
Wenn man bei den Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. einmal in den Vorstand gewählt worden ist, dann kann es sein, dass man dort für lange Zeit bleibt. Der 2016 verstorbene Ernst-Günter Krenig war ab 1982 stellvertretender und von 1992 bis 2007 erster Vorsitzender des Geschichtsvereins. Sein Nachfolger Helmut Flachenecker führte den Verein immerhin zehn Jahre, und dessen Stellvertreter Frieder Sünderhauf war seit 1992 als Schatzmeister im Vorstand und seit zehn Jahren stellvertretender Vorsitzender. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung haben Flachenecker und Sünderhauf ihre Ämter zur Verfügung gestellt. Einstimmig wurden von den Mitgliedern als neuer Vorsitzender der Historiker Matthias Stickler und als dessen Stellvertreter der Kunsthistoriker Erich Schneider gewählt.
Bekannte Namen im neuen Vorstand
Die beiden Neuen sind keine Unbekannten. Matthias Stickler (1967 in Aschaffenburg geboren) ist seit 2010 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Würzburg. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa und ihre Integration in Westeuropa. Aber auch in der Geschichte Mainfrankens kennt er sich bestens aus. Er ist für die Freunde der Mainfränkischen Kunst und Geschichte im Beirat für Stadtgeschichte am künftigen Museum für Franken. Außerdem leitet Stickler das Institut für Hochschulkunde an der Würzburger Universität.
Sein Stellvertreter Erich Schneider (Jahrgang 1954) hat in Würzburg Kunst- sowie Vor- und Frühgeschichte studiert.
Nach dem Studium begann er 1981 seine berufliche Tätigkeit bei den städtischen Sammlungen in Schweinfurt, deren Leitung er 1990 übernahm. Seit 1991 war er auch Leiter des städtischen Kulturamtes in Schweinfurt. Er war in Schweinfurt maßgeblich am Aufbau der neuen Museumslandschaft beteiligt. 2015 wurde er vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zum Direktor des künftigen staatlichen Museums für Franken in der Festung Marienberg ernannt.
Generationenwechsel ist eingeleitet
Auch die übrigen Vorstandsposten wurden bei den Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte neu besetzt. Kathrin Kemmer löst als Schatzmeisterin Peter Zahn ab, neue Schriftführerin ist Eva Pleticha-Geuder, die die Nachfolge von Claudia Lichte antritt, als neuer Schriftleiter fungiert Daniel Karch, der Udo Haupt ablöst. Der neue Vorstand ist für fünf Jahre gewählt.
Die künftige Zusammensetzung des Vorstands darf durchaus als eine Art Generationenwechsel verstanden werden. Denn es ist eines der Hauptprobleme des seit 1948 bestehenden Vereins (damals schlossen sich der „Historische Verein“ von 1831, der „Kunstverein“ von 1841 und der „Kunst- und Altertumsverein“ von 1893 zusammen), dass er zu wenig junge Mitglieder hat. Das möchte der neue Vorstand ändern, wie Stickler im Gespräch mit der Redaktion erklärte.
Mit neuen Ideen Mitglieder gewinnen
Man dürfe nicht erwarten, dass es schnell gelänge, jüngere Mitglieder in größerer Zahl zu gewinnen, glaubt Stickler. Aber er ist gleichzeitig optimistisch, dass man mit Themen zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, seinem wissenschaftlichen Spezialgebiet, die jüngere Generation erreichen kann. Auch soll das Handwerkerhaus in der Pleich, wo der Verein seine Geschäftsstelle hat, stärker für geeignete kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Auch sollten diese etwas geselliger gestaltet werden, meint Stickler: „Wir wollen keinen Aktionismus, aber eine Erneuerung“, umreißt er die Vorstellungen des neuen Vorstands. „Im Bewusstsein der Vergangenheit die Gegenwart besser verstehen und gestalten“, sei eine wichtige Zukunftsaufgabe für den Verein, der man sich stellen wolle, so Stickler.
Dazu sind auch gemeinsame Projekte mit Schulen geplant, um bei jungen Menschen Interesse zu wecken.
Die Zukunft hat begonnen
Frieder Sünderhauf, seit 1972 Mitglied bei den Freunden, hat die vergangenen Jahrzehnte im Verein in führender Position intensiv miterlebt und mitgestaltet. Jetzt sah er die Zeit gekommen, sich aus leitenden Funktionen zurückzuziehen und die Geschicke Jüngeren zu überlassen. Zusammen mit Helmut Flachenecker sondierte er zuvor aber noch genau, wer für die Nachfolge infrage käme. Diese Suche, so sagt er, sei von Ausdauer, Hartnäckigkeit und auch etwas Glück geprägt gewesen. Er ist sich aber sicher, dass mit den neuen Vorsitzenden und deren Mitstreitern die richtige Vereinsführung an den Start gehen wird, um den „grundsolide aufgestellten Verein“ in eine gute Zukunft zu führen.