Im Notfall ist alles eine Frage der Schnelligkeit. Als in Würzburg im Jahr 2004 das Universitätsklinikum sein neues Zentrum für Operative Medizin, kurz ZOM, eröffnete, da gab es im Inneren eine echte Neuheit: ein Computertomograf (CT) im Schockraum der Notaufnahme. Einmalig war das zu diesem Zeitpunkt bundesweit, denn das Großgerät bot den Notfallmedizinern die Möglichkeit, schwerst- und lebensbedrohlich verletzte Patienten rasch mit der neuesten Technik und besten Methoden zu untersuchen.
Abläufe hinterfragt – und durch einen Umbau verbessert
Nach 14 Jahren war nun ein neues CT-Gerät nötig – und die Radiologen, Unfallchirurgen und Anästhesisten, die im Team im Schockraum zusammenarbeiten, nutzten die Gelegenheit, „Abläufe zu hinterfragen und neue Strukturen zu überlegen“, sagt Professor Thomas Wurmb. Der Leiter der Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin und seine Kollegen hatten eine simple Idee: Im ZOM gibt es zwei Schockräume, direkt nebeneinander, nur durch eine Wand getrennt. Aber: „Wir haben zu 90 Prozent nur den einen benutzt“, sagt Professor Rainer Meffert, Klinikdirektor der Unfallchirurgie.
Den Schockraum nämlich, in dem der Computertomograf stand. Bei insgesamt 5664 Notfällen war er seit 2004 im Einsatz. „Wir haben 14 Jahre lang so gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir die Computertomografie in beiden Räumen wollten“, sagt Anästhesist Thomas Wurmb. Nicht zuletzt, weil die Zahl der schwerverletzten Patienten, die in die chirurgische Notaufnahme des ZOM gebracht werden, stark angestiegen ist: „Vor zehn Jahren hatten wir 401 Schockraum-Einsätze, 2017 waren es 722“, sagt Unfallchirurg Rainer Meffert. „Zwei Einsätze am Tag sind für uns inzwischen Routine.“
Schwerstverletzte kommen von weit her
Der Anstieg bedeute nicht, dass die Zahl der Schwerstverletzungen insgesamt zugenommen hat, sagt Professor Norbert Roewer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie: „Die Polytraumata sind nicht mehr geworden. Aber die Qualität der Versorgung hier am ZOM spricht sich herum.“ Und so bringt der Hubschrauber Notfälle inzwischen aus einem weiten Einzugskreis.
Die Idee, die das Team hatte: aus zwei mach eins. In „erstaunlich kurzer Bauphase von vier Monaten“, so der Ärztliche Direktor der Uniklinik Professor Georg Ertl, ist ein 140 Quadratmeter großer Doppelschockraum entstanden, ohne feste Wand dazwischen. Dafür steht in der Mitte der neue Hochleistungs-Scanner, der sich auf Schienen in beide Raumhälften schieben lässt. „Direkt über den Patienten, ohne dass er dafür bewegt werden muss“, sagt Notfallmediziner Wurmb.
Neues Hochleistungsgerät für 1,4 Millionen Euro – und extrem schnell
300 000 Euro hat der Umbau gekostet, 1,4 Millionen Euro das neue Gerät, das die Akutdiagnostik noch schneller macht: Bislang habe der Radiologe das letzte CT-Bild manchmal erst nach einer Stunde bekommen und die genaue Diagnose stellen können, wenn der Patient schon operiert wurde, sagt Professor Thorsten Bley, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Das neue Gerät ist in wenigen Sekunden mit dem Ganzkörper-Scan fertig“, sagt Bley. Vom Öffnen der Tür im Schockraum bis zum fertigen CT „dauert es eine Minute, ein immenser Zeitvorteil“.
Neu: Die Computertomografie im Schockraum kann auch für Routineuntersuchungen genutzt werden
Was Bley besonders wichtig ist: Nicht nur für gleichzeitig zwei Schwerverletzte, sondern auch für Routineuntersuchungen der stationären Patienten kann das neue Gerät künftig genutzt werden. „Wir haben dafür ein CT-Team, das permanent im Schockraum ist.“
Während des Umbaus und des Verlegens von 8000 Metern Energie- und Datenleitungen seien 200 Traumapatienten in einem alternativen Behandlungsraum versorgt worden. Seit zwei Monaten ist der neue Doppelschockraum nun in Betrieb – „seitdem sind 115 Patienten durchgegangen“, sagt Rainer Meffert.
Radiologen, Anästhesisten und Unfallchirurgen entscheiden immer im Team
Für die Notfallaufnahme im Uniklinikum ist der Schockraum „Dreh- und Angelpunkt“, weil hier Akutversorgung und Diagnostik „Hand in Hand gehen“. Ist ein Patient lebensbedrohlich verletzt, hilft jede gesparte Minute. Anästhesiologe Professor Norbert Roewer betont deshalb das interdisziplinäre Zusammenspiel von Radiologen, Anästhesisten und Unfallchirurgen: „Wir sind immer gemeinsam da und stimmen gemeinsam ab.“ Auch das ist im Notfall eine Frage der wertvollen Zeit. Und wenn mehr als zwei oder drei lebensgefährlich Verletzte gleichzeitig gebracht werden? „Dafür“, sagt Sektionsleiter Thomas Wurmb, „gibt es eigene Notfallpläne“.