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Würzburg
Verborgene Schätze entdecken: 80 Jahre Diözesanbibliothek Würzburg
Nikola Willner, Mitarbeiterin in der Abteilung Bibliotheksfachliche Aufgaben, hat die Exponate für die Ausstellung ausgewählt.
Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß | Nikola Willner, Mitarbeiterin in der Abteilung Bibliotheksfachliche Aufgaben, hat die Exponate für die Ausstellung ausgewählt.
Bearbeitet von Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 25.11.2023 03:08 Uhr

Dem Ungehorsam von Kaplan Robert Kümmert aus Obereschenbach bei Hammelburg ist es zu verdanken, dass Teile der Würzburger Diözesanbibliothek den Bombenangriff vom 16. März 1945 überlebten. Kümmert fuhr gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Würzburg, um die seiner Ansicht nach bedrohten Kulturschätze des Bistums zu retten. Die Verantwortlichen schickten ihn weg – mit Verweis auf deren sichere Verwahrung. Das geht aus einer Pressemitteilung des Bistums Würzburg hervor, der auch die folgenden Informationen entnommen sind.

Aus seiner Zeit im Priesterseminar kannte Kümmert noch den „Franconica“-Schrank, der die von Johann Baptist Stamminger (1836 bis 1892) gestiftete gleichnamige Sammlung enthielt. „Er hat den Schrank eigenmächtig ausgeräumt und die Sammlung nach Obereschenbach verlagert. So hat er die Diözesanbibliothek gerettet“, sagt Nikola Willner, Mitarbeiterin in der Abteilung Bibliotheksfachliche Aufgaben in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (ABBW). Sie hat die Ausstellung „Objekte erzählen ,ihre‘ Geschichte“ im Foyer von ABBW zusammengestellt, in der man spannende, informative und auch skurrile Geschichten aus der 80-jährigen Geschichte der Diözesanbibliothek entdecken kann. 

Drei Spezialsammlungen in der Ausstellung, mehrere tausend Bände

Schon immer waren Archive und Bibliotheken auf großzügige Spender angewiesen. So habe etwa der Basler Buchdrucker und Verleger Johann Froben (1460 bis 1527), ein gebürtiger Hammelburger, seiner Heimatstadt zeitlebens Exemplare seiner Druckwerke geschenkt, erzählt Willner. Von ihm sind in der Ausstellung etwa ein gedruckter Bibelkommentar aus dem Jahr 1507 sowie Reproduktionen seines Druckersignets zu sehen – ein Stab mit einer Taube, umwunden von zwei Schlangen.

Drei Spezialsammlungen werden in der Ausstellung besonders gewürdigt. Gereon Becking (1931 bis 2016), ehemals Mitarbeiter im Bau- und Kunstreferat der Diözese, vermachte der Diözesanbibliothek im Jahr 2009 seine mehrere tausend Bände umfassende Zisterzienser-Sammlung („Cisterciensia“) mit Schwerpunkt Europa. Manfred Zentgraf, Gründungsmitglied der Fränkischen Sankt Jakobus-Gesellschaft, überließ 2013 seine Sammlung von Jakobus- und Pilgerliteratur, darunter ein entzückend illustriertes „Akkordeon-Büchlein“ zum Aufklappen aus Frankreich.

Werke europaweit nur im Bestand der Diözesanbibliothek Würzburg vorhanden

Manche der Werke seien „europaweit nur in unserem Bestand vorhanden“, sagt Willner. Zudem ergänze Zentgraf die Sammlung laufend um die neuesten Publikationen. Jüngstes Beispiel für eine Spezialsammlung ist die umfangreiche private Sammlung von Herbert Pfeifer (1941 bis 2008) zum Berg Athos, die dessen Sohn, Liturgiereferent Michael Pfeifer, vor fünf Jahren an die Diözesanbibliothek übergab.

Manchen Werken sieht man an, dass mit ihnen intensiv gearbeitet wurde. So unterstrich der verstorbene Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in dem Buch „Das Wirken des dreieinigen Gottes“ etliche Passagen mit Bleistift und hinterließ einen Zettel mit handschriftlichen Anmerkungen – in einem eigenen System aus Abkürzungen und Zahlen. Aus Bischof Scheeles Privatbibliothek wurde übrigens die beachtliche Menge von rund 10.000 Büchern übernommen.

1000 Jahre altes Fragment einer Cicero-Handschrift

Ein besonderes Werk ist sicherlich ein Messbuch (Missale) von 1495. Es ist das älteste Missale aus dem Bistum Würzburg, das im Bestand der Diözesanbibliothek vorhanden ist. Auffällig ist die übergroße, gut lesbare Schrift – der Papierverbrauch scheint keine Rolle gespielt zu haben. Pergament hingegen sei ein „wertvoller Rohstoff“ gewesen, erzählt Willner. „Wenn Handschriften nicht mehr gebraucht wurden, wurden sie als Einbände recycelt oder in Streifen geschnitten, um Buchrücken zu stärken.“

Den Adleraugen von Archivrat Norbert Kandler ist es zu verdanken, dass das rund 1000 Jahre alte Fragment einer Cicero-Handschrift aus der Würzburger Domschreibschule erhalten ist. Die Ausstellung zeigt eine originalgetreue Reproduktion – das Original wäre zu empfindlich. Wer mag, kann sich in der Ausstellung selbst auf die Suche nach einer solchen verborgenen Kostbarkeit machen.

Die Ausstellung „Objekte erzählen ,ihre‘ Geschichte“ ist bis zum 29. Februar 2024 im Foyer von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, Domerschulstraße 17 in Würzburg, zu sehen.

Öffnungszeiten: Montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr. Anfragen für Führungen per E-Mail an abbw@bistum-wuerzburg.de

 
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