Die Verbraucherzentrale Bayern warnt vor Gefahren im Intenet. Vor allem wegen Identitätsdiebstahl und sogenannten Fake-Shops, die entweder gefälschte Waren anbieten oder nach Zahlungseingang gar keine Ware versenden, melden sich immer mehr Menschen bei den insgesamt 16 Beratungsstellen: Seit Jahresbeginn habe die Verbraucherzentrale bayernweit über 650 Beschwerdefälle aus diesem Bereich registriert, so eine Sprecherin. 70 davon in Unterfranken. "Die Fälle nehmen stetig zu und die Tendenz geht zu immer geschickteren, vielfältigeren und nicht immer auf den ersten Blick erkennbaren Maschen." Bei einem Pressegespräch in der Würzburger Beratungsstelle bestätigte Heiko Rittelmeier, der das Cybercrime-Kommissariat bei der Würzburger Kriminalpolizei leitet, den Eindruck.
Einkaufstouren mit fremden Kreditkarten
"Beim sogenannten Identitätsdiebstahl stehlen Kriminelle Daten von Internetnutzern, um diese für Betrügereien zu missbrauchen", erklärte Simone Rzehak von der Verbraucherzentrale. Die Fälle reichten von Einkaufstouren mit fremden Kreditkarten bis zu dubiosen Abbuchungen über die Handyrechnung. "Für Betroffene bleibt häufig unklar, wie die Täter an die digitalen Identitäten ihrer Opfer gelangt sind und in welchem Umfang diese genutzt oder weitergegeben wurden", so Rzehak.
Konkrete Zahlen zu den Fällen zu nennen, sei jedoch schwierig, weil die Dunkelziffer extrem hoch sei, so Rittelmeier. "Viele Opfer melden sich auch nicht", wenn der Schaden nicht allzu hoch sei. Gleichzeitig gestalteten sich die Ermittlungen in solchen Fällen häufig schwierig, "insbesondere, wenn die Hintermänner im Ausland sitzen".
Cyberkriminelle gehen immer professioneller vor
"Viele Menschen fühlen sich von Warnungen nicht angesprochen und glauben, dass ihnen so etwas nicht passieren kann", so der Polizist. Mit Naivität seien jedoch längst nicht alle Fälle zu erklären: Denn Cyberkriminelle gehen immer professioneller vor. Gefälschte Seiten – die etwa der Homepage einer Bank ähnelten – sehen laut Rittelmeier inzwischen täuschend echt aus. Auch die Kontaktaufnahme mit ihren Opfern hätten die Täter professionalisiert. So gebe es Fälle, in denen Bewerbern um eine angebliche Arbeitsstelle über Wochen ein Online-Bewerbungsverfahren vorgegaukelt werde, um deren Vertrauen zu gewinnen. Im Verlauf des Verfahrens geben die Nutzer bereitwillig Daten preis, berichtet Rittelmeier.
Dass vor allem ältere Menschen Internetbetrügern auf den Leim gingen, dementiert der Ermittler. "Jüngere Menschen", sagt der Ermittler, "die mit dem Internet aufgewachsen sind, sind angstfreier im Netz unterwegs" – und seien daher immer wieder nicht misstrauisch genug.
Eine Software, die Passwörter knackt
Um es Betrügern möglichst schwer zu machen, raten Polizei und Verbraucherzentrale vor allem zu sicheren Passwörtern. Diese "sollten mindestens zehn Zeichen lang sein und in keinem Wörterbuch zu finden sein", so Rzehak. Laut Rittelmeier setzen Betrüger eine Software ein, in die eine Wortschatzdatenbank integriert ist, und Passwörter durch simples Ausprobieren herausfinden kann. Selbst Varianten, bei denen in Worten ein "O" durch eine "0" (null) oder ein "a" durch ein "@" ersetzt wurden, kann das Programm so knacken. "Das geht sekundenschnell", so der Polizist. Er rät zu kombinierten Passwörtern, die aus mehreren Begriffen, Zahlen und Sonderzeichen bestehen.
Für jeden Shop/Dienst im Internet ein anderes Passwort verwenden. Warum? Was würde ich denn so als Hacker mal testen, wenn ich z.B. für Facebook eine gültige Kombination aus Benutzernamen (bzw. Mailadresse) und Passwort gefunden hätte? Genau! Ich würde natürlich probieren, ob damit die Anmeldung bei weiteren Diensten wie Amazon, Instagram, Spotify usw. nicht vielleicht auch geht...
Blöd, wenn man dann immer dieselben Zugangsdaten nutzt.