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WÜRZBURG
Uni-Rektor als Verfechter studentischer Corps
Im Amt: Max Meyer war von 1951 bis 1953 Rektor der Uni.
Foto: Archiv | Im Amt: Max Meyer war von 1951 bis 1953 Rektor der Uni.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 06.02.2015 10:16 Uhr

Er war nach dem Zweiten Weltkrieg Medizinprofessor an der Uni Würzburg, Dekan der medizinischen Fakultät, von 1951 bis 1953 Rektor und bis zu seinem Tod 1954 Prorektor der Uni. An diesem Sonntag, 8. Februar, würde Prof. Dr. Max Meyer 125 Jahre alt. Die Studentenverbindung des Corps Bavaria ehrt ihn am Vorabend.

Meyer hatte sich schon als Student in Straßburg einem Corps (Sueva Straßburg) angeschlossen. Nach der Rückkehr aus dem Exil trug er in Würzburg zum Wiederaufleben der studentischen Verbindungen bei. Während sich die Rektorenversammlung der westdeutschen Hochschulen 1950 noch von schlagenden Corps distanzierte, machte in Würzburg der Uni-Senat die Türen wieder auf. Max Meyer soll wesentlich dazu beigetragen haben – und dies trotz antisemitischer Haltungen und Aktionen von Verbindungen in der Weimarer Zeit.

Bemerkenswert dabei: Max Meyer war selbst Jude. 1935 hatten ihm die Nationalsozialisten die Lehrbefugnis entzogen, er verließ Deutschland und war bis 1940 als Direktor einer HNO-Klinik in Ankara tätig. 1941 erhielt er einen Ruf auf den HNO-Lehrstuhl an der Universität von Teheran, wo er bis zur Rückkehr aus dem Exil 1947 blieb. Seine Uni-Karriere hatte Meyer 1923 als Privatdozent und später als Extra-Ordinarius in Würzburg begonnen. Ab 1947 baute er am Luitpold-Krankenhaus die HNO-Klinik wieder auf.

Er starb im November 1954 in Folge eines Verkehrsunfalls. Das Corps Bavaria richtete damals ein Staatsbegräbnis aus, an dem namhafte Vertreter von Universität, Freistaat und Stadt teilnahmen. Tausende sollen den Trauerzug zum Friedhof begleitet haben.

Die studentischen Corps in Würzburg haben Max Meyer vor zwei Jahren mit einem Wissenschaftspreis ein spätes Denkmal gesetzt. Seit 2013 wird der Rektor-Max-Meyer-Preis für herausragende Dissertationen junger Wissenschaftler unter dem großen Thema „Wasser“ vergeben. In den ersten beiden Jahren war der Preis mit 2500 Euro dotierte. Die Summe hängt vom Spendeneingang ab, gestiftet wird der Preis vom AHSC Würzburg (Zusammenschluss der „Alten Herren“ studentischer Corps), den in der Stadt ansässigen aktiven Corps sowie durch Spenden einzelner Studenten.

Bisherige Preisträger waren 2013 Dr. Anja Scholten vom Institut für Geografie und Geologie und 2014 Dr. Karl Sebastian Mandel von der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Bei einem Bockbier-Dämmerschoppen am Samstag im Haus des Corps Bavaria in der Rottendorfer Straße soll eine größere Spende zur Unterstützung des Rektor-Max-Meyer-Preises an Uni-Präsident Alfred Forchel überreicht werden.

 
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    PKD: "Max Meyer ist unter meinem Niveau "

    Diese Aussage ist absolut nicht nachvollziehbar.
    Meinen Sie das objektiv oder eher subjektiv?

    Professor Max Meyer wurde wegen seinem jüdischen Glauben von den Nazis verfolgt und mußte flüchten. Er arbeitete dann mit Albert Eckstein zusammen.
    Als er nach Deutschland zurückkehrte, wurden ihm vier Lehrstühle angeboten. Er entschied sich aber für das in Trümmern liegende Würzburg, wo er ausgebildet worden war.
    Er hat die HNO-Klinik in WÜ wieder aufgebaut.

    Und dieser Mensch ist unter ihrem Niveau!

    Sie legen ihre moralische Latte und ihr eigenes Niveau aber sehr hoch. Zu hoch...?
    Oder mögen Sie ihn nicht weil er ein Flüchtling war?
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  • P. K.
    ist unter meinem Niveau
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    Als Vorsitzender des Vergabekomitees der Rektor-Max-Meyer-Preise 2013, 2014 und zukünftig 2016, darf ich zu dem erwähnten Artikel folgendes berichtigen:

    Es waren nicht „Studenten“ die neben dem AHSC zu Würzburg und den Cops des Würzburger SC für den Preis spendeten; es waren Corpsstudenten, die weder dem AHSC noch Würzburger Corps angehören, die jedoch ihre Verbindung zu ihrer ehemaligen Alma Mater auf die Alma Julia, der Universität ihres jetzigen Arbeits- und Lebensraumes, übertrugen.

    Herrn Jungbauer herzlichen Dank für den Artikel.
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    Ich schätze das Engagement der Studentenverbindungen in Würzburg.
    Auch dieser Preis ist etwas wunderbares!

    Schade finde ich, dass der Bericht zur Preisverleihung von Herrn Dr. Mandel sehr gekürtzt vorkam und die Redaktion wohl bewusst ein sehr schlechte Foto gewählt hat. Jedenfalls konnte man in allen anderen Medien schöne Fotos entdecken.

    Danke an Herrn Jungbauer für den tollen und informativen Artikel!
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