Mit einem milliardenschweren Förderprogramm der Bundesregierung soll nach den existenzbedrohenden Einschränkungen als Folge der Corona-Pandemie ein bundesweiter "Neustart Kultur" gelingen – seit einigen Tagen können unter anderem Musikfestivals Unterstützung beantragen. Mit einer Ausnahme: Veranstaltungen ohne Eintritt wie das Würzburger "Umsonst & Draussen" bleiben bisher außen vor. Die Förderrichtlinien sollen daher noch einmal überprüft werden.
Umfassende, praxisnahe und niederschwellige Hilfsprogramme sind notwendig
Ralf Duggen ist nicht nur der Vorsitzende des Dachverbands der Freien Würzburger Kulturträger, sondern auch Chef des U&D, das jedes Jahr zwischen 70 000 und 100 000 Menschen auf die Mainwiesen lockt. Er wünscht sich für die gebeutelte Kulturszene umfassende, praxisnahe und niederschwellige Hilfsprogramme.
"Wie andere Corona-Hilfen krankt auch das an sich sinnvolle Förderprogramm 'Neustart Kultur' daran, dass es den Fördergedanken nicht konsequent umsetzt", sagt Duggen. Er kann nicht nachvollziehen, dass ausgerechnet kostenlose Festivals nicht bedacht werden sollen: "Die Finanzierung ist sicher nicht einfacher. Die Kosten sind größtenteils gleich, nur die Einnahmenseite ist schwieriger." Das U&D finanziert sich hauptsächlich über den Getränkeverkauf, städtische Förderung und Sponsoren.
Umsonst & Draußen–Festivals finden in diesem Programm keine Berücksichtigung
Die Förderrichtlinien für den "Neustart Kultur" sind in ihrer aktuellen Fassung vom 20. August allerdings eindeutig: Nur Musikfestivals mit überregionaler Bedeutung, die zuletzt mindestens 900 Eintrittskarten verkauft haben, sind antragsberechtigt.
"Umsonst & Draußen–Festivals finden in diesem Programm leider keine Berücksichtigung. Aktuell besteht bei uns keine andere Antragsmöglichkeit für derartige Festivals", bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion Michael Wallies, Pressesprecher der "Initiative Musik", die die für Musikfestivals insgesamt vorgesehenen 80 Millionen Euro im Auftrag der Bundesregierung vergibt.
Es besteht Hoffnung auf eine Änderung der Förder-Richtlinien
Laut Auskunft von Jens Wernscheid, Pressereferent der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur (BKM), wurde das Förderprogramm in Abstimmung mit unterschiedlichen Branchenverbänden entwickelt. "Offenbar war kein Vertreter eintrittsfreier Festivals dabei. Das ist blamabel und muss korrigiert werden", kritisiert Ralf Duggen.
Nachdem nicht nur der bayerische Verband für Popkultur auf die Förderlücke hingewiesen hat, gibt es inzwischen allerdings Hoffnung auf eine Korrektur: "Infolge verschiedener Hinweise [...] prüft die BKM aktuell zusammen mit der Initiative Musik, inwiefern sogenannte "Umsonst-und-Draußen"-Festivals durch das Förderprogramm unterstützt werden können", so BKM-Sprecher Jens Wernscheid.