Jeder kennt die üppig blühenden exotischen Arten aus der Gärtnerei oder Baumärkten und Discountern. Die heimischen Arten wirken dagegen bescheidener, aber nicht weniger prachtvoll. Auf die fünf Orchideen-Arten, die im Strüth-Wald wachsen, macht jetzt eine Informationstafel am Waldrand aufmerksam, die der städtische der Bauhof aufgestellt hat. Es zeigt die Schönheiten, weist aber auch gleichzeitig auf den strengen Schutz dieser Pflanzen in Deutschland hin. Initiiert wurde alles von Walter Gebert vom Heimat- und Museumsverein. Er hat auch das Schild entworfen und die Bilder von den Orchideen dafür zur Verfügung gestellt.
26 verschiedene Orchideen wachsen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, 24 davon sind im Altlandkreis Uffenheim zu finden. Zwei hat Walter Gebert davon neu entdeckt. Eine davon ist die Spätblühende Ständelwurz, die ebenfalls im Strüth-Wald zu finden ist. Diese Orchidee sei früher als Breitblättrige Ständelwurz angesehen worden, habe aber kleinere Blüten, weiß Gebert. Die zweite neu im Kreis nachgewiesene Art sei die Müllersche Ständelwurz, auch sie sei früher wohl unter Breitblättrige Ständelwurz geführt worden.
Auf das Wachsen von Orchideen im Strüth-Wald war Gebert vor Jahren vom Diplom-Biologen Heinrich Beigel aufmerksam gemacht worden. Beide möchten die heimischen Orchideen Spaziergängern und Wanderern näherbringen, sie ins Bewusstsein rücken und für deren Schutz sensibilisieren. Die Gründe für den Artenreichtum der Orchideen gerade im Altlandkreis Uffenheim sieht Gebert in der Lage am südlichen Steigerwald und im kalkhaltigen Untergrund. "Alle Arten - bis auf eine - brauchen Kalk", erklärt Gebert.
Neben der Spätblühenden Ständelwurz kommen im Strüth-Wald die Violette Ständelwurz, die Vogelnestwurz, die in Symbiose mit Pilzen in den Wurzeln der Waldbäume lebt, das unscheinbare große Zweiblatt und vor allem der Fuchs' Fingerwurz – von einigen auch Fuchs-Knabenkraut genannt – vor. Letztere Orchidee ist die häufigste. Bis in die Jahre 2017 und 2018 zählte Gebert noch bis zu 500 blühende Pflanzen. Dann sei die Zahl rapide eingebrochen. Gebert vermutet die starke Trockenheit hinter dem Verschwinden. Eventuell könnte es aber auch mittlerweile zu dunkel sein.
Orchideen reagieren sensibel auf Veränderungen ihrer Lebensräume
Bürgermeister Wolfgang Lampe und Bauhofleiter Thomas Siebert sicherten zu, dass der Wald ausgelichtet werde. Danach solle durch die Kronen der Bäume wieder mehr Licht au den Waldboden fallen. Starke Konkurrenz am Boden wie den Bärlauch sollte man etwas dezimieren, regte Gebert an. Vor allem entlang des Wegs wachsen die Orchideen. Deshalb hofft man, dass die durchfahrenden Landwirte mit ihren großen Schleppern möglichst auf dem Weg bleiben. Die Seitenstreifen würden nämlich erst später gemäht. Das sei im gesamten Stadtgebiet so, ergänzt Lampe, habe man doch Blühwiesen schaffen wollen.
Von der Faszination der Orchideen sprach Adolf Riechelmann (Forchheim) vom Arbeitskreis Heimische Orchideen. Er ist für ganz Nordbayern zuständig. Frei nach den Worten Johann Wolfgang von Goethes betonte Riechelmann: "Man sieht nur, was man kennt. Wir müssen erst sehen lernen, um solche Kostbarkeiten in der Landschaft überhaupt wahrnehmen zu können." Die Feststellung Goethes müsse aber noch um die Erkenntnis des Zoologen Konrad Lorenz ergänzt werden: "Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt."
Viele Orchideen seien zwar erst aufgrund des durch den Menschen vollzogenen Strukturwandels in unsere Landschaft eingewandert, sie reagierten jedoch sehr sensibel auf Veränderungen ihrer Lebensräume. Der Orchideenbestand im Stadtgebiet von Uffenheim könne nur dann an die kommenden Generationen weitergegeben werden, wenn den vielzitierten Schlagworten der ökologischen Verantwortung auch das entsprechende Handeln folge, fordert Riechelmann.