
Und am Ende, da sieht man das Treibholz im Hafenbecken schwimmen. Die Bühne vor dem Kulturspeicher – umgeben von ausgebleichten Ästen, kleinen Stämmen, die es hergetrieben hat von weit, weit her. Über Flüsse und Ozeane, von der Westküste Nordamerikas über das Mittelmeer und noch an England vorbei bis nach Würzburg, zum Hafensommer.
„Mighty Oaks“ haben das Treibholz besungen. In einem kleinen Song über diesen einen, guten Platz, den es für jeden auf Erden gibt, irgendwo. Für Ian Hooper ist das Gig Harbor, irgendwo hinter Seattle an einem Strand. Barfuß, in einem Treibholzstuhl aus Treibholz.
Am Montag freilich, da war Würzburg für den Sänger und Songwriter aus den USA der richtige Platz: ausverkauftes Konzert, 1300 vor allem junge Leute auf der Hafentreppe vor der schwimmenden Bühne. Und die Regenwolken, die tagsüber schwer über der Stadt gehangen waren, hatten sich auch zeitig verzogen. Solche Abende braucht der Hafensommer, solche Abende machen Veranstalter und Publikum froh.
Musik. Einfach nur Musik.
Denn „Mighty Oaks“, das heißt Folkrock vom Feinsten. Von einer Band, der es nur um die Musik geht und um sonst nichts. Keine große Show, kein Getue. Eher ein netter Abend mit alten Bekannten. Gitarre angestöpselt und los. Songs für Sinnsucher mit schönen Melodien, feine Balladen mit nachdenklichem Ton. Eingängig, nah, unkompliziert.
Nach ihrer Erfolgsplatte „Howl“ von 2014, ein Album für intime Lagerfeuer, waren „Mighty Oaks“, die mächtigen Eichen, zwei Jahre lang in ganz Europa und den USA unterwegs. Jetzt haben Ian Hooper, der Gitarre und Klavier spielende Italiener Claudio Donzelli und der Brite Craig Saunders an Bass und Mandoline gerade ihr zweites Album herausgebracht: „Dreamers“.
Songs von unterwegs – über Sehnsucht und Abschiede, Heimweh und Freundschaft: „Raise A Glass“, singt Ian Hopper und prostet dem Publikum mit einer Flasche Bier zu. „So jung werden wir nicht mehr zusammen kommen.
“ Zum Hafensommer hat das Trio, das mittlerweile in Berlin lebt, vertraute Begleitung mitgebracht: Schlagzeuger Joachim Förster aus dem Allgäu und aus Köln den Geiger Sebastian Schlecht. Der sorgt bei den Violinen-Intros für dunkle, wärmende, manchmal gar mystische Klänge am Hafenbecken, über das die kalte Abendbrise bläst.
Schluss erst nach einer Zugabe zur Zugabe
Und auf den Hafentreppen sitzt längst keiner mehr. Alle stehen, Handys leuchten wie früher mal die Feuerzeuge. Viel Jubel, langer Applaus. „Mighty Oaks“ dürfen erst nach einer langen zweiten Zugabe von der Bühne. Und in der Fantasie schwimmt das Treibholz über den Main in die Weltmeere davon.