Der Ausbau des schnellen Internet ist für die Gemeinden ein Dauerthema. Doch manchmal geht es auch schneller als gedacht: Güntersleben und Rimpar gehören zu insgesamt nur neun Gemeinden in Nordbayern, die für einen Eigenausbau des Glasfasernetzes durch die Deutsche Telekom ausgewählt wurden. Dabei müssen die Gemeinden anders als bei dem Förderprogramm des Freistaates keinen Eigenanteil aufbringen. Planung und Ausbau sollen im kommenden Jahr beginnen, sodass die Anschlüsse schon 2023 betriebsfähig sind. Bürgermeisterin Klara Schömig sprach von einem "echten Glücksfall" für die Gemeinde, als sie das Vorhaben im Gemeinderat vorstellte.
In Güntersleben sind 1300 Adressen beziehungsweise 2100 Haushalte betroffen. Mit dem Ausbau steht ihnen eine Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde zur Verfügung. Bisher waren Anschlüsse mit maximal 250 Megabit möglich. Dafür ist es nötig, etwa 20 neue Netzverteilerkästen im Ort aufzustellen. Die Bauarbeiten führt das Tochterunternehmen der Telekom Glasfaser Plus durch. Um die Kabel zu verlegen, ist es nicht nötig, die Gehsteige aufzugraben. Stattdessen kommt ein sogenanntes Trenchverfahren zum Einsatz, bei dem der Asphalt nur auf einer Breite von sechs bis 22 Zentimetern aufgefräst wird. Statt einen Graben auszuheben genügt damit ein schmaler Schlitz.
Geringere Verlegetiefe
Das Kabel wird in einer Tiefe zwischen 30 und 50 Zentimetern, in einigen Fällen bis zu 80 Zentimetern, verlegt. Die geringe Verlegetiefe und damit höhere Anfälligkeit für Beschädigungen war allerdings im Gemeinderat ein wichtiges Argument, mit dem sich die Räte zuvor gegen ein ähnliches Angebot des Telekom-Konkurrenten, der Deutschen Glasfaser, entschieden hatten. Die Telekom hält sich bei der Verlegung dennoch an die überarbeiteten Richtlinien des Telekommunikationsgesetzes, das nun eine geringere Verlegetiefe vorsieht. Bis auf kleine Zuarbeiten hat die Gemeinde keine weiteren Aufgaben zu übernehmen.
Der Ausbau soll flächendeckend erfolgen und bezieht auch die Aussiedlerhöfe mit ein. Eine Ausnahme bildet das Gewerbegebiet Fahrental. Aufgrund der geringen Anzahl an Anschlüssen ist dort der Aufbau des Netzes für die Telekom unwirtschaftlich. Dort muss die Gemeinde für die Verlegung aufkommen. Das Material bekommt sie von der Telekom. Die Firma hat zudem angekündigt, dass sie das vorhandene Netz in der Thüngersheimer Straße und den Altortgassen aufkauft. Für die Haushalte soll es die Möglichkeit geben, einen kostenlosen Hausanschluss zu erhalten, auch ohne einen Telekom-Tarif zu buchen.
Gemeinde steigt aus Gigabit-Richtlinie aus
Die Gemeinde kann damit aus dem bayerischen Förderverfahren nach der Gigabit-Richtlinie, für das sie sich beworben hatte, aussteigen. Hierbei hätte die Gemeinde einen Eigenanteil erbringen müssen. Auch wäre mit der Fertigstellung des Netzes deutlich später zu rechnen gewesen. Warum die Entscheidung zugunsten von Güntersleben fiel, blieb unklar. Auch die Räte selber hatten keine Erklärung. Ein wichtige Rolle dürfte jedoch das Auftreten eines Konkurrenten, der die Telekom zum handeln gezwungen hat, gespielt haben.