Seit sieben Monaten plagt sich das Landgericht Würzburg mit dem V-Mann-Prozess. Eigentlich soll es nur um eine mildere Strafe für den (zu über sechs Jahren) verurteilten Drogenhändler Mario W. gehen. Doch der Ex-Spitzel des Landeskriminalamtes (LKA) dreht den Spieß um: Man kann den Eindruck gewinnen, nicht er sitze auf der Anklagebank, sondern das LKA.
Zuletzt ging es um ein fünf Jahre altes Verfahren gegen W. in Marbach am Neckar. Da – wie in anderen Fällen – habe das LKA schützend die Hand über ihn gehalten, sagt er. Der damalige Staatsanwalt ist Zeuge, die Richterin und der Verteidiger auch.
Nach fünf Jahren kann sich jeder nur vage erinnern, dass (vielleicht) von einem V-Mann die Rede war, der LKA-Betreuer aus unerfindlichen Gründen als Zeuge auftrat und Mario W. ein mildes Urteil erhielt. Warum in den Akten ein leeres Vorstrafenregister für den vorbestraften W. stand – das bei der Strafzumessung eine Rolle spielte – bleibt rätselhaft. Der Prozess kratzt am Image des LKA und enthüllt dubiose Vorgänge.
Die Beweisaufnahme legt nahe, dass der V-Mann bis zur Grenze des Legalen geschützt wurde – aber mehr nicht: Der Versuch, das LKA zum Anstifter von Straftaten des kriminellen Spitzels zu machen, bleibt im Dickicht von Behauptungen und kühnen Schlussfolgerungen stecken. Das Gericht sah eine Tatprovokation bisher nicht für erwiesen an. Die Hürde müsste W. aber nehmen, wenn er einen Freispruch will.
Der Fall bewegt sich inhaltlich nur noch auf Nebenschauplätzen. Ein „Unterstützerkreis Mario W.“ von (nach Eigeneinschätzung) Justizopfern berichtet auf Facebook über jeden Prozesstag und bringt W. Getränke. Gelegentlich sitzen zwei Journalisten im Zuschauerraum. Ansonsten ist es ruhig geworden um den scheinbar skandalträchtigen Fall.
Von einem Untersuchungsausschuss ist keine Rede mehr – auch wenn noch gegen sechs LKA-Beamte ermittelt wird. Drei Zeugen sollen am 21. Juli noch gehört werden – darunter wieder der V-Mann-Führer. Am 9. August könnte es Plädoyers und Urteil geben. Erst dann weiß W., ob sich der Aufwand für ihn lohnte.
Zitat MP: Die Beweisaufnahme legt nahe, dass der V-Mann bis zur Grenze des Legalen geschützt wurde – aber mehr nicht: Der Versuch, das LKA zum Anstifter von Straftaten des kriminellen Spitzels zu machen, bleibt im Dickicht von Behauptungen und kühnen Schlussfolgerungen stecken.
Die Beweisaufnahme hat mehr an das Tageslicht gebracht als 2013 bekannt werden durfte. Der Verteidiger des Mario W. liest es doch vor und der Schweidler hört doch die Beweisanträge?
Behauptungen und Schlussfolgerungen werden ja nun von der Kripo Nürnberg als Wahr deklariert.
Möglicherweise haben die vom LKA den Auftrag 9,7 Gramm Crysal des V-Mann ganz verschwinden haben? Das ist ja die logische Denkweise des Verteidigers. Die Zeugen vom LKA sind nicht ohne Grund der Falschaussage und Manipulation beschuldigt.
Wir gehts vielmehr darum, daß mehr Hintergründe, gerade bei komplexen Themen berichtet wird.
Vielleicht kann ich demnächst ja einen Kommentar zu diesem Thema lesen.
Aber das was hier von der Mainpost aus dem Prozeßsaal berichtet wird scheint tatsächlich nach dem Motto abzulaufen, berichtest Du (Mainpost) mehr oder weniger in unserem Sinne, dann bekommst Du (Mainpost) auch weiter Infos aus erster Hand.
Fachleute (Juristen) sagen mir, dass das was bisher zu diesem Fall in die Öffentlichkeit gelangt ist, mehr als nur stinkt. Schön wäre, wenn sich die MP im Sinne eines investigativen Journalismus stärker um die offenkundigen Missstände kümmern würde, anstatt im Sinne der Staatsanwaltschaft zu berichten.
Nun liegt Wiesenbronn im Lankreis Kitzingen. Wo aber kommen die anderen LKA Beamte aus dem Landkreis WÜ her? Ich frage deshalb, weil ich befürchte, dass die dann auch, wie Norbert K. vorgeworfen wird, ihre Nachbarn, unzulässigerweise ausspähen.
Thema unzulässigerweise ausspähen.
Ich denke wenn diese Leute die Möglichkeit haben mal eben zu schauen (ausspähen)denn machen die das wohl auch. Mit oder ohne schlechten Hintergedanken und das ist auch nur meine Meinung.
@Schweidler von der Main Post lässt mir zum Thema "Angeklagter Mario W." zu viele Informationen weg. Sehr viele Aussagen der Mario W. sind belegt worden und es wird hier in der Zeitung verschwiegen. Was hat der Schweidler denn davon? Das ist mir zu einseitig. Egal ob V-Mann oder Dieb. Fair muss ein Bericht in einer Zeitung schon sein aber da fängt es schon bei Schweidler an zu versagen.