Ungewohnt detaillierte Einblicke in die Situation der Margetshöchheimer Kindertagesstätte bekamen die Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung durch die neue Leiterin Ursula Schleyer. Sie ist seit September vergangenen Jahres da und stand nun zur pädagogischen und organisatorischen Ausrichtung Rede und Antwort. Dass es um die KiTa nicht gerade rosig bestellt ist, weiß man: Das marode leerstehende Krippengebäude, der massive Platzmangel, Probleme mit der Erweiterung und nicht zuletzt auch Konflikte mit dem Träger katholische Kirchenstiftung beschäftigen den Gemeinderat seit Jahren.
Gemeinsam betreut werden und voneinander lernen
Wie Ursula Schleyer deutlich machte, war aber auch das pädagogische Konzept veraltet. Sie hat mit einer behutsamen Umstrukturierung begonnen. Bisher waren die Gruppen altershomogen strukturiert, etwa so wie in einer Schule. "Entwicklungspsychologisch werden altershomogene Gruppen nicht gern gesehen", sagte die erfahrene Pädagogin. Wissenschaftliche Erkenntnisse hätten gezeigt, dass es in den Regelgruppen für Drei- bis Sechsjährige sowohl für die Größeren als auch die kleineren Kinder große Vorteile hat, wenn sie gemeinsam betreut werden und voneinander lernen. Allerdings vergehen rund zwei Jahre, bis eine behutsame Altersmischung erreicht sei, so Schleyer. Die Mischung hat aber auch einen organisatorischen Vorteil: wird eine sogenannte U-3-Gruppe, die auf maximal 15 Kinder von 2,5 bis 3,5 Jahren ausgelegt ist, zur Regelgruppe, können 25 Kinder betreut werden.
Derzeit sind 113 Kinder in sieben Gruppen untergebracht
Den gewonnenen Platz könnte die KiTa dringend gebrauchen: Derzeit sind 113 Kinder in sieben Gruppen untergebracht, davon sind vier ausgelagert in den Turnraum, in Container und in die Schule. "Es ist keinerlei Entzerrung möglich", beklagte Schleyer. Krippenkinder könnten auch ab Oktober momentan nicht aufgenommen werden, obwohl 14 Kinder – mehr als eine volle Gruppe - auf der Warteliste stünden. Ein weiterer Container wird diskutiert. Schleyer sieht für die Fortentwicklung der KiTa eine "Riesenchance" darin, möglichst am alten Standort zu erweitern. So könne man Synergieeffekte nutzen.
Dem stimmte auch die SPD-Fraktion zu, die in früheren Sitzungen dafür plädiert hatte, auch das alte Klostergelände als zweiten Standort zu erwägen. Laut Andreas Raps (MM) sei klar: "Wir müssen schnell handeln." Schließlich könnten bis zum Bau 2,5 Jahre vergehen. Wie Bürgermeister Waldemar Brohm mitteilte, sei nun nach fünf Jahren durch den Gutachter des bischöflichen Bauamtes endlich die Schadensaufnahme zum maroden Krippengebäude offiziell abgeschlossen. Dazu wird Mitte März ein Termin mit der Diözese stattfinden. Das Sanierungsgutachten liegt schon länger fertig in der Gemeinde-Schublade, man könnte gleich loslegen. Brohm sagte aber auch: "Wenn die Diözese bis September keine erkennbaren Schritte geht, wollen wir die Zusammenarbeit auf Eis legen."
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, das Verfahren zum Neubau einzuleiten und stimmte auch für den Antrag der MM, in Abhängigkeit von der Machbarkeitsstudie des beauftragten Büros Haas und Haas, die Erweiterung der KiTa priorisiert am Zeilweg festzulegen. Alle hoffen, dass heuer noch so schnell wie möglich mit der Sanierung begonnen werden kann.