
"Die kleinen Säle sind die geilsten", ruft Oberfetzer Jürgen Reinhart begeistert, kurz nachdem er im Goßmannsdorfer Sportheim zum dritten Auftritt des Abends eingelaufen ist. Die Hettstadter Guggemusik hatte dort absolut leichtes Spiel. Die Krackenblitze und ihr Publikum waren bei ihrer ersten Prunksitzung von Beginn an in bester "Franken Helau"-Laune. Gefeiert wurde "Krack flieg!" absolut stimmig mit einem begeistert mitmachenden Saal, mit Abordnungen der Hettstadter Häracha und der Faschingsgesellschaft Illesheim – und das nicht nur, weil man die Akteure kennt.
Hatte die Purzelgarde als gänzlich neue Formation, noch dazu als Schweinchen "Peppa Wutz"-Gewusel den "Oh-wie-niedlich-Bonus", brachte die Juniorengarde mit ihrem locker-fluffigen Marschtanz die Schwingungen auf der Bühne professionell mit charmantem Lächeln ins Publikum. Nach sportlich-tänzerischen Kriterien zeigte sich hier eine starke Formation, die sehr erfolgreich an der Akkuratesse der Schritte und Figuren gearbeitet hatte, noch dazu, ohne dass es ihr auch nur eine Sekunde anzumerken war. Andere verausgabten sich mehr - und legten trotzdem einen glänzenden Abend hin. Was die Krackenblitze in der Gesamtschau zeigten, war Fasching, wie man ihn sich wünscht: unverbissener Spaß, aufgeweckte Akteure vielerlei Funktionen, der Höhepunkt eines starken Miteinanders, das hier von starken Familien-Dynastien gelebt wird.

Bei sechs Tanzformationen – sogar mit Tanzmariechen, das seine Figuren aus dem Boden hochrollt und einem Mini-Männerballett, das von wilden Fangeles-Spielern zu seriösen Detektiven ausgebildet wurde – arbeiten die Krackenblitze vor allem im tänzerischen Bereich. Sie liefern stimmige Bild-Musik-Aussagen wie beim Pokerface-Kartenspiel und dem mexikanischen Tag der Toten, faszinieren mit der aufwändigen Kostümierung einer Terrakotta-Armee und bieten richtig anspruchsvolle, ideenreiche Choreographien, nicht zuletzt beim Männerballett. "Rocker", als Show war eine Hommage an den MC Flying Skull Kitzingen und bezog den Motorrad-Club ein. Als Pächter des TSV-Sportheims verdienten sie sich ein dickes Lob für die Gastfreundschaft und Bewirtung. Mehr noch, die Gesellschaften mischten sich, serviert wurde wippenden Schrittes.
Was an Bütten ohne Bütt geboten wurde, zeigte im Falle von Kinderprinz Luis Drescher, welch Potenzial in den eigenen Reihen steckt. Der frühreife Neunjährige wäre nämlich lieber schon 18 gewesen und hätte richtig losgelegt. Der Vortrag jedenfalls war schon total "richtig losgelegt". Sitzungspräsident Kilian Herget wähnte hier seinen Nachfolger für die eigene top Moderation. Ganz brauchbare Tipps, um als Biertrinker oder mit Äppelwoi-Kultur-Migrationshintergrund bei einer Weinprobe gegen die schlimme Fachsimpelei um "Suizidaromen" anstinken zu können, kamen von Bertram Dehn (KG Kitzingen).
Der große Knaller aber war der "Sketch ohne Worte". Mit grotesken Gegensätzen gesellschaftliche Unterschiede symbolisierend, schaukelten zwei Pärchen auf der Parkbank allein mit ihrem Minenspiel und ein paar Gegenständen aus den Taschen das Publikum von vereinzeltem Kichern zu johlendem Gelächter hoch. Einen Elferrat mit guter Sicht schmiss es fast vom Stuhl. Fazit: Der Elferrat ist entschlossen, seinen prominenten Posten zu verlassen und das Schauspiel bei der zweiten Prunksitzung von vorne zu betrachten.
Der Sketch war neben Sandra Fürst, Lukas Lang und Thomas Hettrich der große Auftritt von Gesellschaftspräsidentin Monika Herget, die an diesem Tag zudem Geburtstag hatte und deshalb ausgiebig mit dem Titel "Seniorenpräsidentin" geneckt wurde. Von den Fasenachtern wurde die mit dem "Till von Franken"-Ausgezeichnete, seit 1988 als Multitalent agierende Krackin vor der Pause mit "kleinem Finale" zur Verabschiedung der Kinder und zuletzt mit "großem Finale" gefeiert.