Noch bis zum 15. November gastiert der renommierte Circus Krone auf der Würzburger Talavera. Mit im Programm: Auftritte von Löwen, Tigern und Elefanten. Diese Nummern polarisieren, rufen seit vielen Jahren Tierschützer auf den Plan, die sich teils massiv gegen Wildtiere in der Manege wenden. Der Zirkus als Politikum? Könnte die Stadt Würzburg als Kommune das Gastspiel überhaupt einschränken und Tiernummern untersagen?
Stand der Dinge: Andere Länder haben ein generelles Verbot ausgesprochen, die Bundesrepublik Deutschland nicht. Und so lange es hierzulande kein Verbot gibt, sind Auftritte von Löwen, Tigern oder Elefanten grundsätzlich erlaubt.
Einige deutsche Städte haben sich allerdings mittlerweile politisch entschieden, Zirkusunternehmen mit Wildtiernummern nicht mehr auf städtischen Grundstücken spielen zu lassen. Solch einen Beschluss muss der jeweilige Stadtrat treffen. In Bayern haben das bislang Erlangen, Neuburg an der Donau, München und Erding getan. In Bayreuth fiel ein entsprechender Antrag im Stadtrat dagegen durch.
Die Tierschutzorganisation PETA hatte die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung wegen der Gastspielgenehmigung für Krone scharf kritisiert. Doch die Stadt habe eine solche Genehmigung gar nicht erteilt, sagt Stadtsprecher Christian Weiß. Zwischen dem Circus Krone und der Kommune gebe es lediglich einen privatrechtlichen Vertrag für die Nutzung der Talavera. Diesen aufzuheben allein wegen der Tiernummern, komme mangels gesetzlicher Grundlage nicht in Betracht, argumentiert die Stadt.
Aus anderen Kommunen sind Unternehmen mit Wildtieren von öffentlichen Flächen verbannt. Kann der Würzburger Stadtrat ein generelles Auftrittsverbot für Wildtiere beschließen? Stadtsprecher Weiß sagt: Ein generelles Wildtierverbot für Zirkus-Auftritte, wie von Tierschützern gefordert, könne der Stadtrat nicht beschließen, da die Tierhaltung bundesgesetzlich im Tierschutzgesetz geregelt sei.
Doch auch in Würzburg hätten Kommunalpolitiker einen Hebel: „Die Fläche der Talavera ist eine öffentliche Einrichtung der Stadt, die für Zirkusgastspiele gewidmet ist. Und diesen Zweck kann man konkretisieren und einschränken“, so Weiß.
Derzeit sind pro Jahr auf der Talavera zwei Zirkusse ohne Beschränkungen zugelassen. Die Zulassung könnte der Stadtrat – als politische Entscheidung – auf Zirkus-Unternehmen ohne Wildtiere beschränken.
Das ist auch der Weg, den die anderen bayerischen Städte auf ihren eigenen Flächen gegangen sind. Rechtlich ist er umstritten. Laut Weiß wird eine solche Widmungsänderung in der überwiegenden Rechtsprechung als unzulässig angesehen, weil in die geschützte Freiheit der Berufsausübung der Zirkusbetreiber eingegriffen werde. Mit der Problematik dieser speziellen Umwidmung befasst sich derzeit der Bayerische Verwaltungsgerichtshof. Dort ist ein Verfahren anhängig, das im Laufe des nächsten Jahres behandelt wird, sagt Gerichtshof-Sprecher Martin Scholtysik.
Tierschützer wie von PETA werfen indes gerade dem Circus Krone gravierende Missstände bei der Tierhaltung vor. Diese wird auch von der Stadt Würzburg überprüft. „Der Stammsitz von Krone ist München. Und diese Kommune hat dem Unternehmen eine Haltungserlaubnis mit Auflagen nach dem Tierschutzgesetz erteilt“, sagt Weiß dazu. „Unsere Veterinäre prüfen nun regelmäßig die Einhaltung der Gesetze und Leitlinien.“
Am ersten Tag habe man eine Abnahmekontrolle gemacht. „Dann folgen unangemeldete Besuche und eine Besichtigung der Vorstellung.“ Ergebnis der Kontrollen der Amtstierärzte beim Gastspiel: „Keine tierschutzrechtlichen Beanstandungen.“ Und ist bei Krone-Auftritten in Würzburg schon mal etwas vorgekommen? Nein, sagt Weiß. Alle gesetzlichen Vorgaben seien erfüllt worden. Auch die Forderungen aus Checklisten der tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz würden eingehalten.
„Die Tiere gehören zur Krone-Familie und wir lieben sie,“ sagt Zirkus-Sprecherin Susanne Matzenau. Das Unternehmen hat eine Tier-Broschüre für Besucher aufgelegt, in der sie erläutert, wie die rechtlichen Grundlagen für den Zirkus aussehen. Krone nehme die Aufgabe der Artenerhaltung ernst, heißt es dort. Seit Jahren beteilige sich das Unternehmen an einem weltweiten Zuchtprogramm mit seltenen weißen Löwen, immer genau kontrolliert von der Artenschutzbehörde.