Das Dach der frisch sanierten Grund- und Mittelschule wäre der ideale Platz für eine Photovoltaikanlage. Davon hat sich der in Marburg ansässige Verein „Sonneninitiative e.V.“ überzeugt und im Finanz-, Haushalts- und Stiftungsausschuss sein Konzept zur Errichtung einer Bürgersolaranlage vorgestellt. Ein ähnliches Konzept gibt es auch für die Grundschule Goßmannsdorf.
Das plötzliche Auftauchen des Vereins und seines Angebots sorgte im Ausschuss für leichte Verstimmung, denn in Ochsenfurt gibt es mit der genossenschaftlich organisierten „Bürgerenergie“ bereits seit Jahren einen ähnlichen Anbieter. Allerdings sei die Bürgerenergie erst wenige Tage vor der Sitzung des Ausschusses ebenfalls um ein Angebot gebeten worden, sagte Manfred Singer auf Anfrage der Redaktion. Singer sitzt für die CSU im Ochsenfurter Stadtrat und ist außerdem technischer Vorstand der 2011 bestehenden Bürgerenergie.
Ochsenfurter haben Vorrang
Weil die Ochsenfurter Genossenschaft noch Zeit braucht, um für die beiden Schulgebäude ein Angebot zu erstellen, blieb es in der Ausschusssitzung zunächst bei einer Präsentation des Konzepts der „Sonneninitiative“, beschlossen wurde noch nichts. Der Verein hat in Ochsenfurt Folgendes vor: Die „Sonneninitiative“ pachtet die beiden Schuldächer für 20 Jahre von der Stadt und baut und betreibt dort die Photovoltaikanlagen.
Einzelne Module könnten dann von Bürgern gekauft werden, erklärte Volker Klös in der „Sonneninitiative“ in der Sitzung. Den Vorrang bei der Vergabe der Module sollen Ochsenfurter Bürger haben. Erst, wenn sich dort keine weiteren Interessenten finden, wird auch Bürgern des Landkreises Würzburg und zuletzt Auswärtigen der Kauf von Module angeboten. Käufer können sowohl natürliche als auch juristische Personen sein.
Anlagenbau ohne Fremdkapital
Beim Bau der Anlagen verzichtet der Verein auf Fremdkapital. Nicht erwünscht ist nur ein einziger Käufer, denn die Anlagen sind ausdrücklich als Bürgersolaranlagen konzipiert. Da die 2003 gegründete „Sonnenintiative“ eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 200 Anlagen gebaut und dafür rund 1600 Erwerber gewinnen konnte, kann Volker Klös auf einige Erfahrungswerte zurückgreifen. In der Regel, sagte er, investiere ein Erwerber zwischen 5000 und 15 000 Euro. Für vier Module müsse man etwa 1200 Euro rechnen.
Der Verein ist schon seit Längerem in der Stadt und im Landkreis Würzburg aktiv. Er hat unter anderem Bürgersolaranlagen auf den Dächern der Stadtreiniger in Würzburg, der Real- und der Volksschule in Höchberg sowie des Bauhofs in Margetshöchheim errichtet. Auf dem Dach der Ochsenfurter Grund- und Mittelschule wäre auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern eine Anlage mit 926 Modulen möglich. Deutlich kleiner fiele die Anlage in Goßmannsdorf mit einer Fläche von 400 Quadratmetern und 286 Modulen aus.
Strom wird an der Börse verkauft
Der produzierte Strom soll zunächst in den Gebäuden selbst verbraucht werden. Der Überschuss wird an den örtlichen Energieversorger abgegeben. Da die Anlagen eine bestimmte Größe überschritten, müsse zwingend ein Direktvermarkter eingeschaltet werden, der einen Teil des Stroms an der Börse verkaufe, sagte Klös. Für die Anlage auf der Grund- und Mittelschule rechnet Klös mit Investitionskosten von rund 300 000 Euro und einem jährlichen Ertrag von etwa 27 000 Euro.
Die „Sonneninitiative“ betreibt und wartet die Anlage und lässt sie auch entsprechend versichern. Die Stadt als Vermieterin muss unter anderem sicherstellen, dass die Anlage für den Betreiber jederzeit zugänglich ist. Bürgermeister Peter Juks stellt sich vor, dass möglichst viele Ochsenfurter Module kaufen. Denn er möchte, dass auch Ochsenfurter Bürger die Möglichkeit haben, „ökologisch sinnvoll zu investieren“. Bei der Grund- und Mittelschule wären das, vorausgesetzt, jeder legt 5000 Euro an, etwa 60 Personen. Sollte ein Eigentümer seine Anteile später wieder verkaufen wollen, hätte die Stadt das Vorkaufsrecht.
Bürgerenergie liefert ein Angebot nach
Bevor ein Vertrag mit dem Marburger Verein unterzeichnet wird, muss aber das Angebot der Ochsenfurter Bürgerenergie unter die Lupe genommen werden. Erst dann kann der Stadtrat entscheiden. Das Konzept der Genossenschaft funktioniere allerdings ein wenig anders als das der „Sonneninitiative“, erklärt Manfred Singer. Bei der Bürgerenergie werden die Anlegen nicht Eigentümer von Modulen, sondern investieren maximal 5000 Euro und erhalten aus dem Betrieb der Anlagen eine Dividende. Diese liege bei fünf Prozent, so Singer.
Im Unterschied zum Verein hat die Bürgerenergie beim Bau der Anlagen auf Fremdkapital zurückgegriffen. An der Bürgerenergie beteiligen sich laut Singer derzeit 66 Personen. Betrieben werden vier Anlagen auf den Dächern der Dreifachturnhalle, der Mainfränkischen Werkstätten, des Bürgerhauses in Hohestadt und eines Betriebes in Goßmannsdorf.
Insgesamt wären die Netze weniger belastet und die Stromspitzen und Täler gekappt.
"Der produzierte Strom soll zunächst in den Gebäuden selbst verbraucht werden. Der Überschuss wird an den örtlichen Energieversorger abgegeben. Da die Anlagen eine bestimmte Größe überschritten, müsse zwingend ein Direktvermarkter eingeschaltet werden, der einen Teil des Stroms an der Börse verkaufe"