„Ich schau hin und tu' was.“ Das ist die Einstellung von Georg Saam. Er nennt sich George, ist Schreinermeister, lebt in einem Bauwagen in Eßleben bei Werneck und fliegt am 14. April nach Kinshasa, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Kinshasa zählt 9,46 Millionen Einwohner und ist geprägt von Armut, Kriminalität und allen daraus resultierenden Problemen. Kinder und Jugendliche bleiben von ihnen nicht verschont; im Gegenteil: Es gibt kein Recht auf Bildung, viele besuchen keine Schule, haben keine Aussicht auf eine Ausbildung. Sie werden von Erwachsenen ausgebeutet, teilweise von ihren Familien verkauft, als Arbeitskräfte oder Sexsklaven.
Deshalb will Saam zusammen mit dem Verein Mbonda Lokito Kongo Kinshasa Kinderhilfe e.V. am Rande der Stadt eine Schreinerwerkstatt aufbauen, in der er Jugendlichen beibringen kann, Alltagsgegenstände wie Stühle oder Tische zu zimmern. Damit der Schreinermeister möglichst wenige Startprobleme hat, begleitet ihn in der Anfangsphase André Mabiala, der Vorstand des gemeinnützigen Vereins. Mabiala lebt in Würzburg und stammt aus dem Kongo. Außerdem ist er Gründer der Band Mbonda Lokitio Percussions. Die Trommelgruppe tritt am Samstag, 21. März beim Internationalen Trommel-Fest auf, das der Verein organisiert um Erlöse für das Schreinerprojekt zu sammeln. Viele Werkzeuge werden Saam geschenkt, doch einige müssen gekauft werden, damit die Werkstatt gebaut werden kann. 800 Euro werden für den Flug benötigt, 250 Euro fehlen noch für die Werkzeuge. Der Verein hofft, den Spendentopf bis zum 14. April voll zu haben. Um zu zeigen was die Hilfe bringt, stellt Saam regelmäßig Bilder ins Internet.
Vor wenigen Jahren haben die Mitglieder des Vereins bereits Engagement bewiesen und mit Hilfe der Einwohner die Vabatu Ngoma Grundschule aus dem Boden gestampft. Jetzt gelang es dem Verein, ein Grundstück nahe der Schule für die Werkstatt zu ergattern. Das Gebäude muss mit viel Einsatz und Hilfe aus möglichst einfachen und erschwinglichen Materialien gebaut werden. Alles wird selbst gemacht, sogar die Hobelbänke.
Mit zehn bis zwölf Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren will Saam das Projekt angehen. Drei Monate möchte er im Kongo bleiben, danach soll die Werkstatt der Schule zur Verfügung stehen. André Mabialas Bruder packt auch mit an. Er lebt im Kongo und wird die Jugendlichen von der Straße und den Bahnhöfen der Stadt holen. Die meisten haben eine schwere Vergangenheit, auch ehemalige Kindersoldaten könnten unter den Lehrlingen sein. Sie schnüffeln Lösungsmittel oder haben andere Drogenprobleme. Saam gibt ihnen dann Regeln. Wer sich nicht an die Regeln hält, schmeißt seine Chance weg. Diese Art von Disziplin sei wichtig für die jungen Menschen. Nach den drei Monaten sollen sie fit genug sein um ihr Handwerk für Geld anzubieten, schließlich sind sie ja nicht nur im Unterricht am Zimmern, sondern maßgeblich am Bau ihrer Werkstatt beteiligt. Die drei Monate sollen eine Grundlage sein, auf der sich aufbauen lässt. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das Motto des Vereins.
Georg Saam geht schon seit dem 20. Lebensjahr der gemeinnützigen Arbeit nach. Er leitet Schreinerworkshops mit Kindern und war schon mehrmals in Gambia und in Indien bei Hilfsprojekten. Während er in Afrika ist, unterstützt ihn Netzwerk aus Bekannten und Vereinen. Seine Krankenkassenbeiträge bezahlt beispielsweise ein Freund. Auch Sachspenden aus seinem Freundeskreis sind keine Seltenheit.
Auf die Frage ob er sich auf die Reise freue oder nervös sei meint er, er wäre beides. „Aber hier bleiben und nichts tun, das könnte ich nicht.“
Das Trommel-Fest findet am Samstag, 21. März, im Felix-Fechenbach-Haus ab 10 Uhr statt.
Das Programm des Festivals und Infos über das Projekt gibt?s unter www.mbonda-lokito.org