Durch die großen Fenster des Pausenraums scheint die Sonne, vereinzelt zwitschert ein Vogel, während Schwester Katharina Ganz die Anwesenden begrüßt. Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen freut sich, gemeinsam mit dem Trägerverein Montessori Würzburg die neuen Räumlichkeiten der Montessori Fachoberschule offiziell einweihen zu dürfen.
Die elften und zwölften Klassen sind Anfang 2020 vom Berliner Ring auf das Gelände des Klosters Oberzell umgezogen – neben Grundschule und Hauptschule mit M-Zweig. Von der Einschulung bis zum Fachabitur geht nun alles am gleichen Ort. Wegen der Corona-Pandemie waren die Fachoberschüler bisher nur wenig in den neuen Räumen, auch die Einweihung wurde deswegen auf diesen Sommer verschoben.
Weiße Wände, kleine Lernzimmer und viel Licht
Die neuen Klassenzimmer befinden sich in einem etwa 100 Jahre alten Gebäude des Klosters. Laut dem Architekten Friedrich Staib musste er die Verantwortlichen lange davon überzeugen, das Gebäude zu renovieren, statt es abzureißen. Die Elektrik, die Dämmung, die Fenster, vieles musste neu gemacht werden. Das Ergebnis kann sich nun jedoch sehen lassen.
Wer die Fachoberschule durch das Erdgeschoss betritt, kommt in einen hellen Gang. Vereinzelt stehen Pflanzen am Rand, an den weiß gestrichenen Wänden hängen Bilder, gemalt von Schülern und Schülerinnen. Links vor den großen Fenstern gibt es kleine Sitzgruppen. Dort können sich die Lernenden beispielsweise für Gruppenarbeiten zurückziehen.
Kreativität im Kunst-Klassenzimmer
Für Arbeiten in Kleingruppen gibt es zudem zwei kleinere Klassenzimmer, zusätzlich zu vier größeren Klassenzimmern, aufgeteilt auf zwei Stockwerke. Die Räume sind hell, durch die großen Fenster dringt viel Licht, der Blick nach draußen fällt auf Bäume. Jedes Klassenzimmer trägt einen anderen Namen, sie heißen Barcelona, Tokio oder Nairobi.
Der Gang ein Stockwerk höher sieht ähnlich aus wie im Erdgeschoss. Hier können Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte den Franziskanerinnen lauschen, wenn sie in der angrenzenden Kapelle beten oder singen. Zudem befinden sich hier das Lehrerzimmer und das sogenannte Kunst-Zimmer. In diesem Klassenzimmer werden die Schüler und Schülerinnen kreativ – und wer durch eins der hinteren Fenster schaut, kann den Würzburger Hafen und die Festung Marienberg sehen.
Das Kloster hat den Großteil des Umbaus gezahlt
Bereits im Jahr 2005 hatten die Verantwortlichen begonnen, über neue Räumlichkeiten für die Fachoberschule nachzudenken. Doch erst im Herbst 2018 waren alle Unklarheiten beiseite geräumt, es konnte renoviert und umgebaut werden. Etwa 2,6 Millionen Euro hat die gesamte Sanierung gekostet. Matthias Hart, Verwaltungsleiter des Klosters Oberzell, erzählt, dass das Kloster den Großteil der Kosten zahle – aus Eigenmitteln und Krediten. Die Refinanzierung laufe nun über die Mieteinnahmen.
Eine Zeit lang hat das Kloster laut Hart damit gerechnet, dass das Bistum Würzburg den Bau finanziell fördern würde. Den Zuschuss des Ordinariats gab es jedoch nie. Die Regierung von Unterfranken dagegen unterstützt das Projekt mit rund 833 000 Euro. Hart sagt, diese Summe sei aber daran geknüpft, dass die Fachoberschule mindestens weitere 25 Jahre betrieben werde. Das Kloster übernehme daher ein hohes Risiko. "Aber es ist nicht nur eine rein wirtschaftliche Entscheidung gewesen", fügt Hart an.
Zurzeit gibt es in der Fachoberschule eine elfte und eine zwölfte Klasse. Von letzterer haben gerade fast 90 Prozent ihr Fachabitur bestanden. Für das kommende Jahr haben sich so viele angemeldet, dass es zwei elfte Klassen geben wird. Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Montessori Schule ein fester Bestandteil des Klostergeländes. Schwester Katharina sagt: "Es tut uns gut, dass so viele Kinder und Jugendliche jeden Tag auf unser Gelände kommen."