Ob im Weinberg, im Wald oder daheim im Vorgarten: Der Klimawandel sorgt schon heute in vielen Lebensbereichen für Veränderungen. Kürzlich setzten sich 27 Veitshöchheimer für eine etwas andere Rundfahrt aufs Rad: Experten berichteten an mehreren Stationen von ihrer Arbeit und notwendigen Anpassungen.
„Bleiben Sie ruhig mal direkt in der Sonne stehen, so ein Baumstamm muss an einem warmen Sommertag auch über 40 Grad aushalten“ Klaus Körber, Sachgebietsleiter Baumschule an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), war so voll in seinem Element, als er den Radlern die Forschungsprojekte der LWG zum Klimawandel vorstellte.
„Als wir 1996 das erste Klimaschutz-Projekt gestartet hatten, haben uns viele müde belächelt. Heute ist es das Thema überhaupt“ berichtete der Experte. Baum an Baum reiht sich auf etwa zwei Hektar Fläche im LWG-Versuchsbetrieb am Stutel. Welche Sorten verkraften die Klimafolgen am besten? Wie kann man diese effektiv wässern? „Das Forschungsprojekt ist in dieser Dimension einmalig“, so Körber.
Während die Kastanie zunehmend durch die Klimaerwärmung bedroht ist, geht die Maulbeere als Gewinner des Temperaturanstiegs hervor. Für den Biergarten oder für Verkehrsflächen sind diese Bäume jedoch nur bedingt geeignet: Je nach Sorte hinterlassen die Früchte dunkle Flecken. „Die schmecken aber super“, bilanzierte eine Teilnehmerin der Rundfahrt beim Probieren.
Anpassungen sind auch im Veitshöchheimer Wald erforderlich: Revierförsterin Annette Fricker veranschaulichte zunächst mit Diagrammen die Veränderungen der Temperatur und des Niederschlags über einen längeren Zeitraum und führte die Radfahrer dann durch den Wald.
„Wichtig ist eine standortangepasste Durchmischung und Verjüngung“ beschrieb Fricker eine nachhaltige Forstwirtschaft. Laubbäume machen etwa 90 Prozent des Veitshöchheimer Walds aus, darunter viele Buchen und Eichen. In der Summe ist das Laubholz für die Klimaerwärmung weniger anfällig als reine Nadelwald-Monokulturen. „Vom Klimawandel profitieren vor allem auch Schädlinge“, berichtete die Revierförsterin. Eichenprozessionsspinner oder Borkenkäfer sind oft nur schwer einzudämmen.
„Veitshöchheim ist zwar keine klassische Weinbaugemeinde, aber viele hier haben noch eigene, in der Regel verpachtete Weinberge“ berichtete die gemeindliche Kulturreferentin Martina Edelmann an einer Station. Anschaulich schilderte die aus einer Winzerfamilie stammende Veitshöchheimerin Veränderungen in der Weinlage „Sonnenschein“ und verdeutlichte, wie hart die Arbeit früher im Wengert war. Flurbereinigung und Technisierung hätten vieles erleichtert.
Technik stand bei Staustufe Erlabrunn im Fokus: Klimaschutzmanager Jan Speth beschrieb die Funktionsweise von Schleuse, Wehren und Kraftwerk und zeigte historische Abbildungen. Der Organisator der Fahrradrundfahrt ging auch auf die Erwärmung des Mains und deren Auswirkung ein.
Ihren Abschluss fand die Radtour „Veitshöchheim erfahren“ unter den Kastanien eines Biergartens.