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WÜRZBURG
Treffen der Frauen-Aufreißer abgesagt
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 07.02.2016 03:30 Uhr

Die Aufregung im Internet ist groß: Sogenannte „Pick Up Artists“ – selbst ernannte Aufreißer und Machos jeglicher Couleur (auch solche, die vor Gewalt nicht zurückschrecken) – riefen Gleichgesinnte dazu auf, sich am Samstag ab 20 Uhr weltweit in 165 Städten in 43 Ländern zu treffen. Dort wollen sie „Jagd auf Frauen“ machen. Einer der ständig wechselnden Treffpunkte: die Würzburger Residenz.

Soll oder darf man diesen Leuten – indem man ihren Aufruf veröffentlicht – eine Plattform für ihre Ideologie bieten? Darüber diskutierte nicht nur diese Redaktion, sondern auch die Würzburger Polizei. Doch nachdem sich das weltweit angekündigte Treffen über Facebook rasend schnell verbreitet hatte, habe dies „auch bei uns“ die Bevölkerung verunsichert, sagt Polizeikommissar Björn Schmitt. Anlass für ihn, eine Pressemitteilung herauszugeben: „Es gebe keinen Grund zur Besorgnis“, so Schmitt. Entgegen anderslautender Meldungen habe bislang niemand zu einer Straftat aufgerufen. Es gebe keinen Anhaltspunkt für eine geplante Aktion in Würzburg. Außerdem sei die Polizei am Faschingswochenende sowieso verstärkt im Einsatz.

Vertieft man sich allerdings in einschlägige Internetseiten, bietet sich ein erschreckendes Bild, bestätigt Susanne Porzelt, Sozial- und Traumapädagogin des Würzburger Vereins Wildwasser, der sich gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen engagiert. „Wir kennen diese Bewegung unter dem Namen ,Return of Kings‘. Sie deklarieren Frauen zu Freiwild und rufen zu Gewalttaten auf. Ihre Ideologie verstößt gegen alle Menschenrechtskonventionen.“

„Pick Up Artists“ nennen sich Männer, die mit erlernten Manipulationstechniken in kurzer Zeit möglichst viele Frauen erobern wollen – notfalls auch mit Gewalt. So postuliert es der Gründer der Bewegung, der amerikanische Antifeminist Daryush Valizadeh. Der selbst ernannte Motivationscoach für unterdrückte Männer will Vergewaltigungen im Privaten legalisieren. In seinen Thesen pauschalisiert er Männer als konstant willige Objekte, Frauen als zu überlistende Objekte.

Frauen, die in irgendeiner Form – sei es auch nur in Worten – sexuell belästigt oder bedroht werden, sollten sich sofort mit einem klaren Nein-Signal distanzieren, Umstehende auffordern, ihnen zu helfen oder gleich die Polizei rufen, rät Susanne Porzelt von Wildwasser.

Um dem umstrittenen Autor nicht noch mehr Medieninteresse zukommen zu lassen, rät die Polizei, sich nicht aus Neugier an den genannten Orten aufzuhalten. Nach breitem Widerstand im Netz hat der Autor die Treffen mittlerweile abgesagt. Dass sich Gleichgesinnte jedoch privat träfen, sei nicht ausgeschlossen, heißt es auf seinem Blog. „Es besteht keine Gefahr. Frauen, die am Samstag in Würzburg unterwegs sind, können sich sicher fühlen“, sagt Polizeikommissar Schmitt. „Wir sind vorbereitet auf alles, was kommen könnte.“

 
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    dass das Treffen abgesagt ist. Ich hätte das armselige Häufchen unwiderstehlicher Männlein gern mal gesehen. Ausserdem hätte man alle potentiellen Fummler zusammen vor der Kamera.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    das glaubt man nicht.
    Dieser Daryush Valizadeh betrachtet sich übrigens als weißen, amerikanischen Rassisten und ist bekennender Antisemit.
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