"Wir sind unsanft aus einer Wohlstands-, Friedens- und auch Bequemlichkeitssituation gerissen worden." Mit diesen Worten schilderte Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz den 350 Gästen beim Neujahresempfang der Gemeinde in den Mainfrankensälen ausführlich die globalen Probleme, wie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Folgen der Energiekrise und des Klimawandels.
Ganz im Gegensatz zum weltpolitischen Geschehen blickte das Ortsoberhaupt aber mit Zuversicht in die Zukunft, was die Situation in seiner Gemeinde angeht. So habe sich die freie Finanzspanne im Haushalt 2022 gegenüber dem Ansatz von 396.000 Euro um das Fünffache auf 1.920.000 Euro erhöht. Zum Jahresende verfügte die Gemeinde über 15 Millionen Euro liquide Mittel und konnte die Verschuldung 2022 um über eine Millionen auf 6,14 Millionen Euro reduzieren. Durch das neue Baugebiet Sandäcker erhöhte sich die Einwohnerzahl binnen Jahresfrist um 127 auf 9649.
Verdienten Mitbürger ausgezeichnet
Vieles von der Lebensqualität des Ortes basiere auf Initiativen und dem Engagement der hier lebenden Menschen. Zu ihnen zählte er auch den mittelständischen Unternehmer Erhard Mehlig, dessen Lebenswerk er beim Neujahrsempfang mit der im Vorjahr neu kreierten Bürgermedaille der Gemeinde auszeichnete. Der 78-jährige Erlabrunner habe seit 1985 in seine drei Veitshöchheimer Betriebe Fleischereibetrieb, Maincenter und dem 134-Betten Hotel-Restaurant "Weißes Lamm" enorm viel "Herzblut" und zig Millionen Euro investiert und sich so in hohem Maße um den Wirtschaftsstandort Veitshöchheim verdient gemacht.
In seinem durch zahlreiche Bilder visualisierten Rückblick rief der Bürgermeister eine Fülle kultureller und gesellschaftlicher Ereignisse im 925. Jubiläumsjahr der Gemeinde in Erinnerung. Als bereits feststehende Termine in 2023 kündigte er das Weinschlendern am 20. Mai und den Tag der Bundeswehr am 17. Juni sowie im Bereich des Klimaschutzes für Mitte des Jahres die Möglichkeit an, in der Bücherei im Bahnhof ein Lastenfahrrad auszuleihen.
Einige Projekte im Hochbau
Im Jahr 2023 tut sich einiges bei der Gemeinde im Bereich des Hochbaus, während der Tiefbau dieses Jahr eine Pause einlegt, bis es 2024 in der Lindentalstraße als nächste große Straßenbaumaßnahme weitergeht.
Im ersten Quartal fertiggestellt werden soll der 1,9 Millionen Euro teure Anbau am Kuratiekindergarten für eine Kleinkind- und eine Regelgruppe und noch in diesem Quartal für 1,7 Millionen Euro der temporäre dreigruppige Container-Kindergarten im Bereich der Sandäcker als Interimslösung bis zur Fertigstellung eines neuen Kindergartens hinter der TGV-Tennishalle.
Erfreulich für den Bürgermeister ist, dass er kurz vor Weihnachten die Freigabe der Regierung für das Gesamtkonzept zur Generalsanierung der Eichendorffschule in sechs Bauabschnitten bis zum Jahr 2032 mit veranschlagten Kosten von 30 Millionen Euro erhielt. So könne die Gemeinde nun in den Sommerferien dieses Jahres als ersten Bauabschnitt das Haus der Kinderbetreuung in Angriff nehmen.
Positive Gespräche über Mainsteg
Begonnen werden soll heuer auch auf dem 5500 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Rewe-Marktes der Bau einer neuen Seniorenwohnanlage durch die Investorengruppe G+S Bau. Die Caritas übernimmt dort für eine Seniorenwohnanlage mit 51 Wohneinheiten und einer ambulant betreuten Wohngruppe für Demenzkranke mit elf Plätzen die Betreuung. Zum Baustopp des Mainsteges teilte der Bürgermeister mit, dass die bislang sehr positiv verlaufenden Gespräche zwischen der Baufirma und dem Wasserstraßen-Neubauamt noch bis Ende Februar dauern. Er hofft, dass die Baufirma im Frühjahr die Arbeiten wieder aufnimmt und der Steg im Sommer 2023 fertig ist.
Für das Sahnehäubchen beim Veitshöchheimer Neujahrsempfang sorgte einmal mehr Günther Stadtmüller, der knapp eine halbe Stunde lang die 350 Gäste im Saal mit seinem kurzweiligen, kabarettistischen Jahresrückblick zum Lachen brachte. Um der Forderung nach einer baldigen Bauvollendung des Mainsteges Nachdruck zu verleihen, empfahl er beiden Bürgermeistern, sich 14 Tage am Mainsteg festzukleben.