlich. Bestens kommt das zur Geltung in der witzigen Hut-Szene und durch die Requisiten, die auf die unüberbrückbaren Gegensätze des Paares verweisen: Pantoffeln (für den rollengemäß blassen, schlaffen Jørgen) und Pistolen, mit denen Hedda spielt.
Doch selbst als Tesmans beruflicher Aufstieg durch das Auftauchen von Ejlert Løvborg (Nick Danilcenko), einem genialischen, aber zerrissenem, labilen Charakter, infrage steht, hält Hedda an der Ehe fest: "Ich steige nie aus", weist sie die Avancen des Besuchers Amtsgerichtsrat Brack, dem David Scheller den erforderlichen Macht-Touch gibt, ab.
Das Schicksal spielt ihr in die Hände, gibt ihr mehr als einmal Macht über ihre Mitmenschen. Besonders über Løvborg, der trotz der Zusammenarbeit mit der lebensmutigen Thea Elvsted (Adeliya Sagitova) noch immer unglücklich in Hedda verliebt ist. Ihn treibt die Ästhetin, die an ihrer Langeweile und existenziellen Leere leidet, in den "schönen Tod" und bahnt damit und durch ihre konsequente Haltung, ihre Nicht-Erpressbarkeit den eigenen an.
Das Premierenpublikum spendete dem famos agierenden herzlichen Applaus.
"Hedda Gabler" steht bis 23. März auf dem Programm der Werkstattbühne. Karten unter: Tel.: (0931) 59400.