Tod und Sterben sind immer noch Themen, über die viele Menschen nicht gerne sprechen. Um sie – zumindest ein bisschen – aus der Tabuecke herauszuholen, wollen 14 Jugendliche des Veitshöchheimer Gymnasiums im Oktober einen Themenabend "Morbid oder nötig? Jugend und Tod" veranstalten. Eine der impulsgebenden Veranstaltungen (außer einem gemeinsamen Friedhofsbesuch oder der intensiven Beschäftigung mit verschiedenen Bestattungsformen) war jetzt der Besuch in der Feuerbestattungsanlage Giebelstadt, auch "Krematorium" genannt.
Die Jugendlichen, ihre Lehrkraft und eine begleitende Mutter wurden von Frau Klarhöfer herzlich begrüßt und durch die Anlage geführt. Frau Klarhöfer macht nach eigener Aussage "[…] alles, was hier nötig ist – Papierkram, Särge bewegen, aber auch Trauer- und Sterbebegleitung." Sie zeigte der Gruppe den Trauerraum, in dem ein Sarg aufgebahrt werden kann, damit die Angehörigen Abschied nehmen können, bevor der Sarg im Nebenraum in den Ofen geschoben wird. Dass die Ofenklappe "Muffel" genannt wird, sorgte für gewisse Erheiterung, denn nun bekommt "mufflig sein" oder "rummuffeln" eine völlig neue Bedeutung. In diesem Raum wurde besonderen Wert auf pietätvolles Verhalten gelegt, denn vor dem Ofen stand ein Sarg, der zur Einäscherung anstand.
Die Jugendlichen erfuhren, dass es durchaus Unterschiede im Verbrennen verschiedener Körper gibt: "Euer Lehrer ist lang und dünn – der braucht länger als jemand, der ein bisschen mehr Fett am Leib hat, denn Fett brennt und unterstützt so die Einäscherung eines Toten."
In einer anschließenden Gesprächsrunde konnten die Jugendlichen Fragen stellen, die ihnen während der Besichtigung gekommen waren. "Bei welcher Temperatur wird eingeäschert?" – "Bei ca. 850-1200°C." // "Wie hoch ist der Anteil von Urnenbestattungen?" - "Ich schätze, 80 Prozent." // "Wie ist es, täglich mit dem Tod zu tun zu haben?" – "Es ist meine Aufgabe. Ich arbeite nicht mit Leichen; ich arbeite mit Menschen, die eine Geschichte haben und die es verdienen, anständig behandelt zu werden, auch wenn sie tot sind."
Als Impuls bekamen die jungen Leute mit: "Redet über den Tod. Er ist nicht das Ende des Lebens – er gehört dazu". Das werden sie tun.
Von: Michael Kerber (Lehrkraft, Gymnasium Veitshöchheim)