Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr bestimmt der Unterricht zu Hause maßgeblich den Alltag von Familien, Kindern und Jugendlichen. Schule findet in der Regel digital via Internet über Lernplattformen wie „mebis“, „homeworker“ oder „schul.cloud“ mittels Tablet, PCs und Laptops statt. Homeschooling hat Lehrer und Schüler neue Perspektiven eröffnet und neue Wege des Lernens geebnet. Alle sind digital näher zusammengewachsen.
Das Distanzlernen ist aber auch eine große Herausforderung. Und nicht alle Familien können problemlos am Homeschooling teilnehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg. Für ein gutes Lernen zu Hause braucht es eine stabile Internetverbindung, geeignete Endgeräte wie Laptops und Tablets, fachliches und technisches Know-How, ausreichend Raum und eine große Unterstützung bei der Erledigung der schulischen Aufgaben.
Aber in vielen Haushalten fehlt es an technischer Infrastruktur, notwendigen Geräten und an Unterstützungsmöglichkeiten. Bildungsforscher warnen jetzt schon davor, dass hierdurch die Bildungsschere immer weiter auseinanderklaffen wird und Kinder und Jugendliche ohne Unterstützung den Bildungsanschluss verlieren werden.
Sozialreferat bitten um Spenden
„Bildungsgerechtigkeit darf keine Frage der finanziellen und sozialen Ressourcen sein“ erklärt Sozialreferentin Hülya Düber. „Unsere Schulen in Würzburg engagieren sich deshalb sehr und die Lehrer und die Jugendsozialarbeiter versuchen für alle Kinder den Lehrstoff bestmöglich zum Beispiel auch mit Hilfe von Aufgabenpaketen in Papierform aufzubereiten. Wir wissen jedoch, dass eine entsprechende Lernunterstützung und eine technische Mindestausstattung die Grundvoraussetzung für das Homeschooling sind. Wo dies fehlt, können sich die Kinder und Jugendlichen nicht am gemeinsamen digitalen Unterricht beteiligen.“
Das Sozialreferat will in dieser Situation die Familien, Kinder und Jugendlichen unterstützen und bittet alle Würzburger Bürger, funktionstüchtige Tablets, Laptops und Computer, die nicht mehr benötigt werden, zu spenden. Auch Spenden von Unternehmen aus der Region, die nicht mehr benötigte Geräte aussortieren, sind willkommen.
Ehrenamtliche helfen Familien beim Distanzunterricht
Die Spendenaktion wird von Schulbürgermeisterin Judith Jörg begrüßt: „Wir als Schulfamilie versuchen alle mit beherztem Einsatz den Distanzunterricht gut zu gestalten. Die Pandemie wird uns aber auch noch in den kommenden Monaten begleiten und zumindest ein Teil des Unterrichtes wird weiter digital stattfinden müssen. Vielen Schülern fehlen noch die passenden Endgeräte. Wir haben deshalb für die Stadt Würzburg bereits im vergangenen Jahr die Gerätebestellungen aufgegeben. Nachdem aber bei allen Herstellern weltweit Lieferengpässe bestehen, verzögern sich die Auslieferungen immer wieder. Wir freuen uns sehr, dass jetzt in den letzten Tagen eine erste Teillieferung von 500 Tablets angekommen ist. Diese Geräte werden schnellstmöglich für den Einsatz aufbereitet. Wir warten aber noch ungeduldig auf die Ankunft tausender weiterer Endgeräte, deren Lieferdatum ungewiss ist. Deshalb unterstütze ich gerne diesen Spendenaufruf, um Kinder und Jugendliche in der Wartezeit mit gebrauchten und aufbereiteten Endgeräten versorgen zu können.“
Das Projekt „SONIA“ ist „sozialraumorientierte, nachbarschaftliche Integrationsarbeit“. Burkard Fuchs, der Integrationslotse der Stadt Würzburg, bildet mit ehrenamtlichen Freiwilligen das “Kern-Team” von SONIA. Neben der Sammlung von mobilen Endgeräten helfen die Ehrenamtlichen in Familien beim Distanzunterricht . Anitra Harbeke vom SONIA-Team betont: “Wir freuen uns über weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die uns bei der Verteilung der Geräte, Software-Installation oder, sobald es wieder möglich ist, einer kurzen “Online-Schulung” vor Ort mit den Familien unterstützen können.”
Eins-zu-Eins Betreuung durch Lerncoaches
An dringend benötigte Lernunterstützung knüpft auch das neue Projekt „Clever Lernen lernen“ im Sozialreferat der Stadt Würzburg an. Hier kann Kindern, Jugendlichen und Familien geholfen werden, bei denen Ressourcen zur Lernunterstützung aus sozialen Gründen nicht ausreichend vorhanden sind.
Es findet eine Eins-zu-Eins Betreuung des Kindes durch Lerncoaches im Online-Format statt. Im Mittelpunkt stehen die Vermittlung von Lerntechniken und Fachwissen sowie das Sprachverständnis. „Mit Hilfe von Ehrenamtlichen, wie Studenten der Sonderpädagogik unterstützen wir die Schüler bei den Herausforderungen des Distanzunterrichts“ beschreibt Projektleiterin und Bildungskoordinatorin Zeynep Sen den Prozess, „gerade auch bei Familien mit Migrations- und Fluchthintergrund sind die Herausforderungen besonders ausgeprägt. Deshalb wollen wir mit unserer Hilfe auch die Kinder und Jugendlichen in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete in Würzburg erreichen.“