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Güntersleben
Trotz Corona: Die Skepsis gegenüber mobilen Lüftungsgeräten ist groß
Die Grundschule in Güntersleben war eine der ersten Schulen, in denen nach den Sommerferien der Coronavirus aufgetaucht ist. Die Skepsis gegenüber Lüftungsanlagen ist dennoch groß.
Foto: Christian Ammon | Die Grundschule in Güntersleben war eine der ersten Schulen, in denen nach den Sommerferien der Coronavirus aufgetaucht ist. Die Skepsis gegenüber Lüftungsanlagen ist dennoch groß.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 16.10.2020 02:17 Uhr

Es war ein Schock für Schule und Eltern, als am 9. September ein Schüler der Grundschule Güntersleben positiv getestet wurde und die Familie des Kindes, mehrere Klassenkameraden sowie zwei Lehrer in Quarantäne gehen mussten. Damit sich dies nicht wiederholt, findet der Unterricht meist bei geöffneten Fenstern statt. Für Gerhard Möldner (SPD) ist dies keine Dauerlösung. Er zeichnete in der  jüngsten Gemeinderatsitzung ein Szenario, das sich keiner wünscht: Die Fenster stehen offen. Die Kinder tragen dicke Winterjacken. In einem Elternbrief hat der Klassenleiter die Eltern gebeten, den Schülern Decken mit in den Unterricht zu geben. In der Abstimmung waren jedoch nur er und Mitstreiter Maximilian Beck dafür, die Grundschule und die beiden Kindergärten mit mobilen Lüftungen auszustatten.

Bayerisches Förderprogramm bietet kaum Spielraum

"Wir können uns das nicht leisten, dass Kinder in unserer hochmodern sanierten Schule mit Decken im Unterricht sitzen", begründete er seinen Vorstoß. Die übrigen Gemeinderäte wollen jedoch abwarten, wie sich die Situation entwickelt, setzen auf Lüften und Heizen. Eine Anschaffung von Lüftungsgeräten haben die Räte daher an die Voraussetzung gebunden, dass steigende Coronazahlen und eine offizielle Empfehlung vorliegen sowie ausreichend Fördermittel zur Verfügung stehen. Um alle Kindergartengruppen und Klassenzimmer auszustatten, wären etwa 20 Stück nötig. Als Höchstsumme für die Anschaffung wurde der Betrag von 77 000 Euro genannt. Bisher gibt es nur ein 50-Millionen-Programm des Freistaates. Die zur Verfügung stehenden Mittel dürften allerdings nicht lange reichen, würden damit alle bayerischen Schulen und Kindergärten ausgestattet. Zu diesem Ergebnis kommt Ira Wolz (CSU). Es sei dennoch richtig, bereits jetzt Angebote einzuholen und vorbereitet zu sein: "Damit vergeben wir uns nichts", sagte sie, selber Rektorin einer Grundschule. Die Schulen hätten auch dafür zu sorgen, das sich die Kinder keine Erkältung einfangen. Doch auch sie geht davon aus, dass regelmäßiges Lüften vorerst ausreicht. Dies habe sich bewährt und sei ohnehin schon immer üblich gewesen. Eine längere Lüftungspause ist in den Schulen des Freistaats derzeit alle 45 Minuten vorgeschrieben.

Zu laut, geringe Wirkung und hoher Wartungsaufwand

Die Grundschule Güntersleben war eine der ersten Schulen im Landkreis, die von der zweiten Welle des Coronavirus erfasst wurden. Nun gehört sie zu den ersten Schulen, für die mobile Geräte zur Luftreinigung angeschafft werden könnten. Besonders groß sind die Erwartungen an die technischen Hilfsmittel dennoch nicht, wie sich in der Diskussion im Gemeinderat zeigte. Diese Einschätzung bestätigte Thomas Oehrlein (CSU). Nicht nur er hat Zweifel, dass die mobilen Lüftungsgeräte ausreichen, um die Luft virenfrei zu halten. Seiner Ansicht nach funktioniert zwar eine technische Belüftung in Neubauten gut, nicht jedoch, wenn sie nachträglich eingebaut werde. In den Räumen gebe zu viele Hindernisse, die einen reibungslosen Luftaustausch behindern könnten.

Tobias Mack (UBG), der sich in seiner Masterarbeit mit Lüftungstechnik befasst hat, begründete die Zweifel näher. Im Laboraufbau zeigten die Geräte gute Ergebnisse. Er bezweifelte aber, dass dies auch auf unterschiedlich gestaltete Klassenzimmer zutrifft: "Die Ergebnisse der Studien sind mit Vorsicht zu genießen." Als Jugendbeauftragte des Gemeinderats verwies Verena Will (UBG) darauf, dass es wichtiger sei, direkte Kontakte gering zu halten und das Hygienekonzept, das Masken und gegebenenfalls Plexiglas-Abtrennungen vorsieht, einzuhalten.

Auch Schulleitung und Johanniter sehen Lüftungsanlagen kritisch

Auch die unmittelbar Betroffenen sind keineswegs begeistert über den Gedanken, dass Lüftungsanlagen das Öffnen der Fenster ersetzen könnten. Die Schulleitung der Grundschule befürchtet, dass die Reinigungsgeräte im Dauerbetrieb den Unterricht stören würden und problematische Luftverwirbelungen entstehen könnten. Auch benötigen die Geräte Wartung. Sie sind so gebaut, dass sie einen Großteil der Aerosole und Keime mit Hilfe eines Filters aus der Luft holen. Mindestens einmal im Jahr benötigen sie einen neuen Filter. Diese müssen zudem täglich erhitzt werden, um die aufgefangenen Keime abzutöten. Auch die Johanniter, die in Güntersleben die Kindergärten betreiben, bevorzugen es, wie bisher über Fenster und Türen zu lüften.

 
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