Ausgerechnet im Moment einer beginnenden Wirtschaftskrise, von der keiner sagen kann, wie hart sie das Land treffen wird, hat die Gemeinde Güntersleben über die Erschließung eines neuen, großen Gewerbegebietes zu entscheiden. Kurzzeitige Überlegungen, das 37 Hektar große Gebiet Fahrental II ganz zu kippen, spielen keine Rolle mehr. Allerdings tendiert der Gemeinderat nun dazu, das Gewerbegebiet nur noch in einzelnen Bauabschnitten zu erschließen. Auch von der Hoffnung, größere Firmen anlocken zu können, nimmt die Gemeinde Abstand. Die eigentlich vorgesehenen Stellplätze für Schwerlastverkehr dürften wohl aus Kostengründen gestrichen werden.
Der Geschäftsführer des Planungsbüros Auktor, Heinz-Joachim Rehbein, kommt auf geschätzte Kosten von 4,1 Millionen Euro. Das sind 110 Euro pro Quadratmeter. Die Schätzung sei dennoch "nicht so schlimm", wie er befürchtet hatte. Die Kosten seien "vergleichsweise hoch, aber nicht exorbitant hoch". Neben der Inflation tragen zu den Kosten auch die Hanglage und die Notwendigkeit, Grundstücksebenen herzustellen, bei.
Stark gestiegene Preise im Bereich Tiefbau
Das Erstellen einer belastbaren Schätzung für die Erschließung sei ihm "extrem schwer" gefallen, stellte Rehbein fest. Er ist vom Stand März 2022, also kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs, ausgegangen. Auch im Tiefbau seien die Preise seit Jahresbeginn steil nach oben geschossen. Immerhin gebe es Lichtblicke wie der spürbare günstigere Kanalbau. Noch unklar ist, welche zusätzlichen Kosten für Ausgleichsflächen entstehen. Die Erhebungen für die Vegetations- und Artenschutzgutachten dauern noch bis ins Frühjahr.
Die Gemeinde muss die Erschließungskosten vorschießen. Das Geld ist damit über Jahre gebunden. Auch dürften die Zeiten des Billigzinses für Kredite vorbei sein. Die Gemeinde kommt daher wohl kaum daran vorbei, wie von UBG-Rat Erich Weißenberger vorgeschlagen, auf eine teure Kompletterschließung zunächst zu verzichten. Für eine Erschließung in Bauabschnitten ist der Bau einer Zubringerstraße aus dem bestehenden Gewerbegebiet unumgänglich. Auch das angrenzend vorgesehene Regenrückhaltebecken sowie eine zentrale Klärung des Regenwassers sind nötig. Das eigentliche Baugebiet wird von einer schlaufenartigen Straße durchzogen. Hier ist es denkbar, diese zunächst nur als Stichstraße mit einem Wendehammer auszuführen und die Nachfrage abzuwarten.
Nachfrage nach neuem Baugrund ist derzeit eher verhalten
Die Nachfrage nach neuem Baugrund ist derzeit eher verhalten. Bürgermeisterin Klara Schömig sprach von drei "ernsthaften" Interessenten, die sich für eher kleine Grundstücke zwischen 1500 und 2000 Quadratmetern interessieren. Sie geht davon aus, dass im Landkreis kaum noch günstige Gewerbeflächen zu finden sind und für Neuerschließungen ebenfalls höhere Preise anfallen. Sie "sehe nicht ganz so schwarz, die Flächen peu à peu auch verkaufen zu können", sagte sie. Auch CSU-Rat Michael Freudenberger, von Beginn an ein Befürworter des Gewerbegebiets, hält es für richtig, an dem Projekt festzuhalten. Schon mit dem Verkauf von etwa einem Drittel der Baugrundstücke seien die Ausgaben finanziert. Für ihn ist entscheidend, welche Gewerbe sich ansiedeln und inwiefern diese auch Arbeitsplätze in die Gemeinde bringen.
Gerhard Möldner (SPD) trat dafür ein, die rechtlichen Verfahren für die Aufstellung eines Bebauungs- und Flächennutzungsplans durchzuführen, vor einer Ausschreibung der Bauarbeiten aber erst eine Beruhigung des Marktes abzuwarten. Mit einem Abschluss der Verfahren dürfte nicht vor dem Jahreswechsel 2023/24 zu rechnen sein. Auch über den Vorschlag von UBG-Rätin Marianne Scheu-Helgert, die Parkplätze für Schwerlastverkehr zu streichen, um so Kosten zu sparen, soll noch abgestimmt werden. Eine Entscheidung des Rats über das genaue Vorgehen soll es im kommenden Monat geben.
Umweltzerstörung, Flächenversiegelung, Klimawandel, usw. interessieren solche Personen in keinster Weise.
In Bayern werden seit vielen Jahren täglich mindestens 10 Hektar Fläche versiegelt.
Was werden die Günterlebener Bürger in 50 Jahren zu der Entscheidung sagen, dass im Jahre 2022 ein 37 Hektar großes Baugebiet ausgewiesen wurde?