Ein nachhaltiges Netz an Fahrradwegen soll Berufspendlern den Umstieg vom Kfz-Fahrzeug auf das Fahrrad erleichtern. Es soll die Luftreinhaltung und den Klimaschutz unterstützen, Staus vermeiden und den Verkehrsablauf insgesamt verflüssigen. Deswegen hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 2017 ein Förderprogramm für Radschnellwege aufgelegt.
Auf die hohe Förderung dieser Radschnellwege ist Alex Kimmel durch einen Artikel in einer Zeitung aufmerksam geworden. "Wir können die Kriterien erfüllen", ist der Gemeinderat überzeugt davon, "dass wir unseren Hut in den Ring werfen sollten". Er bat seine Ratskollegen, zumindest über das Förderprogramm zu diskutieren. Es endet mit dem Ablauf des Jahres 2030.
Förderung nur bei 2000 Radfahrten pro Tag
Radschnellwege sollen Wohnorte mit Arbeitsstätten, Schulen oder Universitäten möglichst direkt verbinden und verkehrssicher sein. Berufspendler sollen störungsfrei fahren können. Für ein gefahrloses Überholen oder Passieren sind in der Regel eine großzügige Breite von vier Metern bei Zweirichtungsradwegen oder drei Meter bei Einrichtungsradwegen festgesetzt.
Die Gemeinde Unterpleichfeld befindet sich im vorgesehenen Radius von fünf bis 15 Kilometer zu einer Stadt und hat dorthin ein hohes Pendleraufkommen. Die Radschnellwege werden dann gefördert, wenn sie über zehn Kilometer lang sind und im Durchschnitt mehr als 2000 Radfahrten pro Tag zu erwarten sind. Sie sind, einschließlich Winterdienst, dauerhaft verkehrssicher zu halten.
Keine Fußgänger auf Randschnellwegen
Für Fußgänger sind die Radschnellwege nicht gedacht. Diese sind wie alle anderen Verkehrsteilnehmer vom Radschnellweg baulich zu trennen. Die Schnellwege sollen sichere und komfortable Kreuzungspunkte haben und geringe Steigungen aufweisen. Der Belag muss eine hohe Qualität aufweisen. Inklusive der Zeitverluste an Ampeln soll eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von mindestens 20 km/h erreicht werden.
Das BMVI stellt jährlich 25 Millionen Euro für die Verlagerung von Pendlerwegen auf Radschnellverbindungen bereit. Im Zuge des vor kurzem beschlossenen Klimapakets ist vorgesehen, diese Förderung bis zum Jahr 2023 auf jährlich 50 Millionen Euro zu verdoppeln. Der Bund beteiligt sich mit durchschnittlich 75 Prozent an den Kosten für die Planung und den Bau des Radschnellweges.
Gewinn für die gesamte Region
Die meisten Mitglieder des Unterpleichfelder Gemeinderats unterstützen dieses "Zukunftsprojekt". "Ein Radschnellweg nach Würzburg wäre ein Gewinn für die gesamte Region", unterstrich Gemeinderat Kimmel seinen Wunsch nach einer ernsthaften Kosten-Nutzen-Prüfung.
Bürgermeister Alois Fischer bremste die Euphorie. "Ich bin ein realistischer Mann und glaube nicht daran, dass wir so einen Radschnellweg umsetzen können", meinte er. Weder Fußgänger können ihn benutzen noch der landwirtschaftliche Verkehr dürfe darauf fahren. Landwirtschaftliche Flächen für die Trasse seien schwer zu bekommen und allein die Entsorgung des Bodens beim Streckenausbau koste Unsummen.
Bürgermeister: bestehende Feldwege ausbauen
"Da bleibt zu viel an der Gemeinde hängen", ist Bürgermeister Fischer skeptisch. Für ihn ist es "ein besserer Weg", bestehende Feldwege auszubauen. Das hat der Unterpleichfelder Gemeinderat für knappe drei Kilometer gerade erst beschlossen. Die Gemeinderäte Martina Wild, Gerald Kober und Klaus Stuntz stellten sich dennoch auf die Seite von Alex Kimmel.
Auf dem direkten Weg von Unterpleichfeld nach Würzburg könnten doch die Kürnacher und Estenfelder mit ins Boot geholt werden, argumentierten sie. In der Tat könnten vor allem die nötigen 2000 Radpendler täglich ein Knackpunkt zum Erfüllen der Kriterien sein. Bürgermeister Alois Fischer versprach trotz seiner persönlichen Vorbehalte, das Thema beim nächsten Treffen der Mitgliedsgemeinden der Kommunalen Allianz Würzburger Norden anzusprechen.