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WÜRZBURG
va-Q-tec: Mit Vakuum gegen Wärmeverlust
va-Q-tec: 195 Staaten haben sich beim Weltklimagipfel in Paris gerade zum Energiesparen verpflichtet. Eine Würzburger Firma zeigt, was mit neuartigem Isoliermaterial möglich ist.
Glänzende Sache: In der Dürrbachau stellt die Firma va-Q-tech Isolierplatten für Klimaboxen her. Im Bild die Firmenchefs Joachim Kuhn (rechts) und Roland Caps.THOMAS OBERMEIER
Foto: Foto: | Glänzende Sache: In der Dürrbachau stellt die Firma va-Q-tech Isolierplatten für Klimaboxen her. Im Bild die Firmenchefs Joachim Kuhn (rechts) und Roland Caps.THOMAS OBERMEIER
Herbert Kriener
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 27.04.2023 00:40 Uhr

Auf dem Werktisch liegt eine unscheinbare graue Platte. Sie ist leicht und gibt beim Druck mit dem Finger etwas nach. Gefertigt ist sie aus sehr feinem Sand, aus Nanosand, chemisch Siliciumdioxid. Das Material kommt auch in Ketchup oder in der Zahnpasta als Verdickungsmittel vor.

Ein Arbeiter steckt die Platte in eine Tasche aus silberschimmernder Folie und schiebt sie in die Maschine. Im Vakuum wird die Luft entzogen. Nach kurzer Zeit kommt sie wieder hervor und nennt sich nun VIP: Die Vakuumisolationspaneele hat nur noch ein Zehntausendstel des normalen Atmosphärendrucks. Sie isoliert zehnmal besser als Styropor. Und sie ist der Grundbaustein für den weltweiten Erfolg des Würzburger Unternehmens va-Q-tec. Der Name steht für Vakuum, das Q, groß und in der Mitte, für Qualität.

Das Stammhaus des Spezialisten hochwertigster Wärmedämmung liegt in der Dürrbachau. Vielen Würzburgern ist das Unternehmen nicht bekannt, ein „Hidden Champion“ also. Doch wo immer es in der Welt um hocheffiziente Wärmedämmung geht, ist va-Q-tec vorne mit dabei. Selbst bei Experimenten in Raumstationen der NASA ist die Technologie aus Würzburg im Einsatz. Inzwischen sind an die 2000 Artikel auf dem Markt: kleine Thermo-Boxen für Dopingproben, größere für Organ- und Medikamententransporte, Luftfrachtcontainer, Isolationen für Kühlschränke, Warmwasserboiler, Hausfassaden…

In der Fachwelt findet das High-Tech-Unternehmen große Beachtung. Gerade ist den Technikern bei der Preisverleihung der „Querdenker“ in der BMW Welt in München vor viel Prominenz die Auszeichnung in der Kategorie „Innovation“ überreicht worden. Und beim Step-Award zur Förderung innovativer Ideen, hinter dem neben einer Reihe von Unternehmen auch die Europäische Union steht, wurde va-Q-tec vor kurzem sogar als bundesdeutscher Gesamtsieger ausgezeichnet.

Gegründet haben das Unternehmen zwei promovierte Physiker, Joachim Kuhn, heute Vorstandsvorsitzender der va-Q-tec AG, und Roland Caps, der Entwicklungsvorstand. Kuhn aus Schneeberg im Odenwald hat das Studium 1983 nach Würzburg gebracht. Schon früh hat ihn die Technik fasziniert, und so wählte er die klassische Physik, weil sie ein großes Feld eröffnet. Nebenbei studierte er Betriebswirtschaft, was heute in der Betriebsführung hilft.

Während der Promotion hat er sich mit seinem Studienkollegen Roland Caps, der ebenfalls aus dem Raum Miltenberg kommt, mit Wärmedämmung beschäftigt. Ihr Professor Jochen Fricke war ein weitsichtiger Mann. Auf seine Initiative war 1992 das Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung am Hubland entstanden, und seine beiden Studenten bauten dort aus dem Studium heraus das Institut auf, das sich praxisorientiert mit Wärmedämmung und Wärmespeicherung beschäftigt und später ihr Unternehmen mit Grundlagenforschung begleitete.

Neun Jahre haben die beiden jungen Physiker an ihrer Vakuumtechnik gewerkelt mit der Überzeugung, das könnte mal etwas für den Weltmarkt werden. 2001 gründeten sie ihre erste Betriebsstätte in der Dürrbachau, passenderweise an der Karl-Ferdinand-Braun-Straße, die nach einem Physiker benannt ist. In den Folgejahren mieteten sie dort von Stahlbau Bender, der an den Heuchelhof gezogen war, weitere Hallen dazu: So wuchs das junge Unternehmen rasch und die GmbH wurde bald in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Die jungen Unternehmer fanden schnell Kunden, die viel abnehmen wollten, doch die drei größten waren schnell pleite. Erstes Projekt waren wärmegedämmte Trolleys für Bahn und Flugzeug, die Getränke 24 Stunden lang ohne Elektroanschluss kühl halten. „Das Ding hat geklappt und ist gut angekommen“, sagt Kuhn. So kamen schnell weitere Kunden hinzu: aus dem Baubereich, für Thermo-Boxen, für Kühlgeräte. Es ging nach vorne.

Im Jahr 2004, so erzählt Kuhn, sei ein Mann ins Büro gekommen und habe gefragt, ob auch Klima-Boxen für Kunstobjekte gefertigt werden. „Wir können das locker“, hatte Kuhn damals gesagt, ohne genau zu wissen, auf welches Risiko er sich da eingelassen hatte.

Erster Auftrag war, fast alle bedeutenden Rembrandt-Bilder in Europa für eine Ausstellung in Kyoto einzusammeln. „Der Container musste garantieren, dass das Bild sein Klima mit auf die Reise nimmt, und in jedem Museum mussten wir das Versprechen mit Handschlag besiegeln“, erinnert sich Kuhn nur zu gut. Am Ende ging eine Sendung auf die Reise nach Japan mit einem Versicherungswert von ein bis zwei Milliarden Euro.

Heute ist die Klimakiste aus Würzburg Standard für den internationalen Kunsttransport. Sie hält auch auf langen Reisen Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant. Inzwischen hat va-Q-tec für Werke aller großen Künstler wie van Gogh oder Leonardo da Vinci Container gebaut. Einige hundert Boxen sind dafür heute weltweit im Umlauf.

Auf der ganzen Welt unterwegs sind längst auch die Flugcontainer von va-Q-tec mit bis zu 2,5 Kubikmeter Fassungsvermögen. Das Würzburger Unternehmen hat inzwischen für die Vermietung dieser Container im englischen Rochester ein eigenes Büro gegründet.

Das Unternehmen mit inzwischen 230 Mitarbeitern wächst rasant. 30 Prozent Zuwachs waren es im Schnitt der letzten Jahre. Im neuen Hafen in Würzburg wurde eine weitere Werkhalle für Container eingerichtet, vor allem entstand in Kölleda bei Erfurt eine Fabrik für die Serienproduktion von Vakuumpaneelen für Kühl- und Gefriergeräte und kleine Kühlboxen in großen Serien. Ein riesiges Gelände für Erweiterungen liegt schon bereit. Im Würzburger Stammwerk hat auch die Maschinenbauabteilung ihren Platz, denn fast alles, was für die Produktion gebraucht wird, haben die Würzburger selbst entwickelt.

Inzwischen betreibt va-Q-tec weitere Niederlassungen für den Vertrieb bei New York, in Montevideo (Uruguay) und in Seoul. Geschäftsführerin dort ist Kuhns Frau Insook Yoo, die selbst aus Korea stammt. Sie hatte eben die große Ehre, einen besonderen Preis in ihrer Heimat entgegenzunehmen, den Green Technology Award, mit dem nur drei Firmen ausgezeichnet wurden. „Dieser Award ist für uns von besonderer Bedeutung, denn bisher hat bei umweltschonender Technologie nur die Solarindustrie abgesahnt“, so Kuhn, der sein Unternehmen beim immer wichtiger werdenden Thema Energieeffizienz vorne mit dabei sieht. Die Herstellung hocheffizienter Warmwassertanks ist für ihn die nächste große Herausforderung.

Für die Preisverleihung in Seoul hatte Frau Yoo als kleines Dankeschön aus Franken in einer Thermobox ein paar edle Weine vom Escherndorfer Spitzenwinzer Horst Sauer mitgebracht. Sie hatten auch nach zwei Wochen mit der Luftfracht noch immer die ideale Trinktemperatur.

va-Q-tec AG

Adresse: Karl-Ferdinand-Braun-Straße 7, 97080 Würzburg

Gründungsjahr: 2001

Mitarbeiter: 230

Umsatz: rund 30 Millionen Euro

Niederlassungen: Kölleda/Thüringen, New York, Rochester/England und Korea

Hauptprodukte: Vakuumpaneelen und Thermoboxen

Hauptaktionäre: Dr. Joachim Kuhn (Vorstandsvorsitzender), Dr. Roland Caps (Entwicklungsvorstand), Zouk Capital/London

Homepage: www.va-Q-tec.com

 
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  • davis
    Au Backe
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  • davis
    Über den kurzen Weg verbessert. Für vorigen Hinweis bereits über Kommentar bedankt..
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  • Laeufer61
    ...hier noch der korrekte Link:

    http://www.va-q-tec.com/de/

    MfG
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  • davis
    Schon blöd. Da bekommt man einen Riesen-Artikel in der Zeitung, und dann schreibt der Herr Redakteur die Webadresse falsch und klickt sie nicht mal an zur Probe. Jetzt steht die Firma da und die Leute meinen, da stimmt wohl was nicht mit dem Laden, die können ja nicht mal ihre Website am Laufen halten.

    Ich würd mich schwer bedanken, bei der Mainpost.
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  • julia.haug@mainpost.de
    Wir haben die Webadresse inzwischen korrigiert. Wir bitten um Entschuldigung.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Julia Haug,
    Redaktion Digitale Medien
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