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OCHSENFURT
Unmut über Fernwärmepreis
Dicke Leitungen: Über gut isolierte Rohre wird die Wärme aus der Zuckerfabrik zu den Hausanschlüssen geleitet. 2009, zeitgleich mit der Sanierung der Ochsenfurter Innenstadt, wurde das fast 30 Jahre alte Wärmenetz überholt.
Foto: ArchivGerhard Meissner | Dicke Leitungen: Über gut isolierte Rohre wird die Wärme aus der Zuckerfabrik zu den Hausanschlüssen geleitet. 2009, zeitgleich mit der Sanierung der Ochsenfurter Innenstadt, wurde das fast 30 Jahre alte Wärmenetz ...
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 04.01.2011 17:42 Uhr

Neue Wärmelieferungsverträge sorgen für Argwohn bei vielen Kunden der Ochsenfurter Fernwärmeversorgung FWO. Einige der Kunden weigern sich sogar beharrlich, die neue Vereinbarung zu unterschreiben und schließen sich zu einer Bürgerinitiative zusammen. Das einst gute Verhältnis zwischen Wärmeabnehmern und FWO ist getrübt. Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht.

Für die FWO geht es bei den neuen Wärmelieferungsverträgen um „Klarheit und Transparenz“, wie FWO-Geschäftsführer Alexander Hamm (Südzucker) bei einem Pressegespräch darlegte. Für die Bürgerinitiative der Fernwärmenutzer ist mit dem neuen Vertrag vor allem eine Preiserhöhung von 16,8 Prozent verbunden, die sie nicht akzeptieren wollen.

Die Situation ist verfahren, die Sachlage kompliziert. Im Kern der Auseinandersetzung geht es um den Fernwärmepreis. Kritische FWO-Kunden beanstanden, dass die Berechnungsformel für diesen Preis einfach geändert wurde. „Einseitig, ohne die Fernwärme-Abnehmer zu informieren“, sagt Hans-Dieter Schieblon, einer der Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative.

In den ursprünglichen Verträgen, die 1981 mit dem Beginn der Fernwärmeversorgung in Ochsenfurt abgeschlossen wurden, wurde bei der Berechnung des Arbeitspreises zu 60 Prozent schweres und zu 20 Prozent leichtes Heizöl berücksichtigt, so Schieblon. Die Formel, die später eingeführt wurde, stützt sich nur auf leichtes Heizöl. Diese starke Bindung ärgert Schieblon und andere FWO-Kunden. Denn die Preise für leichtes Heizöl sind in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als der Schwerölpreis.

Vertragssicherheit

Matthias Förster, der für die Gasversorgung Unterfranken in der Geschäftsführung der FWO sitzt, sieht dies anders. „Wir haben mit den neuen Verträgen den Kunden nicht nur Vertragssicherheit gewährt, wir haben ihnen auch einen äußerst günstigen Preis angeboten“, sagt er. Förster zieht als Beispiel den Wärmepreis heran. Dieser liege bei 7,58 Cent für die Kilowattstunde und im Vergleich zu anderen Wärmeversorgern im unteren Drittel.

Die FWO-Kunden würden aber noch weiter von den neuen Verträgen profitieren, fährt Förster fort. Zum einen würden sie – bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 22 500 Kilowattstunden – rund 85 Euro weniger zahlen. Und die neuen Verträge garantierten ihnen Preissicherheit, da sich der Grundpreis nicht mehr verändere.

Bleibt einzig und allein der Preis fürs leichte Heizöl, den weder Gasuf noch die FWO bestimmen. Aber auch dieser Indikator sei transparent, denn die Notierungen seien amtlich und würden veröffentlicht. Kunden könnten jederzeit nachrechnen, was auf sie zukommt. Denn der Berechnungszeitraum würde immer den Durchschnittspreis aus sechs Monaten umfassen und mit einem Abstand von drei Monaten in die Preisberechnung eingehen.

Aber das ist nicht der Punkt. Die Geister scheiden sich am leichten Heizöl, das eine maßgebliche Rolle bei der Preisberechnung spielt, bei der Wärmeerzeugung in der Zuckerfabrik aber kaum eingesetzt wird. Außerhalb der Kampagne wird hier der Dampf eines Gaskessels in heißes Wassers umgewandelt, während der Kampagne wird der heiße Turbinenabdampf in Wärme umgewandelt. Dabei kommt ein Energiemix aus Steinkohle, Gas und manchmal auch Heizöl zum Tragen, erklärt Alexander Hamm.

Das dann aber trotzdem leichtes Heizöl als Indikator zur Preisberechnung eingesetzt wird, kritisieren Bürgerinitiative und der Bund der Energieverbraucher gleichermaßen. Sie berufen sich auf eine aktuelle Rechtsprechung, nach der die eingesetzten Energiearten in der Berechnungsformel enthalten sein sollen. „Leichtes Heizöl ist nun mal der Indikator“, stellt Matthias Förster von der Gasuf klar und verweist darauf, dass die neuen Verträge an die aktuelle Rechtsprechung angepasst sind.

Die Preisberechnung ist aber nicht das einzige, was einigen Fernwärmekunden sauer aufstößt. Sie stören sich auch daran, dass die drei Gesellschafter – also auch die Stadt Ochsenfurt – Gewinne einstreichen. 45 000 Euro hat die FWO zuletzt pro Jahr an die drei Anteilseigner ausgezahlt. „Geld, das die Fernwärmekunden bezahlt haben“, führt Hans-Dieter Schieblon an.

Offener Brief

Bürgermeister Rainer Friedrich sieht dies gelassen: „Es gibt keinen Grund, warum die Stadt Ochsenfurt nichts verdienen darf“, sagt er. In einem offenen Brief an alle Kunden der FWO, der Anfang des Jahres verschickt wurde, wirbt Friedrich um Vertrauen in die FWO und rechtfertigt die Gewinnmitnahme. „Der Anteil der Stadt Ochsenfurt war letztlich Kapital, das alle Bürger [...] einbrachten. Die Ausschüttung kommt somit auch wieder allen Bürgern zugute.“

Wie es weiter geht, bleibt offen. Kundenberater der Gasuf versuchen die FWO-Kunden zu überzeugen, die Verträge doch noch zu akzeptieren. Ein Großteil hätte wohl mittlerweile auch unterschrieben, heißt es. Verändern dürfte sich wenig, da der Vertrag der FWO mit Südzucker noch bis 2016 läuft. Für Klarheit in der komplizierten Materie könnte nur ein Richterspruch sorgen, den einer der Beteiligten herbeiführen müsste.

Fernwärmeversorgung

Ökologische und wirtschaftliche Maßstäbe setzte die Stadt Ochsenfurt 1981 mit der Inbetriebnahme des Fernwärmenetzes. Mit der Abwärme aus der Energiezentrale der Zuckerfabrik werden über ein 5762 Meter langes Wärmenetz Häuser in der Altstadt und in der Marktbreiter Straße versorgt. Eine Vielzahl von Einzelöfen konnte dadurch verhindert werden. Mittlerweile liefert die Fernwärme Ochsenfurt FWO die Wärme an 227 angeschlossene Haushalte. Die FWO ist eine Betreibergesellschaft. Die drei Partner, das sind die Stadt Ochsenfurt, die Südzucker AG und die Gasversorgung Unterfranken, sind gleichwertig und jeweils zu einem Drittel an der GmbH beteiligt.

 
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