Vor fünfzig Jahren, genau am 30. November 1968, eröffnete Holm Ullrich sein Uhren- und Juweliergeschäft in der Höchberger Hauptstraße. Vorher hatte er schon in einem Keller in Eisingen Uhren für Würzburger und Berliner Firmen repariert. Der gelernte Juwelier und Uhrmachermeister kam mehr durch einen Zufall nach Höchberg. Eigentlich wollte er ein Geschäft in Würzburg aufmachen, fand aber keine geeigneten Räumlichkeiten. Ein Freund seines Vaters vermittelte ihm dann die Räume in Höchberg. Vorher war an selber Stelle ein Geschäft für Stoffe und Kurzwaren gewesen, ursprünglich stand hier die "Wolz-Schmiede".
Der Vertrag mit dem Vermieter wurde damals noch per Handschlag getätigt, erinnert sich Ullrich. Neben dem Geschäft gab es noch eine Drogerie und darüber fand die Familie Ullrich auch eine passende Wohnung in Höchberg. Das Pendeln nach Eisingen entfiel somit und seine Frau Waltraud konnte notfalls schnell in den Laden kommen, wenn zu viele Kunden kamen. Überhaupt sah die Geschäftslandschaft vor 50 Jahren noch ganz anders aus. Viele kleine Geschäfte sind mittlerweile verschwunden und es ist ruhiger geworden in der Hauptstraße. Das liegt auch an der Umgehungsstraße, die viel Verkehr von Höchberg fernhält. "Früher fuhren hier bis zu 26.000 Fahrzeuge täglich durch den Ort", erinnert sich Ullrich noch genau an die Zeit, als es in Höchbergs Altort lauter zuging. Besonders schlimm waren die Lkws, die mit ihrem Gewicht für Erschütterungen sorgten. Das war nicht einfach für die diffizile Arbeit des Uhrmachers. Mit ruhiger Hand muss er kleinste Teile, teilweise mit Seh-Verstärkung über eine Lupe, zusammensetzen.
Die Liebe zur alten Standuhr
An seine ersten Kunden erinnert sich Ullrich noch ganz genau. Es waren zwei junge Verkäuferinnen des "Consum" von gegenüber. Mit den Worten: "In ein neues Geschäft dürfen keine alten Frauen reinkommen. Das bringt Unglück" standen sie im Laden und Holm Ullrich war ganz perplex. Schnell sprach sich herum, dass man bei Uhren Ullrich gut und zuvorkommend bedient wird und die Höchberger kamen zuhauf in den kleinen Laden. Mehrmals wurde umgebaut und sich dem Zeitgeist angepasst, zuletzt 2006. Das Kaufverhalten der Kunden hat sich in den letzten Jahren gewandelt, berichtet Ullrich. "Heute verkaufe ich besser eine Uhr für 1000 Euro als für 50". Zugenommen hat auch der Verkauf von selbst designtem Schmuck. Egal ob Ring, Kette oder Armreif, Ullrich kann seine Ideen gut vermarkten.
Seine Liebe gehört jedoch der Reparatur alter Stand- und Wanduhren. Im Laden stehen immer mehrere Exemplare, die auf die "ruhige Hand" von Holm Ullrich warten. "Uhren aus dem Empire sind besonders gut, da hat sich nicht viel geändert". Auch hochwertige Schweizer Uhren repariert er viele. Die kommen aus ganz Deutschland zu ihm, denn Holm Ullrich hat einen guten Namen in der Uhrmacherlandschaft und seine jahrzehntelange Erfahrung macht ihn zu einem Unikat in der schnelllebigen Zeit. Doch bei allem Erfolg gab es auch Niederschläge für den fast Achtzigjährigen. Zwei schwere Einbrüche durch Diebe musste er überstehen, den letzten vor vier Jahren. "Das trifft einen schon". Aber Ullrich ist ein Kämpfer und solange im der Beruf noch so viel Spaß macht, wird er auch weitermachen.