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Veitshöchheim
Veitshöchheim will weiter Vorreiter im Klimaschutz sein
Die  2013/2014 sanierten und erweiterten Mainfrankensäle wurden im Juli 2020 von der Bayerischen Staatsregierung als Demonstrativ-Vorhaben und wichtigen Beitrag für den Klimaschutz aufgeführt. Ein erheblicher Teil der 15,5 Millionen Euro Baukosten entfiel auf energetische Maßnahmen.
Foto: Dieter Gürz | Die 2013/2014 sanierten und erweiterten Mainfrankensäle wurden im Juli 2020 von der Bayerischen Staatsregierung als Demonstrativ-Vorhaben und wichtigen Beitrag für den Klimaschutz aufgeführt.
Dieter Gürz
 |  aktualisiert: 18.10.2021 03:03 Uhr

Unter dem Slogan "Veitshöchheim schützt Klima" startete nach der Fertigstellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes im März 2011 in Veitshöchheim der kommunale Klimaschutz. Mit dem Bundesumweltministerium (BUM) geförderten Klimaschutzkonzept wurde ein Leitfaden erstellt und mit der Einstellung eines Klimaschutzmanagers 2012 dessen Umsetzung auch personell in der Rathausverwaltung verankert. Konkret formuliert wurde das Ziel, die Treibhausgasemissionen in Veitshöchheim bis in das Jahr 2040 um 80 Prozent zu reduzieren. Als Energieleitplan für das gesamte Gemeindegebiet enthält es einen ganzheitlichen Ansatz. Bereits im März 2017 hatte das BMU Veitshöchheim zum Projekt des Monats unter der Überschrift "Veitshöchheim - Vorreiter im Klimaschutz in Unterfranken" gekürt.

Fast fünf Jahre später stand nun dessen erste Fortschreibung auf der Tagesordnung des Gemeinderates, war es nach dem Vortrag von Bürgermeister Jürgen Götz an der Zeit für einen Rückblick über all das, was in den vergangenen Jahren passiert ist, andererseits aber auch neue Zielsetzungen zu definieren. Die Fortschreibung wurde durch Klimaschutzmanager Jan Speth in enger Abstimmung mit den anderen Ressorts und dem Umweltreferenten des Gemeinderates Günter Thein erstellt.

CO2-Verminderung um 80 Prozent bis 2040

Die von Speth vorgestellte Fortschreibung des Energieleitplans wurde vom Gemeinderat gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion verabschiedet. Die vier anwesenden Grünen-Ratsmitglieder waren zuvor mit ihrem Antrag gescheitert, den Klimaschutzmanager zu beauftragen, die CO2-Reduzierung im Ort ambitionierter anzugehen, um dem Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichtes vom April 2021 Rechnung zu tragen.

Für Bürgermeister Jürgen Götz ist das nun laut Beschluss fortbestehende Ziel einer CO2-Verminderung im Ort um 80 Prozent bis 2040 schon ein sehr ambitioniertes Ziel, das nur erreichbar sei, wenn hier die Bürger und die Betriebe in einem Gemeinschaftswerk mitziehen. Alleine könne die Gemeinde das nie und schaffen. Denn der Anteil der privaten Wohngebäude an der CO2-Emission in Veitshöchheim ist bereits ohne Gewerbegebiet und Kaserne mit etwa 45 Prozent schon sehr groß, die überwiegend einen mangelhaften energetischen Gebäudezustand aufweisen.

Klimaziele an einzelnen Projekten festmachen

Wie alle anderen Fraktionssprecher überschüttete auch Marc Zenner (CSU) den Klimaschutzmanager mit Lob, der dem Gemeinderat eine Handreichung vorgelegt hat, die komprimiert vor Augen führe, wo Baustellen sind, was geschafft wurde und wo man an einzelnen Rädern drehen kann. Zum gescheiterten Antrag der Grünen sagte er, ihm sei im Gemeinderat wichtiger, an einzelnen Projekten Klimaziele festzumachen, wo man was bewirken kann und wie man Bürger begeistern kann, als im Papier festzuschreiben, wie von Grünenmitglied Bernd Müßig gefordert, im Jahr 2040 zumindest klimanegativ zu sein.

Neben den gelungenen energetischen Sanierungen gemeindlicher Liegenschaften wie Ratskeller, Mittelbau, Mainfrankensäle und jüngst der Bundeswehranlage, benannte Speth als besondere Erfolgsgeschichte die Entwicklung des Stromverbrauchs bei der Straßenbeleuchtung und in der Kläranlage. Mit den Ladestationen Bahnhof, Sendelbachstraße, Gadheim, Sandäcker und Gartensiedlung kann die Gemeinde Veitshöchheim fünf Stromtankstellen vorweisen, an denen 100 Prozent Ökostrom gezapft werden kann.

Kläranlage konnte Verbrauch senken

Bislang wurden bei der Straßenbeleuchtung fast alle Quecksilberdampflampen im Ort auf LED-Technik umgestellt. Umgerüstet auf LED werden nun Zug um Zug die Natriumdampfhochdrucklampen ("Gelblicht"). Seit dem Referenzjahr 2008 konnte so der Stromverbrauch trotz neuer Wohn- und Gewerbegebietsausweisungen auf derzeit 271 750 kWh mehr als halbiert werden, was eine Einsparung von 585 630 Euro bedeutet. In der Kläranlage als größten Stromverbraucher der Gemeinde konnte wiederum der Verbrauch unter anderem durch ein Klärgas-Blockheizkraftwerk von 2011 bis 2020 ebenfalls auf 334 263 kWh halbiert werden. Für Winfried Knötgen (UWG) besteht hier noch weiteres Einsparpotential durch die Nachrüstung einer Photovoltaikanlage.

Ute Schnapp (SPD) bedankte sich beim Klimaschutzmanager, vor allem, dass er es versteht, in der Schule und bei Vorträgen die Leute mitzunehmen und für den Klimaschutz zu begeistern. Auch für Christina Feiler (Grüne) ist es vorbildlich, was in der Gemeinde bisher in Sachen Klimaschutz geleistet wurde. Sie bemängelte jedoch wie schon Jan Speth in seinem Rückblick, dass es nicht perfekt gelaufen ist bei Bauvorhaben im Gewerbegebiet oder auch im neuen Baugebiet Sandäcker, wo seitens der Gemeinde keine Vorgaben zum umweltfreundlichen Bauen, auch hinsichtlich Photovoltaik-Anlagen gemacht wurden.

Optimierungspotential im Verkehrssektor

Für Speth ist die anstehende Sanierung der Eichendorffschule ein weiterer wichtiger Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Ort. Auch im Verkehrssektor bestehe im Hinblick auf dem Radverkehr und ÖPNV noch Optimierungspotential. Sein Zwischenfazit offenbart aber auch, wie vielfältig die Akteure in den letzten Jahren für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen waren: Bevölkerung, Gemeinderat, Bürgermeister, Verwaltung, Hausmeister, Agenda 21, Betriebsleiter und Lehrerschaft. In dieser Form müssten die Bestrebungen weitergehen.

 
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