„Da schwimmt das Fischchen“ scheint der Junge zu rufen, und es sieht aus, als wolle er vor Aufregung gleich in den Dorfweiher fallen. Ein alter Mann steht daneben, mit dem Kescher in der Hand. Gerade so, als stelle auch er dem Fischchen nach. Mitten in der Bewegung sind die beiden Figuren zu Gips erstarrt. Gips, aus denen Uschi Maurer und Kurt Ewald die Modelle für ihre Figurengruppe geschaffen haben. In Bronze gegossen, soll sie künftig ihren Platz am Sulzdorfer Dorfweiher finden. Noch aber stehen die beiden gipsweißen Gestalten im alten Eßfelder Wasserhaus, wo das Künstlerehepaar sein Atelier eingerichtet hat.
Seit 1998 lebt der Maler und Bildhauer Kurt Ewald im alten Wasserhaus. Seit 2001 arbeitet er dort gemeinsam mit der Keramikmeisterin und Gestalterin Uschi Maurer. Inzwischen zieren zahlreiche Werke des Paares die Orte rund um ihre Wahlheimat.
Ein Schmied in Ingolstadt, Wetterpropheten in der Höchberger Sonnemannstraße, eine Figurengruppe um den Bauernführer Florian Geyer in der Grünanlage hinter dem Giebelstadter Rathaus und ein Brunnen-Ensemble direkt vor dem Atelier. Auch in Sulzdorf werden die beiden Künstler nun ihre Spuren hinterlassen.
Die Idee dazu war im privaten Kreis entstanden, erzählt Uschi Maurer. Josef Stahl, Landwirt in Sulzdorf und viele Jahre in der Kommunalpolitik aktiv, habe den Anstoß gegeben und vorgeschlagen, das Kunstwerk über Sponsoren zu finanzieren.
Der Dorfweiher in der Dorfmitte war im Zuge der Dorferneuerung neu gestaltet worden und sollte der zentrale Treffpunkt des Ortes werden. Doch irgendwie fehlte der Brunnenanlage noch der rechte Anziehungspunkt.
Uschi Maurer und Kurt Ewald nahmen den Gedanken auf und ließen ihn reifen. Skizzen entstanden, dann Modelle, und sie fanden auch bei den Sulzdorfern Anerkennung. Einige Privatleute und Firmen fanden sich schließlich bereit, zu spenden. Den Rest übernahm die Gemeinde.
Die Begegnung von Jung und Alt hatten die Künstler zum Thema gewählt, erzählt Uschi Maurer, ganz so, wie es am zentralen Treffpunkt des Dorfes sein soll. „Zusammenarbeit“ lautet deshalb auch der Arbeitstitel des Werkes. Der Bezug zum Wasser des Dorfweihers entstand durch den Kescher, den die Künstler dem Mann in die Hand gaben.
Einige Monate hat es gedauert, bis in gemeinsamer Arbeit über einem Kern aus Stahlstützen und Styropor die Gipsmodelle für den späteren Abguss entstanden sind. Über Stil und Formensprache ist sich das Künstlerehepaar einig.
Seit seine Augen nachlassen, kümmert sich Kurt Ewald in der Praxis aber lieber um die groben Formen und überlässt seiner Frau die Details. Nicht der Hang zur Perfektion machen am Ende den Charakter der Skulptur aus, sondern das bewusste Übriglassen von Rauigkeiten und Bearbeitungsspuren. „Zu wissen, wann man aufhören muss, ist dabei das Schwierigste“, sagt Uschi Maurer.
Inzwischen sind die Modelle vollendet. Der Giebelstadter Gemeinde und einige Sulzdorfer haben das Werk bereits in Augenschein genommen und für gut befunden. Jetzt schließt sich der Gießprozess an, auf den die Künstler nur noch wenig Einfluss haben.
Der Kunstgießerei Strassacker in Süßen unweit von Stuttgart, einer der renommiertesten hierzulande, kommt nun die Aufgabe zu, aus dem Gipsmodell die Bronzestatuen zu schaffen. Viele Bearbeitungsschritte sind dazu nötig. Zunächst werden die Modelle mit flüssigem Silikon bestrichen und in Gips eingebettet. In die entstehende Negativform wird flüssiges Wachs gefüllt und nach kurzer Zeit wieder ausgeleert. Zurück bleibt eine mehrere Millimeter dicke Wachsschicht, die genau dem späteren Hohlkörper aus Bronze entspricht.
Nun haben Kurt Ewald und Uschi Maurer letzte Gelegenheit zur Retusche. Außerdem bringen die Formenbauer Wachsstäbe an, die später den Anguss und die Entlüftungskanäle formen. Danach wird das hohle Wachsmodell mit Gipsschamotte umhüllt und im Ofen drei Tage lang bei bis zu 750 Grad gebrannt. Das Wachs fließt dabei aus der Form. In den entstehenden Hohlraum wird anschließend die 1250 Grad heiße, flüssige Bronze gefüllt.
Der Schamottblock wird nach dem Erkalten des Gusses zerschlagen. Beim Ziselieren und Patinieren erst erhält die Oberfläche ihr endgültiges Aussehen. Rund ein Vierteljahr wird dauern, bis die fertigen Figuren die Gießerei verlassen, sagt Kurt Ewald. Im Frühjahr werden sie vermutlich ihren endgültigen am Sulzdorfer Dorfweiher finden.
Die feierliche Enthüllung soll am 16. Juli stattfinden, wenn beim Sulzdorf-Treffen Gäste aus allen Gemeinden gleichen Namens in dem Giebelstadter Ortsteil erwartet werden.