Ausverkauft, bis auf den letzten Platz besetzt, und das schon eine ganze Zeit vor Vorstellungsbeginn. Wenn Urban Priol angekündigt ist, ist der Zulauf enorm, so auch beim Bockshorn-Festival am Freitagabend auf der Auber Spitalbühne.
Gerne hätte Priol sein Publikum über die aktuellen Geschehnisse beim Anschlag in München auf dem Laufenden gehalten, aber die Technik spielte nicht mit – kein Empfang mit dem Tablet. Mit langen Vorreden hielt er sich nicht auf, er hatte auch so genug zu sagen. „Alles ist aus den Fugen,“ stellte Priol gleich zu Beginn seines Auftrittes fest: „Aber finde heutzutage mal einen Fliesenleger!“
Priol machte sich seine Gedanken über das aktuelle Zeitgeschehen wie auch über die vergangene Fußball-EM. Was unsere Mannschaft da so zusammenspielte, hatte Hand und Fuß, empfand er: „Dieses Mal halt mehr Hand.“ Um die Spiele zu sehen, saßen die Leute beim Public Viewing vor der Großbildleinwand und hatten nicht anderes zu tun, als auf den winzigen Displays ihres Smartphones zu googeln. Dass aber von allen Teilnehmern ausgerechnet Ungarn die meisten Gegentore hinnehmen musste, wo die doch ihre Tore mit Stacheldraht . . .
Überhaupt blieb es bei seinem Vortrag bei manchem unvollendeten Satz, den das Publikum in Gedanken ergänzte, um die Pointe zu erkennen. Priol bot politisches Kabarett vom Feinsten.
Um erstmals auf seine Lieblingsfigur, die Kanzlerin, sprechen zu kommen, brauchte er nicht einmal fünf Minuten. Er machte sich seine Gedanken über den Brexit: (Wie wollen denn die Engländer das machen? Wollen sie den Stöpsel aus der Insel ziehen und sie versenken?) Da bekäme der Begriff „Offshore Banking“ auf einmal ganz andere Bedeutung.
Am schlimmsten habe der Brexit die britische Jugend getroffen. Sie klagen, ihnen sei die Zukunft genommen worden, weil die Rentner, die geistig Zurückgebliebenen und die überalterte Landbevölkerung die Wahl entschieden haben. Den jungen Briten sage er: „Damit müssen wir in Bayern schon lange . . .“ Die britische Jugend sei aber auch selbst schuld, sie hätte etwas zahlreicher zur Abstimmung gehen können. Ein Pokemon in jeder Wahlkabine und die Abstimmung wäre vermutlich anders ausgegangen.
Zum türkischen Präsidenten Erdogan könne er sich erst ausführlicher äußern, wenn der Paragraf, nachdem die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter unter Strafe steht, abgeschafft sei. Dabei könne der Vergleich mit dem Ausland manchmal sogar hilfreich sein, etwa was die Umsetzung von Großprojekten angeht. So hätten es die Ägypter beispielsweise innerhalb von elf Monaten geschafft, den Suezkanal so auszubauen, dass dort jetzt Begegnungsverkehr möglich ist. „Ich bin heute über die A 3 angereist . . . “
Am Ende wurde das Bockshorn-Sommerfestival doch noch von dem Anschlag in München eingeholt. Django Asül hat seinen für Samstag geplanten Auftritt auf der Auber Spitalbühne kurzfristig abgesagt, aus Pietät den Anschlagopfern gegenüber.
Auf seiner Internetseite gab der Künstler bekannt: „Django Asül und sein Management haben auf Grund der schrecklichen Vorkommnisse in München entschieden, vorerst alle Veranstaltungen abzusagen, das betrifft leider auch das Gastspiel in Aub. Auch wenn das Bockshorn-Team die Meinung vertritt, vor dieser Art von Gewalt nicht zu kapitulieren, können wir die Entscheidung nicht rückgängig machen. Bereits erworbene Tickets können zurückgegeben werden.“
