Die Schulfilmtage der bayerischen Schulen finden in diesem Jahr vom 12. bis 15. Oktober zum 40. Mal statt. Allein zehn Mal fanden sie in Gerbrunn statt. Organisator Thomas Schulz weiß einiges über die Schulfilmtage, ihren Sinn und Veränderungen zu berichten.
Thomas Schulz: Sehr viel. In den Anfängen wurde noch mit Super 8 gefilmt. Anfang der 1970er kamen dann die Video-Systeme hinzu, mit analogem Schnitt. Damals war es wegen der technischen Ausstattung noch sehr aufwändig in der Schule einen Film zu machen. Das hat sich radikal verändert. Inzwischen entstehen viele Filme mit Smartphones. Auch die Software zum Schneiden läuft heute nahezu auf jedem Standard-PC. Als ich mit Filmarbeit angefangen habe, hat man dafür noch eigene Geräte benötigt.
Schulz: Nein, das lässt sich ja auch auf youtube und in Online-Fotosammlungen beobachten. Beim Schulfilmfestival haben wir in den letzten beiden Jahren jeweils über 140 Bewerbungen gehabt, aber mit großem Gefälle, was die Qualität angeht. Weil alles heute so einfach geht, leidet oftmals die früher notwendige Vorplanung.
Schulz: „Raum 307“, das schiefe Klassenzimmer vom Röntgengymnasium unter Hubert Pfingstl von 2015 und der Legehennenfilm von der Veitshöchheimer Grundschule. Den hat sogar das Landesmedienzentrum Bayern bei mir angefordert, um ihn als Unterrichtsfilm zur Verfügung zu stellen. Zu Marktheidenfelder Zeiten gab es zudem die Ramirez-Brüder mit sensationellen Trickfilmen sowie „Dusch Das“. Der Film der Eichendorff-Schule wurde sogar als Eröffnungsfilm gezeigt. In diesem Jahr laufen solche Filme in einem eigenen Retro-Block zum Jubiläum.
Schulz: Gerade in der Mittelschule kommen Kunst und der musische Bereich zu kurz. Aber genau dort können die Schüler kreativ und selbstständig arbeiten. Gleichzeitig ist Film eine klassische Teamarbeit. Und dann ist da noch der medienpädagogische Aspekt: Durch die Filmarbeit lernen die Schüler wie Clips und Filme gemacht werden. Sie sind damit durch Bilder nicht mehr so leicht manipulierbar, weil sie wissen, wie Wirkungen erzielt werden. Durch die angespannte Personalsituation in Grund- und Mittelschulen bleibt viel zu wenig Zeit für eine AG Film.
Das erklärt auch, warum es in diesem Jahr kaum Bewerbungen aus Grund- und Mittelschulen gab, während wir in den letzten Jahren immer eine Steigerung verzeichneten. Leider wird wohl zuallererst am Wahlunterricht – und damit auch an der AG Film gespart.
Schulz: In der Tat gab es früher einen kleinen, etablierten Kreis an Filmlehrern, für die das Festival auch immer ein Jahrestreffen war. Vor zehn Jahren haben wir aber den Verein „Drehort Schule“ gegründet und eine Ausbildung am Standort Dillingen installiert. Die hat jetzt bereits die fünfte Lehrergeneration durchlaufen und so kommen eine ganz Reihe junger Kollegen hinzu. Nur bekommen sie leider kaum mehr die Chance, eine AG Film zu installieren. Auf Film als etabliertes Fach zu hoffen, wie es in Frankreich der Fall ist, ist ohnehin müßig.
Schulz: Bei uns kommen schulübergreifend Schüler mit einem Film an, schauen den gemeinsam mit rund 200 anderen Schülern und Lehrern und spüren die unmittelbare Reaktion des Publikums. Dann müssen sie – das gibt es nirgendwo sonst – Rede und Antwort stehen. All das ist dann neben dem eigentlichen Film Grundlage für die Jury-Entscheidung.
Schulz: Wir werde sehen – möglicherweise nicht mehr unter meiner Leitung. Ich hoffe, dass jemand aus dem Team übernimmt, das bisher alles mit großer Unterstützung der Gemeinde, den Vereinen und meinen Kollegen so gut gestemmt hat. Nur so konnten wir über die zehn Jahre den Teilnehmerbeitrag bei zehn Euro halten und auch finanziell schwächeren Schülern die Teilnahme uneingeschränkt ermöglichen.
Retroblock im Jubiläumsjahr
Die Schulfilmtage bayerischer Schulen beginnen im Jubiläumsjahr „40 Jahre Schulfilmtage“ mit dem Eröffnungsfilm „Starship AG1“ des Gymnasiums Kempten und einem Empfang am Donnerstag, 12. Oktober, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Gerbrunn, moderiert von Heike Mix.
Die einzelnen Filmblocks des Hauptprogrammes, jeweils mit anschließender Besprechung, laufen am Donnerstag, 21 Uhr bis 22.05 Uhr, am Freitag, 13. Oktober, um 13.30 Uhr bis 14.40 Uhr, 16 Uhr bis 17.05 Uhr sowie 19.30 bis 20.15 Uhr und am Samstag, 14. Oktober, 9 Uhr bis 10 Uhr. Filme im Block „Horizonte“, die es knapp nicht ins Hauptprogramm geschafft haben, gibt es zu sehen am Freitagvormittag, 9 Uhr bis 10.10 Uhr sowie 10.30 bis 11.45 Uhr.
Der Retroblock, mit ausgewählten Filmen aus früheren Jahren, startet am Samstag um 12.30 Uhr (bis 13.30 Uhr). Jung-Regisseur Alexander Schaad, Regiestudent an der Hochschule Film und Fernsehen München, ist am Samstag von 17 bis 18.15 Uhr mit seinem Film „Invention oft Trust“ und anschließender Diskussion zu Gast. Das 30-minütige Werk wurde beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis mit dem Jurypreis als bester mittellanger Film ausgezeichnet und gewann zudem den Studenten-Oscar in Gold.
Anders als in den Vorjahren findet die Siegerehrung in diesem Jahr am Samstagabend ab 20 Uhr statt. Die Gewinner der Publikumspreise werden am Sonntag um 10 Uhr bekannt gegeben.
Teilnehmerfilme aus der Region
Hauptpogramm I, Donnerstag, ab 21 Uhr: „Deutsch wie Döner“ (Röntgengymnasium, „Anders Sein“ (Friedrich-Hundertwasser-Schule Würzburg), „Alles bloß ein Traum“ (Friedrich-König-Gymnasium Würzburg).
Horizonte, Block 1, Freitag, ab 9 Uhr: „Die Wolf und die drei Geißlein“ (FKG), „So kriegt man es gebacken“ (Schönborn-Gymnasium Münnerstadt).
Hauptprogramm II, Freitag, ab 13.30 Uhr: „Sicher ist sicher“ (FKG); „Vielleicht“ (Berufsschulzentrum Alexander-Goppel Schweinfurt