Barbara Meyer steht auf der kleinen Wiese vor ihrem Balkon und denkt nach. Soll hier die Hecke hin? Wo würde eine Bank gut passen? Sollte auf die andere Seite des Gartens vielleicht doch ein schöner, großer Baum gepflanzt werden? Sie und die Eigentümer des Hauses wollen es in ihrem kleinen Vorgarten schön haben. „Jetzt sieht es ja nach nichts aus“, findet Meyer. Die Pläne sind schon recht konkret, Beratung hat sich die Würzburgerin beispielsweise vom Landratsamt eingeholt. „Ich habe gerne grün um mich“, sagt sie, während sie sich im Garten umschaut.
Und mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da. Denn auch die Stadt Würzburg möchte sich für ein grüneres Würzburg einsetzen. Seit Mai können Bürger Fördergelder für ihre Begrünungsvorhaben bekommen. Gefördert werden die Begrünung von Dächern, Fassaden sowie urbane Gartenprojekte, inklusive Baumbepflanzungen auf privaten Flächen. „Wir möchten mit dem Programm alle Aspekte des urbanen Grün abdecken“, so Phillip Mähler, Klimaschutzmanager der Stadt Würzburg. Diese seien die positive Auswirkungen auf das Stadtklima, soziale Gesichtspunkte und auch die Möglichkeiten für Bürger, sich selbst (im kleinen Rahmen) zu versorgen.
Förderung für verschiedene Maßnahmen
Die Förderung können alle Würzburger sowie Initiativen und Verbände beantragen. Dazu sind fünf Schritte notwendig. Zuerst kommt die Beratung mit der Stadt. Bürger sollten sich danach Kostenvoranschläge einholen. Danach solle der Förderantrag vor Projektbeginn eingereicht werden, so Mähler. Die Umsetzung der Begrünung kann nach diesen Schritten beginnen. Nachdem Bürger die mit dem Bau zusammenhängenden Rechnungen eingereicht haben, können Förderungen ausbezahlt werden. Gefördert werden 50 Prozent der Kosten beziehungsweise bis 5000 Euro pro Vorhaben im Rahmen der Begrünung von Fassaden und Dächern. Bis 1500 Euro unterstützt die Stadt die Bepflanzung pro Baum und bis 750 Euro gibt es für Vorhaben im Rahmen sonstiger urbaner Projekte. Das können dann beispielsweise Maßnahmen wie im Vorgarten von Barbara Meyer sein.
Was kann Urban Gardening für Würzburg tun? Stadtgärtner Elmar Müller kennt sich aus.
Besonders im hochverdichteten Innenstadtbereich ist der Platz für urbanes Grün aufgrund der vielen unterschiedlichen Nutzungsansprüche oft knapp. Doch wie zum Beispiel das Klimagutachten zum Bürgerentscheid des Kardinal-Faulhaber-Platz gezeigt hat: auch kleine, grüne Flächen in der Innenstadt können positive Auswirkungen auf das Stadtklima haben, gerade in solchen Bereichen, die häufig von einer hohen Hitzebelastung gekennzeichnet sind. Mit Blick auf die Landesgartenschau 2018 soll das Förderprogramm dazu beitragen, bereits auf dem Weg zum Gelände, etwa in der Theaterstraße und der Rottendorfer Straße, grüne Akzente zu setzen.
Innenstadt eine „Steinwüste“
Wie wertvoll solch grüne Oasen sein können, wissen die Bewohner am Peterplatz in der Würzburger Innenstadt. In dem kleinen Gärtchen, ganz versteckt hinter der Volkshochschule, gibt es für die Mieter und für die Pfarrei einen grünen Rückzugsort. Drei Apfelbäume, ein Pflaumenbaum und eine kleine Wiese sorgen für die Ruhe in der sonst zugebauten Innenstadt.
Bei Festen wird der Garten zur Location, die Kinder können auf dem Trampolin tollen und die studentischen Bewohner des Hauses nutzen das grüne Fleckchen zum entspannten Lernen oder Ausruhen.
"Grünflächen wirken einer Überhitzung durch Verdunstungskälte entgegen", Steffen Jodl, BUND Naturschutz
Im Zentrum von Würzburg ist das fast schon ein Luxus. „Viele Bereiche wie die Innenstadt, die Sanderau oder auch Grombühl leiden schon jetzt unter einer zu hohen Versiegelung und zu viel Verkehr“, sagt Steffen Jodl, Diplom-Biologe und Bund-Naturschutz-Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg. „So liegt die durchschnittliche Temperatur in der Innenstadt, die einer 'Steinwüste' gleicht, im Vergleich zum Umland schon jetzt um fünf Grad Celsius höher“, so Jodl weiter.
Grünflächen gegen Schadstoffe
Laut Bayerischer Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau sind mittlerweile etwa zwölf Prozent der Oberfläche Deutschlands bebaut und davon etwa 50 Prozent versiegelt. Für Bayern ergibt sich daraus eine Flächenversiegelung von 277 Quadratmetern pro Einwohner. Durch Aufheizung, Verringerung der Luftfeuchte und eine verstärkte Staubentwicklung werden die Innenstädte zu Hitzeinseln. „Grünflächen, vor allem großkronige Bäume aber auch Fassadenbegrünungen, filtern Schadstoffe aus der Luft und wirken einer Überhitzung durch Verdunstungskälte entgegen“, erklärt Steffen Jodl weiter.
Die Stadt erhofft sich, dass durch das Förderprogramm viele Bürger aktiv werden und sich für Urbanes Grün in der Stadt einsetzen. Derzeit sind laut Klimaschutzmanager Phillip Mähler zwei Förderanträge, eine Dachbegrünung und eine Baumpflanzung bewilligt und mehr als 20 Anfragen liegen noch vor. Für Barbara Meyer geht es nun auch in die konkrete Planung. Im Herbst oder spätestens im Frühjahr soll es mit der Gartenverschönerung losgehen. Bis dahin ist auch geklärt, wo welche Hecke hinkommt und ob es eine Bank oder doch vielleicht ein schöner Tisch mit Stühlen wird. Auf jeden Fall wird es grün werden, denn wie Meyer erneut erwähnt: „Ich mag es einfach, Pflanzen um mich herum zu haben“.
Den Klimawandel - wenn er denn in der "angedrohten" Form kommt - wird's aber sicher nicht aufhalten.