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Ochsenfurt
Überdimensionierte Trabantenstadt am Oberen Dümmersberg?
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 19.06.2021 02:25 Uhr

Die Stadtratsfraktion der Grünen schreibt eine Stellungnahme zum Artikel „Suche nach Generalübernehmer beginnt“ vom 10. Juni und hinterfragt darin seit Langem die Sinnhaftigkeit einer "derart überdimensionierten" Wohnbebauung am Oberen Dümmersberg für 550 Wohneinheiten und 1400 Einwohner. "Ochsenfurt braucht keine Trabantenstadt mit einer Fläche von 19 Hektar, die etwa 27 Fußballfeldern entspricht", heißt es in der Stellungnahme.

Die Grünen halten auch die Umgehungsstraße, genannt Südspange, für überflüssig. Die Umgehungsstraße würde einiges an versickerungsfähiger Fläche versiegeln und zudem einige Äcker guter Qualität zerschneiden. "Das freut die Landwirte nicht, deren Äcker so nicht mehr nutzbar wären. Gleichwertige Ersatzgrundstücke zum Tausch gibt es in erreichbarer Nähe nicht", schreiben die Grünen.

Die Umgehungsstraße solle laut Bürgermeister Peter Juks die Südtangente vom erhöhten Verkehrsaufkommen durch Gewerbegebiet und Wohnsiedlung entlasten. Die Grünen befürchten dagegen, dass die bestehenden Wohnsiedlungen Hohestadt, Westsiedlung und Tückelhausen durch die Umgehungsstraße in ihrer Wohnqualität beeinträchtigt werden. Und sie befürchten laut der Stellungnahme auch, dass die neuen Bewohner und Bewohnerinnen in ihren neuen Heimen nur wohnen werden und ihre Einkäufe auf dem Heimweg von der Arbeit außerhalb erledigen. Mit der Umgehungsstraße würden sie an den Einkaufsmöglichkeiten vorbei geleitet.

Weiter heißt es: "Mit der weiteren Flächenversiegelung durch Neubauten, Straßen und Plätzen am Oberen Dümmersberg riskiert die Stadt jedes Jahr aufs Neue ein Starkregenereignis mit ähnlichen Ausmaßen wie die Überflutungs-Katastrophe von 2016." Damals schoss der Starkregen, den der Boden am Oberen Dümmersberg nicht aufnehmen konnte, vor allem über die Klinge, aber auch über die Kniebreche und die Uffenheimer Straße hinab. Die Rohre konnten die Wassermassen nicht aufnehmen. Stattdessen wurden die Kanaldeckel angehoben, die Straßen teilweise unterspült, Keller liefen voll und wertvoller Ackerboden ging verloren.

"Die Entwässerungsrohre vor allem in der Klinge sind schon lange überlastet. Solche Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels wird es in Zukunft noch häufiger geben. Bei fortschreitender Bodenversiegelung werden die Schäden erheblich gravierender ausfallen. Kann sich die Stadt immer wieder solche Starkregenereignisse mit Folgeschäden leisten?", heißt es weiter in der Stellungnahme.

Seit 2018 haben die Grünen schon mehrere „Flächenfraß-Spaziergänge“ am Oberen Dümmersberg durchgeführt. Schon lange stimmen die Grünen geschlossen gegen dieses Großprojekt. Die Grüne Stadtratsfraktion schreibt weiter: "Dass der Generalübernehmer nun Europaweit ausgeschrieben werden muss, zeigt die Größe des Projekts auf. Darin liegen auch einige Risiken. Laut Juks handele es sich beim geplanten Wohnbaugebiet um ein „Generationenprojekt, das sich sicher über die nächsten 20 bis 35 Jahre, vielleicht aber auch noch deutlich länger hinziehen wird“. Welcher Generalübernehmer kann ein solches gigantisches Generationenprojekt sicher finanzieren und abwickeln, wenn weder er noch die Stadtverwaltung oder der Stadtrat die weiteren wirtschaftlichen und klimatischen Entwicklungen absehen können?"

Beim Thema Wohnen und Baugebiete sind die Grünen laut der Stellungnahme einverstanden mit der maßvollen Entwicklung kleinerer Baugebiete zur Ortsabrundung und Innenverdichtung, wenn sie umweltverträglich sind. "Insbesondere das kleine Baugebiet im Bereich Kniebreche/Friedhof wäre ein Paradebeispiel für sinnvolle Innenverdichtung. Diese Art von Baulandentwicklung – wie auch Leerstandsmanagement – sollten Vorrang haben vor überdimensionierten Großprojekten, die für eine Stadt in der Größe von Ochsenfurt einfach eine Nummer zu groß sind", schreibt die Stadtratsfraktion abschließend.

 
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