An die Opfer eines verheerenden Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg haben zahlreiche Unterdürrbacher am Dienstagabend erinnert. Am 31. März 1945 warfen die Alliierten Bomben über dem damals unabhängigen Dorf ab, 78 Menschen starben. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bürgermeister Adolf Bauer, die mit einigen Stadträten gekommen waren, legten einen Kranz am Denkmal für die Kriegsopfer nieder.
Außer den Toten gab es zahlreiche Verletzte und Verschüttete. Die Ortsmitte war weitgehend zerstört; kaum ein Haus war ohne Schäden geblieben. Zwei Wochen zuvor war Würzburg in Schutt und Asche gelegt worden. Nicht nur Würzburg sei von „Unsinn und Wahnsinn des Krieges“ getroffen worden, sondern auch die Stadtteile Zellerau und Unterdürrbach, sagte der OB. Unter den Opfern seien auch Evakuierte aus dem Ruhrgebiet und Flüchtlinge aus den Ostgebieten gewesen, die sich hier in Sicherheit geglaubt hätten. Das Tragische daran sei, dass es nur eine Woche dauern sollte, bis die Amerikaner in Unterdürrbach einmarschierten.
In der kurzen Ansprache appellierte Schuchardt an alle, die Erinnerung an das Grauen des Krieges wachzuhalten und aus den Bombenangriffen vor 70 Jahren die richtigen Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Das von Menschen gemachte Unheil sei schlimmer als jede Naturkatastrophe, meinte der OB. Wenn die Maschinerie des Krieges einmal angelaufen sei, setze sich ein grauenhafter Mechanismus in Gang, der Schuldige und Unschuldige mit ins Verderben ziehe.
Ein halbes Jahrhundert sei Europa vom Krieg verschont gewesen. Doch mit den Balkankriegen in den 1990er Jahren sei es wieder losgegangen. Der Bürgerkrieg in der Ukraine zeige, wie brüchig das Miteinander von Menschen sein könne, die lange Zeit friedlich als Nachbarn zusammengelebt haben. Deswegen solle man den Dauerfrieden hierzulande nicht für selbstverständlich nehmen.
Laut Pastoralreferentin Marion Mack sind die Augenzeugen von damals, die teilweise noch am Trauma des Kriegs leiden, heute die Mahner für uns alle. Sie las das anrührende Gedicht einer Unterdürrbacherin vor, die versucht hatte, das erlittene Leid dadurch zu verarbeiten, dass sie sich den Schmerz von der Seele schrieb. Auch der evangelische Pfarrer Hans Christian Schmidt las einen eindrucksvollen Bericht einer Zeitzeugin vor.
Die Gedenkveranstaltung am Friedhof wurde von den Vereinen des Stadtteils organisiert; einige kamen mit Fahnenabordnungen. Für die Umrahmung war der Musikverein Unterdürrbach zuständig.