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Trauer, Scham und fester Wille
würzburg Seit dem gestrigen Mittwoch hat Würzburg am Paradeplatz ein Mahnmal für ermordete Sinti und Roma, das für den Willen steht, den Völkermord nicht zu vergessen.
Vertreter der Sinti und Roma,       -  Vertreter der Sinti und Roma, der Bayerischen Beamten Versicherungen und der Stadt enthüllten am Würzburger
Paradeplatz ein Mahnmal für die verfolgten Sinti.
Foto: FOTO FRANZ NICKEL | Vertreter der Sinti und Roma, der Bayerischen Beamten Versicherungen und der Stadt enthüllten am Würzburger Paradeplatz ein Mahnmal für die verfolgten Sinti.
Von unserem Mitarbeiter gideon zoryiku
 |  aktualisiert: 15.12.2020 12:03 Uhr
Mit der Gedenktafel will die Stadt nach Aussage von Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann keineswegs nur Gedenkrituale vollziehen oder das Entsetzen künstlich konservieren. Im Gegenteil. "Wir wollen aktiv dazu beitragen, dass wir und unsere nachkommenden Generationen nicht vergessen, welche Ungeheuerlichkeiten Menschen anderen Menschen anzutun in der Lage waren."

In den Kriegsjahren waren aus Würzburg zahlreiche Sinti in die Vernichtungslager deportiert worden. Andere wurden Opfer von medizinischen Menschenversuchen, auch in Würzburg. Eindringlich appellierte Beckmann an alle, dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte nicht zu verschweigen. Die Oberbürgermeisterin erinnerte daran, dass der Völkermord an den Sinti und Roma lange nicht zur Kenntnis genommen und verdrängt worden sei. Umso wichtiger sei es, die Erinnerung an diese unmenschliche Verfolgung lebendig zu erhalten. Dafür setze man dieses Mahnmal: mit Trauer, Scham und dem festen Willen, solches nie wieder geschehen zu lassen.

Es bewege sie sehr, so die OB, dass Vertreter der Opfer sowie die Würzburger Sinti-Familien nicht mit Gefühlen verbitterten Hasses, sondern in Gedanken der Versöhnung gekommen seien. In einer bewegenden Ansprache schilderte Rita Prigmore, eine Überlebende der Zwillingsversuche an der Würzburger Universitätsklinik, ihren Leidensweg und den ihrer Familie. Dabei verurteilte sie den nationalsozialistischen Rassenwahn und Völkermord und fragte, warum es ein Verbrechen sein sollte, in andere Völker hineingeboren zu sein. Die 62-jährige Sintezza verwies darauf, dass heute ehemalige KZ-Häftlinge sich im Sommer nicht trauen, offene Kleidung anzuziehen, um nicht auf ihre KZ-Nummer mit "Z" für Zigeuner angesprochen zu werden.

Es sei schmerzhaft, dass viele der Holocaust-Verbrecher straffrei gingen und nach dem Krieg ihre gelernten Berufe ausüben konnten. Unter Hinweis auf die wieder erstarkte rechte Szene sagte Prigmore: "Es ist eine Schande, dass heute unbelehrbare Zeitgenossen wieder Nazi-Ideologien verbreiten. "

Stellvertretend für die 500 000 ermordeten Sinti und Roma berichtete Erich Schneeberger, bayerischer Landesverbandvorsitzender von Sinti und Roma, vom Schicksal von Karl Winterstein. Der Würzburger Sinto, der bereits in der Kaiserlichen Armee im Ersten Weltkrieg gedient hatte und im Zweiten Weltkrieg zunächst eingezogen worden war, war in Auschwitz ermordet worden. "Heute erinnern wir uns an alle, die durch Rassenwahn und Terror des Nationalsozialismus um Leben, Frieden und ein persönliches Glück auf Erden gebracht wurden." Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von dem Würzburger Ensemble duo nuovo, Christine Eberherr (Harfe) und Thomas Hupp (Perkussion). Die Errichtung des Mahnmals wurde durch das Unternehmen Bayerische Beamten Versicherungen in München ermöglicht.

 
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