Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg braucht einen neuen Namen, und seit der jüngsten Stadtratssitzung ist nun auch ein Vorschlag ganz offiziell im Rennen: Theaterplatz. Einen entsprechenden Antrag hatte die SPD-Fraktion eingebracht, der Stadtrat hat jetzt ohne Diskussion einer Weiterverfolgung zugestimmt.
Das bedeutet, dass sich die Verwaltung und die Arbeitsgruppe Straßenbenennung mit dem Vorschlag befassen werden. Mit einer Benennung als Theaterplatz werde die Arbeit des Mainfranken Theaters gewürdigt, außerdem mache man "durch eine thematische Gestaltung niedrigschwellige Werbung für den nächsten Theaterbesuch", hatte es in der Begründung des SPD-Antrags geheißen.
Der Weiterverfolgung hat auch die CSU zugestimmt. Deren Fraktionsmitglied und 3. Bürgermeisterin Judith Jörg hatte zuvor indes bereits die verstorbene CSU-Politikerin Barbara Stamm als neue Namensgeberin für den Platz ins Spiel gebracht. Rückt die CSU jetzt von ihrem Plan ab?
CSU favorisiert weiterhin Barbara Stamm als Namensgeberin
"Die Benennung nach Barbara Stamm ist für uns nach wie vor die beste Variante", sagt CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth auf Nachfrage der Redaktion. "Wenn es aber im Stadtrat schwierig werden sollte, dafür eine Mehrheit zu bekommen, dann lenken wir auch da wieder ein. Aber dass Barbara Stamm einen herausragenden Platz oder eine Straße verdient hat, das kann sogar der politische Gegner nicht abstreiten", so Roth. Aus seiner Sicht wäre die Benennung des Faulhaberplatzes nach Barbara Stamm "der richtige Weg, weil die Benennung eben gerade ansteht".
Erst kürzlich hatte Judith Jörg gegenüber der Redaktion gesagt, sie wolle vor einem offiziellen Antrag im Stadtrat zunächst bei anderen Fraktionen um Unterstützung für eine Benennung nach Barbara Stamm werben. Es gebe keine Eile, weil die Arbeitsgruppe Straßennamen erst wieder im Januar tage.
Ein neuer Name für den gegenüber dem Mainfranken Theater gelegenen Kardinal-Faulhaber-Platzes ist nötig, weil der Stadtrat im Oktober beschlossen hatte, den Platz wegen der Rolle Faulhabers in der NS-Zeit umzubenennen.
Aus dem Karl-Ritter-von Frisch-Weg wird der Barbara-Thein-Weg
Geräuschlos beschlossen hat der Stadtrat unterdessen den neuen Namen für den bisherigen Karl-Ritter-von-Frisch-Weg auf dem Unigelände nahe dem Campus Hubland-Süd. Der Mediziner und Zoologe Karl von Frisch (1886-1982) hatte laut Bericht der Würzburger Straßennamenkommission in der NS-Zeit Positionen der Eugenik ("Rassenhygiene") vertreten, eine "Mischung" von "Menschenrassen" kritisiert und die NS-"Rassegesetze" gelobt. Die Kommission hatte daraufhin eine Umbenennung empfohlen, die der Stadtrat im März auch beschlossen hatte.
Der Weg soll künftig den Namen von Barbara Thein tragen. Laut Stadtratsvorlage war die aus Haßfurt stammende Barbara Thein (1775-1842) die erste angestellte Wissenschaftlerin der Universität Würzburg gewesen. Als Mitarbeiterin von Josef Bonavita Blank (1740-1827), dem Leiter des Naturalienkabinetts, forschte sie zu Mitteln und Möglichkeiten der Konservierung von Tierpräparaten. Nach dem Tode Blanks wirkte sie auch als Lehrkraft.
Dennoch halte ich den Zeitpunkt für verfrüht. nicht, was die Person Barbara Stamm angeht, sondern die Benennung eines Platzes (oder Straße oder Einrichtung) nach einer erst jüngst verstorbenen Person.
Insofern halte ich den "Theaterplatz" für einen sinnvollen Vorschlag, auch wenn es den zig-dutzendfach in D gibt, aber schließlich heißen die Bahnhofsplätze auch nach dem Bahnhof und keiner stört sich daran. Im Gegenteil - für Ortsfremde mag das sogar eine Hilfe sein.
...Ihr "fantasievoller" Namensvorschlag?
Ganz rasch mal weitere "phantasielose" Städte mit Theaterplätzen:
Aschaffenburg - Chemnitz - Coburg - Dresden - Erfurt - Erlangen - Eisenach...
Und Opernplätze haben: Essen - Frankfurt - Hannover - Kassel...